Die besten Auchentoshan Whiskys
Ein Whisky, der sich Zeit nimmt – und dir zeigt, wie du sie genießen kannst
Es gibt Whiskys, die dich sofort packen. Mit Rauch, Wucht, Torf – alles auf einmal. Und dann gibt es Auchentoshan. Der macht das Gegenteil. Der will dich nicht beeindrucken. Der kommt ruhig daher, fast ein bisschen zurückhaltend. Aber genau das macht ihn interessant.
Ich erinnere mich noch gut an einen Abend vor ein paar Jahren. Ein Kollege hatte eine Flasche Auchentoshan 18 mitgebracht. Es war ein langer Tag gewesen, wir saßen auf einer alten Holzbank auf dem Balkon, und er goss zwei Gläser ein. Es war windig, die Stadt unter uns still. Ich nahm einen Schluck, und da war wieder dieses Gefühl: alles klar, keine Eile.
Man kann diesen Whisky nicht hastig trinken. Er zwingt dich, langsamer zu werden – und das ist manchmal gar nicht so schlecht.
Die Auchentoshan Brennerei aus den schottischen Lowlands gehört zu den wenigen Brennereien in Schottland, die den Whisky im Rahmen einer dreifachen Destillation herstellen. Es entstehen angenehme und milde Whiskys, die überall als sehr beliebt gelten und immer eine tolle Wahl darstellen, was die folgenden ausgewählten Abfüllungen unter beweis stellen.
Der Standort: Glasgower Stadtrand statt Highlands
Viele Brennereien liegen irgendwo in den schottischen Highlands, umgeben von Natur, mit Schafen im Vorgarten und einer steinernen Romantik, die perfekt auf Postkarten passt. Auchentoshan dagegen liegt nahe an der Stadt. Industrie drumherum, Verkehrsstraßen, kein dramatisches Panorama. Und genau das gefällt mir.
Hier wird nicht mit Klischees gearbeitet. Die Leute dort wissen, was sie tun. Kein Touristenkitsch, keine Show. Man kommt hin, macht die Führung, probiert ein paar Tropfen – und geht mit dem Gefühl, dass hier einfach gearbeitet wird. Solide, ehrlich, unaufgeregt.
Warum die Dreifachdestillation einen Unterschied macht
Wenn du ein Glas Auchentoshan probierst und dich fragst, warum er so „weich“ wirkt – das liegt an der dreifachen Destillation. Normalerweise ist bei zwei Durchläufen Schluss. Man entfernt damit bereits einen Großteil der Fuselöle und bekommt ein recht sauberes Destillat. Bei Auchentoshan kommt noch ein dritter Durchgang dazu.
Was bringt das? Es reduziert den Alkoholgehalt am Ende auf rund 80 %. Der Brand ist fast durchsichtig, fast geruchlos – aber eben auch sehr rein. Das Ergebnis: ein Whisky, der leicht über die Zunge gleitet, ohne dass er seine Tiefe verliert.
Manche Leute sagen, dadurch fehle ihm der „Charakter“. Ich sehe das anders. Der Charakter ist da – nur eben subtiler. Er versteckt sich nicht hinter Rauch oder Torf, sondern zeigt sich in feinen Nuancen.
Reifung: Geduld zahlt sich aus
Ein Teil des Geheimnisses liegt im Fass. Auchentoshan arbeitet mit verschiedenen Typen. Ex-Bourbon-Fässer aus amerikanischer Weißeiche sind der Standard. Sie bringen Vanille, Karamell, Kokosnoten mit. Dann gibt es Sherryfässer – Oloroso und Pedro Ximénez – für Süße und Tiefe. Und manchmal kommen Weinfässer dazu, etwa Rotwein oder Sauvignon Blanc.
Ich hatte einmal die Gelegenheit, an einem Tasting teilzunehmen, bei dem man denselben Rohbrand aus verschiedenen Fässern probieren konnte. Es war faszinierend. Ein und derselbe Spirit – aber der Unterschied im Geschmack war enorm. Das Bourbonfass gab ihm eine fast tropische Süße. Das PX-Fass machte ihn schwer, fast sirupartig. Das Rotweinfass brachte Säure und Würze.
