Bunnahabhain 12 Jahre Whisky – Eine persönliche Langzeitbeziehung mit Tiefe
Der Einstieg in eine andere Art von Islay
Wenn man an Islay denkt, kommen einem sofort Namen wie Laphroaig, Ardbeg oder Lagavulin in den Sinn. Die typischen Vertreter – kräftig, torfig, medizinisch. Genau das hat mich lange abgeschreckt. Ich konnte mit diesem aggressiven Rauch nicht viel anfangen. Und dann kam Bunnahabhain. Leise, unaufdringlich, aber doch präsent.
Ich hatte ehrlich gesagt nicht viel erwartet, als ich das erste Glas eingeschenkt bekam. Ich dachte, es sei „noch so ein Islay“. Doch was mich dann im Glas erwartete, hatte damit nicht viel zu tun. Der Duft war anders. Der Charakter ruhiger. Und genau das hat mich gepackt.
Warum er aus der Masse heraussticht
Es ist schwer, den Zwölfjährigen einzuordnen. Er ist nicht torfig im klassischen Sinn – das Torfmalz spielt hier kaum eine Rolle. Stattdessen steht eine natürliche Würze im Mittelpunkt, gepaart mit maritimen Elementen. Man spürt die Nähe zum Meer, ohne dass der Whisky salzig schmeckt.
Er ist ausgewogen, ohne langweilig zu wirken. Und gerade das macht ihn so besonders. Kein Whisky, der sich gleich komplett offenbart. Aber einer, der über die Zeit mehr und mehr Facetten zeigt. Mit jeder neuen Flasche entdecke ich etwas anderes.
Die Sache mit dem Sherry – subtil und sauber
Viele Whiskys setzen heute auf schwere Sherryfass-Reifung, um Eindruck zu schinden. Dicke Süße, fast schon sirupartig. Beim Zwölfjährigen ist das anders. Der Einfluss ist da – aber er überlagert nichts. Trockenfrüchte wie Rosinen, etwas Feige, ein Hauch Zimt – das alles ist spürbar, aber nie aufdringlich. Es wirkt eher wie ein Rahmen, in dem sich die anderen Aromen entfalten können.
Ich habe ihn öfter mit Macallan verglichen, speziell mit dem 12er Double Cask. Macallan wirkt im Vergleich fast schon parfümiert. Bunnahabhain bleibt geerdet. Klarer. Weniger süß, mehr Tiefe.
Aromen, die Zeit brauchen
Im Glas entwickelt er sich. Anfangs ist da viel Malz, etwas Honig, ein Tick Salz. Dann kommen die Früchte. Nüsse. Gebrannte Mandeln. Mit etwas Wasser tritt ein Anflug von Zitrus hervor, sogar ein Hauch Leder.
Wenn ich ihn stehen lasse – so 20 Minuten im Glas – kommt manchmal etwas, das an altes Holz erinnert. Fast wie ein alter Segelkutter. Das passt irgendwie zur Geschichte der Brennerei. Und es ist das, was mich immer wieder fasziniert. Der Whisky bleibt spannend.
Herstellung: Weniger ist manchmal mehr
Die Brennerei verzichtet auf Färbung und Kühlfiltration. Das mag für manche nebensächlich klingen – für mich ist es ein Qualitätsmerkmal. Es zeigt, dass hier nicht manipuliert wird. Die Farbe ist natürlich, und das Mundgefühl bleibt erhalten. Gerade bei einem Whisky mit über 46 % Alkohol spürt man das deutlich.
Die Brennblasen bei Bunnahabhain sind übrigens ungewöhnlich groß. Das sorgt für einen relativ leichten, weichen Rohbrand. Zusammen mit der Fasswahl – First Fill Sherry, Refill Bourbon – entsteht ein komplexes, aber sanftes Profil.
Vergleich zu anderen Jahrgängen und Abfüllungen
Ich habe später auch den 18er und den Stiùireadair probiert. Der 18 Jahre alte ist noch mal deutlich komplexer, aber auch preislich in einer anderen Liga. Der Stiùireadair – jünger, ebenfalls mit Sherryfässern – hat Ähnlichkeiten, aber dem fehlt (zumindest in meiner Wahrnehmung) die Tiefe und Balance des Zwölfers.
Der 12er bleibt mein Favorit, weil er dieses Gleichgewicht trifft: Preislich vernünftig, geschmacklich voll. Ein Whisky, den man sich leisten kann – aber der trotzdem Charakter hat.
Praktische Tipps für den Genuss
Was ich über die Jahre gelernt habe: Temperatur macht einen riesigen Unterschied. Direkt aus dem Regal bei 18 Grad ist er fein, aber bei 22 bis 24 Grad entfaltet sich viel mehr. Ich stelle das Glas manchmal ein paar Minuten auf die Heizung – kein Witz. Oder: Ich halte es einfach in der Hand, bis sich das Aroma öffnet.
