Octomore 13.2 Whisky

Meine Erfahrung mit dem Octomore 13.2 Whisky

Als ich das erste Mal die Flasche Octomore 13.2 in den Händen hielt, wusste ich ehrlich gesagt nicht genau, was mich erwartet. Die matte, schwarze Hüllse wirkte fast schon einschüchternd. Ich hatte von der Octomore-Reihe schon viel gehört, vor allem vom hohen Rauchgehalt. Aber was genau bedeutet das im Glas? Das wollte ich selbst herausfinden.

Und genau da beginnt die Reise. Ich habe den Whisky nicht einfach nur probiert, sondern mich bewusst darauf eingelassen. Kein hastiges Nippen nebenbei, sondern ein ruhiger Abend, an dem ich mich ganz auf den Tropfen konzentriert habe.

An diesem Abend war es ruhig draußen, ein leichter Regen prasselte gegen die Fensterscheibe. Ich saß in meinem Lesesessel, das Licht gedimmt, leise Jazzmusik im Hintergrund. Ich weiß nicht, ob der Moment den Whisky beeinflusst hat – oder der Whisky den Moment. Vielleicht beides.

Was hinter dem Octomore 13.2 steckt

Der Octomore 13.2 stammt von der Bruichladdich-Destillerie, gelegen auf Islay. Dort weht nicht nur der Wind scharf über die Klippen, dort wird auch Whisky mit Charakter produziert. Und der 13.2 ist dafür ein gutes Beispiel.

Hergestellt wurde er aus Concerto-Gerste, geerntet 2015 in Schottland. Die Destillation fand 2016 statt, und danach ging es für fünf Jahre in Fässer aus europäischer Eiche, die zuvor Oloroso-Sherry aus Jerez enthielten. Die Sherryfässer sorgen für Tiefe und machen einen großen Teil des Aromenspiels aus.

Der Alkoholgehalt liegt bei stolzen 58,3 %. Kein Leichtgewicht also. Doch was mich besonders freut: keine Färbung, keine Kühlfilterung. So wie er aus dem Fass kommt, so landet er in der Flasche.

Interessant finde ich auch, dass Bruichladdich sehr transparent arbeitet. Man erfährt, woher die Gerste stammt, wie alt der Whisky ist, in welchen Fässern er lag. Das schafft Vertrauen – gerade bei einem so intensiven Produkt.

Wie er duftet: Ein erster Eindruck

Beim Einschenken kam mir sofort ein dichter Duft entgegen. Ich habe das Glas einen Moment in der Hand gehalten, leicht geschwenkt und dann langsam daran gerochen. Was sich da entfaltet hat, war ein Wechselspiel aus düster Frucht und warmem Rauch.

Ich habe Rosinen erkannt, reife Feigen, aber auch etwas Nussiges. Haselnuss, vielleicht sogar ein Hauch Walnuss. Dazu eine Prise Pfeffer, und im Hintergrund: Zartbitterschokolade. Der Rauch war stets da, aber nicht übermächtig. Eher wie ein Lagerfeuer, das schon lange brennt.

Was ich nicht erwartet hatte: eine gewisse Frische. Fast minzig. Und mit jedem weiteren Moment im Glas wurde das Ganze noch spannender. Irgendwann kam sogar ein leichter Hauch von frischem Leder dazu. Ich musste an alte Bibliotheken denken, an schwere Bücher und einen prasselnden Kamin.

Der Geschmack: Kraft trifft Balance

Ich nehme einen kleinen Schluck. Der Alkohol macht sich sofort bemerkbar, ohne zu brennen. Er fühlt sich eher wie ein Motor an, der alles andere anschiebt.

Die Sherryfässer haben hier ganze Arbeit geleistet: dunkle Früchte, Trockenpflaumen, ein Hauch Orangenschale. Dazu Holznoten, Gewürze wie Zimt und Muskat, und dann wieder der Rauch. Mal ist er vordergründig, mal versteckt er sich hinter den anderen Aromen. Ich finde das spannend, weil sich der Whisky so mit jedem Schluck ein wenig verändert.

