Lagavulin 12 Jahre Whisky

Lagavulin 12 Jahre Whisky – Eine unverfälschte Islay-Erfahrung

Der Lagavulin 12 Jahre Whisky ist eine Wucht. Kein sanfter, gefälliger Tropfen, sondern ein echtes Geschmacksmonster. Wer ihn probiert, bekommt kein weichgespültes Mainstream-Produkt, sondern einen kompromisslosen, intensiven Islay-Whisky. Das bedeutet: Rauch, Salz, Zitrus und eine gehörige Portion Kraft. Genau das macht ihn für mich so faszinierend. Ich liebe Whiskys mit Charakter – und dieser hier hat eine Menge davon.

Die Geschichte hinter diesem besonderen Tropfen

Lagavulin ist eine der bekanntesten Destillerien Islays, und das völlig zu Recht. Seit 1816 steht sie für Whiskys, die sich nicht anbiedern, sondern ihr eigenes Ding durchziehen. Der 12-Jährige gehört zur Special-Release-Serie von Diageo und unterscheidet sich in einem Punkt grundlegend vom bekannten 16-Jährigen: Hier gibt es keinen Sherry-Einfluss. Das Destillat reift fast ausschließlich in Ex-Bourbon-Fässern, was ihm einen völlig anderen Charakter verleiht. Kein runder, süßlicher Einschlag, sondern pure, ungezähmte Islay-Power.

Eine sensorische Reise – Was erwartet dich?

Schon beim Öffnen der Flasche wird klar: Das hier ist kein zurückhaltender Whisky. Eine gewaltige Rauchwolke steigt auf, dicht, fast medizinisch, aber mit einer Frische, die überrascht. Kein dumpfer, schwerer Rauch, sondern eher wie ein prasselndes Lagerfeuer direkt am Meer. Dazu gesellt sich eine knackige Zitrusnote – als hätte jemand frisch abgeriebene Zitronenschale ins Glas gestreut.

Dieser Geruch enthält eine große Portion Rauch und Torf. Auch die Aromen von gegrilltem Fleisch kommen hinzu, sobald der Whisky im Glas ist. Die weiteren Duftnoten benötigen eine kurze Zeit, bis sie sich gegen den dicht strukturierten Alkohol behauptet haben. Hier gibt es Noten von dunklem Holz, Heu und Meersalz. Zusammengefasst ist dieser Whisky eher trocken und kaum fruchtig.

Im Mund ist der 12 Jahre alte Lagavulin wärmend und kräftig. Es bilden sich Töne von Asche und Rauch. Hinzukommen Getreidenoten sowie alkoholische Anklänge. Insgesamt sind die Geschmacksnoten schmal gefächert und der Single Malt wirkt verhältnismäßig spritzig und leicht.

Im Abgang ist der Lagavulin 12 Jahre langanhaltend und enthält viel Torf und Rauch.

Bei diesem Whisky lohnt sich ein Aufschließen mit ein paar Tropfen Wasser sehr. Der Geruch nach Rauch ist hier merklich breitgefächerter. Ein bisschen riecht es auch nach pikanter Hackfleischsauce.

Auf der Zunge bilden sich üppigere Torf- und Raucharomen, sodass beide deutlich erkennbar sind. Im Nachhall gibt es zusätzlich ledrige Noten.

Tasting Notes im Detail

Nase:

  • Massiver Torfrauch, aber nicht erschlagend
  • Frische Zitrusnoten, insbesondere Zitrone und Grapefruit
  • Ein Hauch Vanille, der sich mit der Süße des Malzes verbindet
  • Salzig, fast wie eine frische Meeresbrise

Gaumen:

  • Kräftig und ölig, füllt sofort den gesamten Mundraum
  • Rauchig, aber nicht nur Rauch – auch Pfeffer und eine angenehme Würze
  • Dezente Süße von Honig und Vanille als Gegenspieler zur intensiven Rauchigkeit
  • Spürbares Eichenholz, das eine leichte Bitterkeit mit sich bringt

Abgang:

  • Extrem lang, trocken und intensiv
  • Rauch bleibt dominant, aber die Salz- und Zitrusnoten verabschieden sich langsam
  • Leichte Bitterkeit, die für zusätzliche Komplexität sorgt

12 oder 16 Jahre – Welche Variante passt besser?