Ein paar Tropfen Wasser (still, Zimmertemperatur) helfen oft. Dann kommt die Frucht mehr raus. Aber Achtung: Zu viel Wasser verwässert ihn schnell. Für mich reichen drei bis fünf Tropfen auf 30 ml.
Essen dazu? Wenn überhaupt, dann dezent.
Ich bin kein Fan davon, Whisky mit Essen zu kombinieren. Aber manchmal passt dunkle Schokolade erstaunlich gut. Vor allem, wenn sie leicht gesalzen ist. Auch ein Stück Manchego-Käse funktioniert. Aber alles, was zu stark gewürzt ist, killt das Aroma. Ich halte es lieber minimalistisch: ein Glas, ein ruhiger Moment, kein Schnickschnack.
Was mich an Bunnahabhain 12 fasziniert
Ich habe inzwischen viele Single Malts probiert. Aus den Highlands, den Lowlands, der Speyside. Auch japanische Whiskys, amerikanische Bourbons. Aber der Bunnahabhain 12 hat etwas, das mich immer wieder zurückkommen lässt.
Vielleicht ist es diese gewisse Ehrlichkeit. Die Ruhe, die er ausstrahlt. Er will nichts beweisen. Er ist einfach gut gemacht. Und wenn man sich darauf einlässt, bekommt man viel zurück. Nicht laut. Aber dauerhaft.
Für wen dieser Whisky nicht ist
Wenn du auf Rauch stehst, wirst du hier wenig finden. Wer Islay nur über Torf definiert, könnte enttäuscht sein. Auch wer es extrem süß mag – wie bei PX-Sherry-Abfüllungen – wird hier nicht bedient.
Aber wenn du etwas suchst, das zwischen süß und würzig liegt, zwischen Kraft und Balance – dann könnte das hier deine Entdeckung sein.
Geografie & Geschichte
Die nördlichste Brennerei auf Islay ist die Bunnahabhain Destillerie. Diese wurde im Jahre 1881 an der schönen Bucht der Bunnahabhain Bay gegründet. In einer Bucht an der Nordküste der Insel, unmittelbar am Ufer des schmalen Islay Sundes, welcher die beiden Inseln Jura und Islay trennt.
Es befinden sich noch zwei weitere Destillerien zwischen dem Fährhafen Port Askaig und der 4,5 Meilen entfernten Bunnahabhain Brennerei. Seit rund zehn Jahren gehört die Brennerei zur Burn Stewart Distillers Ltd.
Ihr Wasser erhält die Destillerie aus einer unterirdischen Quelle aus dem Margadale Fluss, welcher nicht weit von der Brennerei liegt. Das Aroma dieses 12-jährigen Bunnahabhain wird von seinem spürbaren Salzgehalt bestimmt, was kein Wunder ist, da sich die Brennerei direkt an der Küste befindet.
Es ist zwar richtig, dass der Single Malt dort in der Brennerei aus ungetorfter Gerste gebrannt wird und daher auch ohne die markanten Rauchnoten auskommt. Das gab es nicht immer? Bis zum Jahre 1963 wurde der Whisky von Bunnahabhain ganz offiziell gebannt mit getorfter Gerste, was dem typischen Islay-Stil entsprach.
Es folgte dann eine Kehrtwende und bis 1997 gab es keine Produktion von rauchigen Whiskys. Bunnahabhain war unpeated. Auf Islay ist dieser Single Malt gelagert in Bourbon- und Sherry-Fässern ein Exot.
Was zeichnet diesen Malt-Whisky aus?
Ebenso wie die meisten Brennereien hat auch Bunnahabhain nicht nur gute Zeiten hinter sich. In den letzten Jahren wurden die Abfüllungen immer wieder geändert, so auch mit einer Abfüllung von nur noch 40 % Alkoholgehalt. Mittlerweile handelt es sich hier wieder um stabile 46,3 % Alkoholgehalt.
Nimmt man einmal eine ältere Abfüllung von 2017 zum Vergleich, stellt man fest, dass der ältere Scotch wesentlich rötlicher und dunkler daherkommt. Im Gegensatz zu den neueren 12-jährigen Single Malts von Bunnahabhain. Ein Grund könnte sein, dass der Anteil an Sherry-Casks gereiftem Malt-Whisky reduziert wurde.
Nimmt man die Brennerei beim Wort, reift der 12-jährige Malt-Whisky in zwei verschiedenen Fassarten:
• In spanischen Sherry-Casks reifen 25 % der Whiskys
• In amerikanischen Bourbon-Barrels reifen 75 % der Whiskys
Abgefüllt wird der 12-jährige Single Malt wie schon erwähnt mit beeindruckenden 46,3 % Alkoholgehalt. Hinzu kommt, dass dieser Whisky weder gefärbt noch kühlgefiltert wird, was dem Whisky sehr entgegenkommt.