Diese Fässer sind kein Beiwerk. Sie sind der Ort, an dem der Whisky „wächst“. Und Auchentoshan lässt ihm die Zeit, das zu tun.
Der 12er: Mein Einstieg, mein Standard, mein Tipp
Ich komme immer wieder auf den 12-jährigen zurück. Für mich ist er der ehrlichste Vertreter der Brennerei. Nicht teuer, nicht überambitioniert – einfach gut gemacht. Er hat dieses typische Vanille-Toffee-Aroma, ein bisschen Mandarine, eine Spur Mandeln. Im Abgang leicht pfeffrig, aber nicht scharf.
Wenn ich Besuch bekomme und jemand sagt „Ich mag eigentlich keinen Whisky“, dann schenke ich ihm oder ihr genau davon ein kleines Glas ein. Kein Rauch, keine Überforderung – nur ein angenehmer, sanfter Einstieg. Und in neun von zehn Fällen geht das Glas leer zurück mit einem „Wow, der ist aber… angenehm.“
Die anderen Abfüllungen – kleine Reisen im Glas
Natürlich gibt es noch mehr zu entdecken:
Three Wood: Für Fortgeschrittene
Der Three Wood hat mehr Wucht. Die Sherryfässer machen ihn dunkler, süßer, fast schon dessertartig. Man muss sich drauf einlassen – aber wenn man es tut, wird man belohnt. Ich trinke ihn gerne nach einem schweren Essen. Er funktioniert fast wie ein Digestif.
18 Jahre: Zeit bringt Tiefe
Was mir beim 18er auffällt: Die Aromen sind da, aber sie verstecken sich. Man muss sie suchen. Der Duft erinnert mich an alte Holzmöbel und Orangenmarmelade. Geschmacklich kommt Nuss, ein bisschen Tabak, ein Hauch Eiche. Ein Whisky für ruhige Abende und leise Musik.
21 Jahre: Für besondere Anlässe
Der 21-Jährige ist ein ruhiger Riese. Alles wirkt abgerundet, fast samtig. Er verlangt Aufmerksamkeit – und gibt dafür etwas zurück, das viele Whiskys heute nicht mehr bieten: Würde.
Auchentoshan im Alltag – und in der Bar
Ich arbeite gelegentlich mit Barkeepern zusammen, die diesen Whisky gerne in Cocktails einsetzen. Nicht, weil er spektakulär ist – sondern weil er verlässlich ist. In einem Whisky Sour oder Old Fashioned macht er eine gute Figur. Seine Milde erlaubt es anderen Zutaten, mitzuspielen. Er trägt, ohne zu dominieren.
Ich selbst mische selten, aber wenn, dann nehme ich den American Oak. Der ist günstig, solide und passt zu fast allem. Und wenn ich mal einen Whisky brauche, um ein Dessert zu verfeinern – etwa Vanilleeis oder ein Schokoladensoufflé – dann greife ich ebenfalls auf ihn zurück.
Auchentoshan Three Wood Whisky
Das ist der kräftige Der Three Wood Whisky von Auchentoshan ist ein ganz besonderer Single Malt Whisky dieser Brennerei. Er lagert und reift zehn Jahre in Ex-Bourbonfässern, bevor er dann noch einmal zwei Jahre in spanischen Sherryfässern von Oloroso nachreifen kann. Abschließend geht es dann für die letzte Reifung noch einmal für ein halbes Jahr in süße Sherryfässer von Ximénez Sherryfass. Die drei verschiedenen Fassarten geben dem Whisky nicht nur die Bezeichnung Three Wood, sondern auch einen einzigartigen Charakter, der begleitet wird von einem Alkoholgehalt in Höhe von 43 % vol.