Hier gibt es keine einfache Antwort. Beide haben ihren eigenen Reiz. Der 16-Jährige ist eleganter, süßer, zugänglicher – perfekt für alle, die sich langsam an Islay-Whiskys herantasten. Er hat eine gewisse Weichheit, die durch die Sherry-Fassreifung kommt.

Der 12-Jährige hingegen ist das pure Gegenteil. Roh, direkt, unverfälscht. Wer genau das sucht, wird den 16-Jährigen vielleicht sogar als zu zahm empfinden. Es ist also keine Frage von besser oder schlechter – es geht darum, welchen Stil man bevorzugt.

Ist der Lagavulin 12 Jahre das Richtige für dich?

Ganz ehrlich? Nicht jeder wird diesen Whisky mögen. Wer sich an leichten, sanften Speyside-Whiskys erfreut, wird hier vermutlich keinen Spaß haben. Der hohe Alkoholgehalt (meist über 55 % Vol.) sorgt für eine kraftvolle Intensität, die selbst erfahrene Whiskytrinker herausfordern kann.

Aber für alle, die kräftige Islay-Whiskys lieben, ist das hier ein Muss. Das ist kein sanfter Begleiter für einen ruhigen Abend – das ist ein Whisky, der Aufmerksamkeit fordert. Man muss sich mit ihm beschäftigen, ihn im Glas entwickeln lassen, vielleicht mit etwas Wasser experimentieren. Aber wer sich darauf einlässt, wird belohnt.

So holst du das Beste aus deinem Dram heraus

  1. Zeit geben: Einschenken und stehen lassen. Fünf bis zehn Minuten verändern das gesamte Aromenspektrum.
  2. Mit Wasser spielen: Ein paar Tropfen genügen, um neue Nuancen hervorzubringen.
  3. Passende Snacks: Geräucherter Fisch, salzige Nüsse oder kräftiger Käse harmonieren perfekt mit den rauchigen Noten.
  4. Das richtige Glas: Ein Nosing-Glas hilft, die komplexen Aromen zu konzentrieren.

Die Brennereigeschichte

Das offizielle Jahr der Eröffnung von Lagavulin, einer schottischen Whiskybrennerei von der Insel Islay, ist 1816, aber die Brennereigeschichte reicht deutlich weiter zurück, denn die ältesten Erzählungen berichten bis ins Jahr 1742. In jener Zeit erfolgte bereits nachweislich die Produktion von Whisky. Demzufolge ist Lagavulin wohl inoffiziell die älteste Destillerie auf der Insel Islay.

Im Jahr 1816 eröffnete John Johnston die Lagavulin-Brennerei offiziell. Wenig später eröffnete eine zweite Destillerie ganz in der Nähe. Ihr Gründer war Archibald Campell und der Name der Destillerie lautete Ardmore, darf aber nicht mit der Ardmore-Destillerie aus Aberdeenshire verwechselt werden.

Die engen Beziehungen zu Archibald Campbell trugen besonders am Anfang zum Erfolg der Lagavulin-Brennerei bei. Campbells Familienangehörige waren nämlich Schwarzbrenner und so konnte er viel Erfahrung in der Whiskyherstellung einbringen. Demzufolge gedieh das Unternehmen, das seit dem Jahr 1837 den offiziellen Namen Lagavulin trägt.

Wie so oft bei zahlreichen Brennereien Schottlands geschehen, kam es zu mehreren Eigentümerwechseln. So ging die Brennerei im Jahr 1836 nach John Johnstons Tod an dessen Sohn Donald Johnston über. Im Jahr 1852 wurde John Graham, ein Geschäftsmann aus Glasgow, neuer Eigentümer. Nach nur 15 Jahren wurde die Brennerei an Peter Mackie übergeben, der sie umfangreich sanierte.