Kurzinformation
• Dieser 12-jährige Whisky reift in ehemaligen Bourbon-und Sherryfässern. Für seine Qualität spricht der frische Duft bis hin zu einer spektakulären Süße und einem sehr schönen Nachklang
• Die vor rund 130 Jahren gegründete Brennerei, ausgesprochen: „Bu-na-ha-venn begeistert auf der Whisky-Insel Islay seit 1881 mit weltweit feinsten und vielfach ausgezeichneten Malt-Whiskys
• Im Geschmack recht leicht, mit einem Hauch von Walnüssen, Vanille und Malz
Produktinformation & Technische Details
• Hersteller: The Highland Distilleries Company plc, Bunnahabhain Distillery, Isle of Islay, Argyll PA46 7RP
• Kategorie: Single Malt Scotch
• Zusatzstoffe: Keine
• Geschmack: Trocken
• Produktbezeichnung: Whisky
• Netto-Volumen: 700 Milliliter (0,7L)
• Ursprungsland: Schottland
• Jahrgang: NV
• Alkoholgehalt: 46,3 % Vol.
• Format: Flasche
• Marke: Bunnahabhain
• Altersstufe: 18
• Auszeichnungen: 2x Gold bei der WSC 2018
• Fassreife: 12 Jahre
• Herkunftsregion: Isle of Islay
• Verschluss: Schraubverschluss
• Farbe: Bernstein
• Ausbau: Sherry-Fass
• Preis: 47,00 Euro
Produktbeschreibung
Bei diesem 12-jährigen Malt-Whisky entwickelt sich relativ schnell eine malzige Süße, welche sich durch Holznoten noch vorteilhafter gestaltet. Dank der Verwendung von spanischen Sherryfässern bei der Reifung etablieren sich im Whisky tolle Fruchtaromen, hingegen die Ex-Bourbonfässer eine gehörige Portion Vanillearomen liefern.
Entgegen anderen Brennverfahren verschiedener Brennereien übertreibt es dieser 12-jährige Single Malt nicht mit dem Torfrauch und der Fruchtigkeit. Dadurch verfügt dieser Malt-Whisky über eine spritzige und aussagekräftige Persönlichkeit. Bemerkenswert ist auch sein leuchtender Bernstein-Farbton, welcher dem Whisky einen vollmundigen Gesamtcharakter beschert und so sehr appetitanregend zu einem Genuss verführt.
Tasting Notes
Geruch
Erst einmal wird die Nase des 12-jährigen Bunnahabhain von einem aufwendigen und vollem Charakter geprägt. In der Nase machen sich zunächst frische Früchte wie Birnen, Aprikosen und Nektarinen breit. Man könnte glatt denken, dass man sich in einem Obstgarten befindet.
Im weiteren Verlauf über den Nasenkanal folgen ein wenig Orangeat/Orangenschale und kandierte Ananasstückchen. In der Nase in vollem Umfang angekommen, spürt man eine feine Sherry-Note sowie eine Spur von Haribo Lakritz. Zum Ende der Geruchswolke ist noch etwas Eichenholz und etwas Ingwer erkennbar.
Geschmack
Beim Geschmack vereint der 12-jährige Malt-Whisky ein cremiges und weiches Gefühl mit süßen und gewürzten Aromen im Mund. Auf der Zunge spürbar Birne, schwarzer Tee, Haferkekse und Vanillequark. Dazu ein wenig Kakaopulver mit Orangen-und Zitronenschale.
Mehr geht auch nicht! Daher ist es gut, dass sich dieser edle Malt-Whisky leicht pfeffrig und wärmend mit ausgeprägten Holznoten im Mund verabschiedet.
Flaschendesign
Nicht nur beim Trinkgenuss macht sich der 12-jährige Bunnahabhain vom Feinsten bemerkbar. Auch die Flasche als solches legt einen stilsicheren Auftritt hin. Bernsteinfarben in der Braunglasflasche wartet dieser edle Whisky auf die Erlösung von dem Korken in der Flasche.
Unter dem Hals der Flasche befindet sich eine Prägung: „ESTd. 1881“. Auf der Flasche sind zwei Etiketten sichtbar. Das obere Label zeigt einen Seefahrer in den Farben Gold und Schwarz, darunter der Name. Auf dem unteren Etikett in Rot, Weiß und Gold ist dann zu lesen: „Small Batch Distilled“. Ein weitere kurzer Text beschreibt den Charakter der Abfüllung.
Persönlicher Rückblick nach Jahren des Trinkens
Ich habe viele Flaschen leer gemacht. Und bei jeder neuen merke ich: Das Niveau bleibt stabil. Keine Ausreißer, keine Schwankungen. Genau das macht ihn für mich so wertvoll. Er ist kein „Special Release“, keine limitierte Spielerei. Einfach ein solider, authentischer Whisky mit Tiefe und Struktur.
Wenn mich jemand fragt, welchen Whisky man immer im Schrank haben sollte – dieser hier steht ganz oben auf meiner Liste.
Nicht, weil er besonders rar oder teuer ist. Sondern weil er dauerhaft überzeugt. Und das ist im heutigen Markt selten genug.