Die Nase kann sich über ein weiches und dunkles Aroma freuen, bei dem vor allem dunkle Früchte wie Kirschen und Johannisbeeren im Vordergrund stehen wie auch die deutlichen Noten des Sherrys. Zudem trifft man auf einen Hauch von braunem Zucker, Brownies, gerösteten Nüssen, Orangen, Rosinen und immer auch eine Spur vom Holz der Eichenfässer. Als weich und holzbetont erweist sich der Geschmack dieses Whiskys, bei dem sich vor allem auch die süßen und würzigen Noten des Sherrys bemerkbar machen. Hinzu gesellen sich Nuancen von Trockenfrüchte wie Rosinen und Pflaumen sowie Noten von Kakopulver, Zimt, Haselnüssen Limettenschalen und Sirup. Beim lang anhaltenden und fruchtigen Abgang wird man dann noch einmal begeistert durch angenehme Noten von Frische und der Würze des Eichenholzes.
Auchenstoshan 12 (Jahre) Whisky
Dieser Single Malt Whisky von der Auchenstoshan Brennerei kommt in einem neuen Outfit daher, um auch junge und urbane Leute anzusprechen. Im Anschluss an die für die Brennerei gewohnte dreifache Destillation wird der Whisky über 12 Jahre sowohl in Bourbonfässern als auch in Sherryfässern gelagert, wo die Reifung einen komplexen und sanften Whisky entstehen lässt, der mit einem Alkoholgehalt in Höhe von 40 % vol aufwartet.
Das milde und leichte Aroma wird von vielen verschiedenen Noten bestimmt. So wird die Nase von Getreidenoten, Mandeln, Vanille und Limette ebenso umgarnt wie auch von Zuckerguss, Schlagsahne, grünen Äpfeln, gemähtem Glas und immer auch von einem Hauch vom Holz der Eichenfässer. Gaumen und Zunge werden beeindruckt durch einen leichten und auch milden sowie sahnigen Geschmack. Dabei entstehen herrliche Nuancen von Vanille, Karamell, weißer Schokolade, Toffee, Mandelsplitter, Grapefruit und getrockneter Orange. Im lang anhaltenden Abgang wird man dann noch einmal überrascht von einer speziellen und angenehmen Kombination aus Nüssen und Zitronenschalen.
Auchentoshan American Oak Whisky
Dieser Auchentoshan American Oak Whisky ist auch ein traditionell von der Brennerei dreifach destillierter Single Malt Whisky, der einen Alkoholgehalt von 40 % vol bietet. Die Lagerung und Reifung dieses Whiskys erfolgt sowohl in neuen als auch schon in zweitbefüllten Bourbonfässern.
Das fruchtige und teils exotische Aroma wird bestimmt von Äpfeln, Birnen und Pfirsichen sowie von Kokosnuss und Vanille. Zudem lassen sich Noten von Zitronenschalen, Zuckerwatte, Muskatnuss und ein hauch von dem Holz der Eichenfässer erkennen. Geschmacklich erweist sich der Auchentoshan American Oak Whisky als kräftig und gleichzeitig weich. Nuancen von Vanille, süßer Milch und Kokos sowie auch Nuancen von weißen Pfirsichen sorgen dafür, dass Zunge und Gaumen pausenlos verwöhnt werden.
Der mittellange und etwas bittere Abgang sorgt für ein angenehmes Finish, welches sowohl von würzigen Noten als auch von einem Hauch von Karamell geprägt wird.
Die Herstellung des Whiskys in der Auchentoshan Brennerei
Die Auchentoshan Brennerei beeindruckt durch eine Kapazität der Produktion, bei der im Jahr ungefähr 1,5 Millionen Liter Alkohol hergestellt werden, was als sehr außergewöhnlich gilt, da die Brennerei nicht an die Blend Industrie ausliefert. Bei der Produktion wird immer darauf geachtet, dass nur beste Zutaten für den Whisky verwendet werden. So stammt zum Beispiel das während der Destillation benötigte Wasser aus dem Loch Cochno, der in den nahe gelegenen Kilpatrick Hills liegt. Das Quellwasser ist sehr rein und gesund und sorgt für die optimale Milde des Whiskys. Was die Mälzerei betrifft, muss gesagt werden, dass die Auchentoshan Brennerei keine eigenen Malzböden betreibt. das benötigte Malz wird von verschiedenen Großmälzereien gekauft. Dabei legt die Auchentoshan Brennerei immer Wert darauf, dass es sich um ungetorftes Malz handelt, welches den leichten Charakter des Whiskys fördert.