Der aktuelle Eigentümer ist Diageo, ein Spirituosenkonzern.

Besonderheiten bei der Herstellung

Die Whiskys von Lagavulin werden mit dem Wasser aus den Sholum-Quellen in der Nähe der Destillerie hergestellt. Diese Quellen liegen darüber hinaus in Meeresnähe, was den Whiskys ihre natürliche, wilde und herbe Aromatik verleiht. Das Salz der Meeresluft trägt ebenfalls zum Geschmack der Lagavulin-Whiskys bei.

Die Brennblasen üben ebenfalls viel Einfluss aus. Diese besitzen eine erheblich geradere Form als einige in anderen Destillerien. So steigt der Alkohol sehr schnell auf. Die Brennblasen sind mit nur geringfügigen Hindernissen ausgestattet, also kondensiert das Destillat nicht. Die Aromen verbleiben somit vollständig im Alkohol. Ein Brennprozess ist sehr langsam und sorgfältig auszuführen und dauert etwa 10 Stunden.

Die Herstellung bei Lagavulin

Lagavulin produziert 2.500.000 Liter Whisky im Jahr. Diese Produktionsmenge ist verglichen mit einigen Mitbewerbern recht gering. Hergestellt wird mit zwei Spirit Stills sowie zwei Wash Stills.

Etwa 98 Prozent der Produktionsmenge wird zu Single Malts verarbeitet. Auffällig ist, dass der Charakter mancher Sorten nicht nur rauchig, sondern auch mild und fruchtig ist.

Viele Jahre bot Lagavulin nur ein paar wenige Whiskysorten an. Ein Klassiker ist dabei der 16-jährige Single Malt mit seinem voluminösen, torfigen und rauchigen Geschmack sowie seinem angenehm langen Nachhall.

Inzwischen sind aber viele weitere Abfüllungen erschienen, wobei besonders diejenigen in Fassstärke interessant sind, die es mit verschiedenen Altersstufen gibt. Auch interessant ist der Whisky mit seiner finalen Reife im Pedro-Ximénez-Sherryfass. Ein beliebter Tropfen ist der Lagavulin 12 Jahre, den Anfänger und Kenner sehr schätzen. Er erscheint jährlich in Fassstärke mit einem Alkoholgehalt von deftigen 56,5 Volumenprozent.

Serviervorschlag

Pur ist der 12 Jahre alte Lagavulin natürlich immer eine Empfehlung.

Dieser Whisky kann aber auch gut mit ein bisschen Wasser getrunken werden, da hier noch weitere Aromen auftauchen.

Mein Fazit – Ein Whisky, der hängen bleibt

Der Lagavulin 12 Jahre ist keine Massenware. Er ist ein Statement. Wer auf Torf, Salz und ungebändigte Intensität steht, bekommt hier einen der besten Vertreter dieses Stils. Für mich gehört er in jede ernsthafte Islay-Sammlung.

Wer sich langsam an Islay herantasten will, sollte vielleicht erst mit dem 16-Jährigen starten. Aber für diejenigen, die genau diesen unverfälschten, direkten Stil lieben, gibt es kaum eine bessere Wahl.

Beim Lagavulin 12 Jahre handelt es sich um einen wilden, stämmigen und torfigen Single Malt. Seine Talente liegen in den rauchigen und torfigen Noten. Eine Vielschichtigkeit gibt es hier weniger. Dieser Whisky eignet sich perfekt für regnerische Tage und kann auch einfach mal zur Entspannung nebenbei genossen werden. Sein Flaschenpreis von etwa 125 Euro ist schon höher angesiedelt.

Ob man ihn liebt oder nicht – gleichgültig lässt dieser Whisky garantiert niemanden.