Für die Destillation wird auf die dreifache Destillation zurückgegriffen, die vollkommen der Lowland-Tradition entspricht. Unerwünschte Aromen und vor allem auch eine zu hohe Schärfe des Alkohols werden auf diese Art und Weise herausgefiltert, was zu einem wahrlich angenehmen Whisky führt. Hierfür stehen der Brennerei insgesamt drei Pot Stills zur Verfügung, zu denen eine Wash Still, eine Intermediate Still und eine Spirit Still gehören. Die kontrollierte Beheizung mit Dampf bewirkt eine konstante Qualität.
Bei einem Blick durch das große Glasfenster erkennt man das Innere des Lagers der Auchentoshan Brennerei. Dabei fällt sofort auf, dass in diesem Lager der größte Teil des reifenden Whiskys in Bourbonfässern gereift wird. Da die Auchentoshan Brennerei aber auch mit diversen Mischungen aufwarten kann, gibt es zudem auch eine Reihe von Wein- und Sherryfässern, wobei für so manche experimentelle Abfüllung wie den Auchentoshan Virgin Oak auch ganz frische Fässer aus amerikanischer Eiche zu sehen sind.
Ein kurzes Porträt der Auchentoshan Brennerei
Die Auchentoshan Brennerei gehört zu den Destillerien, die in den Lowlands von Schottland angesiedelt sind. Den Lowlands entstammt auch die von dieser Brennerei umgesetzte Tradition der dreifachen Destillation, die bei schottischen Brennereien eher selten vorkommt. Die Brennerei befindet sich nördlich von Glasgow im Glen Tal und dort direkt am Ufer des Flusses Clyde und nicht weit entfernt von den attraktiven Kilpatrick Hills. Die Auchentoshan Brennerei wurde bereits im Jahr 1800 von John Bulloch errichtet. Damals hieß sie allerdings noch Duntocher Brennerei. Die Produktion des Whiskys erfolgte damals illegal, weshalb es auch keine näheren Aufzeichnungen über diese Zeit gibt. Die Duntocher Destillerie ging allerdings im Jahr 1922 pleite und wurde dann von seinem Sohn übernommen und im Jahr 1823 als Auchentoshan Brennerei offiziell registriert, die ab dem Zeitpunkt dann vollkommen legal den Whisky herstellen konnte.
Die Jahrhunderte, in denen die Auchentoshan Brennerei besteht, waren immer auch geprägt von einer Vielzahl von Wechseln, was den Besitzer der Destillerie betrifft. Mittlerweile gehört die Auchentoshan Brennerei zum Suntory Konzern aus Japan.
Ein Whisky für Leute, die zuhören wollen
Was mir an Auchentoshan gefällt, ist, dass er nicht vorgibt, etwas zu sein. Er macht nicht auf wild, nicht auf „Single Malt des Jahres“, nicht auf besonders exklusiv. Er ist einfach das, was er ist: gut gemacht, ehrlich, klar.
Manche Whiskys wollen dich beeindrucken. Dieser will dich begleiten. Vielleicht ist das der Grund, warum ich ihn immer wieder kaufe. Weil er verlässlich ist. Weil er sich nicht verändert. Und weil ich mich auf ihn verlassen kann – wie auf einen guten Freund, der dir nichts vormacht.
Ein Blick in die Zukunft – wohin geht die Reise?
Die Brennerei experimentiert, das merkt man. Neue Fassarten, Sondereditionen, limitierte Releases – das gehört heute fast zum Standard. Was mich beruhigt: Trotz dieser Innovationen bleibt das Grundprinzip erhalten. Kein Lärm, kein Pomp, kein Marketing-Gebrüll.
Was ich mir wünsche? Vielleicht ein leicht rauchiger Versuch – nicht zu stark, nur ein Hauch. Oder ein Finish in einem ungewöhnlichen Fass, etwa Madeira oder Calvados. Aber bitte ohne den Kern aus den Augen zu verlieren.