Manchmal, nach ein paar Minuten, kommt plötzlich eine neue Facette zum Vorschein: etwas Karamell, ein Hauch Espresso, sogar ein Hauch Lakritz. Alles ist da, aber nie zu viel. Ich bin kein Fan von überladenem Whisky, und das hier ist genau die richtige Dosierung.

Was mich besonders fasziniert: Er wirkt nie unausgewogen. Die Kraft ist da, aber sie drückt nicht alles andere nieder. Und obwohl man merkt, dass man es mit einem starken Whisky zu tun hat, fühlt es sich nicht nach Überforderung an.

Der Nachhall: Lang, trocken, salzig

Ich lehne mich zurück und lasse ihn wirken. Der Rauch bleibt lange im Mund, aber er wird zunehmend weicher. Dunkle Schokolade kommt durch, dann etwas Leder, vielleicht auch ein Anflug von Tabak.

Und dann dieser maritime Eindruck. Fast salzig. So, als wäre man am Strand nach einem Herbststurm. Dieser Nachklang hat etwas Erdiges, aber auch Klares. Ich mag das sehr.

Man kann fast das Salz auf den Lippen schmecken. Nicht aufdringlich, eher wie eine Erinnerung. Und mit jedem Ausatmen kommt ein letzter Hauch Torfrauch zurück. So subtil, dass man fast vergisst, wie kräftig er eigentlich ist.

Unterschiede zum Octomore 13.1

Ich hatte kurz davor den Octomore 13.1 im Glas. Auch spannend, keine Frage. Aber ganz anders. Der 13.1 reifte in amerikanischer Eiche, wodurch er heller, frischer, vielleicht auch etwas kantiger wirkt. Weniger Tiefe, dafür etwas mehr Direktheit.

Der 13.2 hingegen ist komplexer. Vielschichtiger. Man muss sich ein bisschen mehr auf ihn einlassen. Aber dann entfaltet er eine ganz eigene Dynamik. Es ist fast, als würde er einem Geschichten erzählen – wenn man nur zuhört.

Der 13.1 ist gut, keine Frage. Aber der 13.2 bleibt hängen. Er hat Charakter. Und das ist es, was mich immer wieder zu ihm zurückkehren lässt.

Wie ich ihn trinke

Ich trinke den Octomore 13.2 am liebsten pur, bei Zimmertemperatur. Kein Wasser, kein Eis. Er braucht seine Zeit. Das Glas darf ruhig ein paar Minuten stehen, bevor man den ersten Schluck nimmt. Auch ein zweites oder drittes Mal riechen schadet nicht. Im Gegenteil: Der Whisky ändert sich. Und genau das macht ihn für mich so spannend.

Wenn ich Besuch habe, der sich mit Whisky auskennt, hole ich ihn gerne hervor. Als Gesprächsstarter funktioniert er hervorragend. Und auch, wenn man mal seine Ruhe haben will, ist er ein guter Begleiter. Einfach da sitzen, das Glas in der Hand, und den Gedanken freien Lauf lassen.

Einmal habe ich ihn sogar zu einem Stück Bitterschokolade probiert – 85 %, fast herb. Das passte unglaublich gut. Die Süße der Sherryfassreifung trifft auf die herbe Note der Schokolade, und dazwischen spielt der Rauch. Seitdem ist das meine liebste Kombination.

Meine Einschätzung

Der Octomore 13.2 ist kein Whisky für nebenbei. Man sollte sich auf ihn einlassen. Aber er gibt einem etwas zurück. Nicht nur Geschmack, sondern auch ein Erlebnis.

Er ist intensiv, aber nicht grob. Komplex, aber nicht überfrachtet. Und obwohl er sehr stark getorft ist, wirkt er nie einseitig.

Ich glaube, man muss ein bisschen Erfahrung mitbringen, um ihn richtig zu würdigen. Aber genau das macht ihn für mich interessant. Er ist eine Herausforderung. Im besten Sinne. Und wenn man sich dieser Herausforderung stellt, wird man reich belohnt.

Empfehlung

Wer bereit ist, sich auf eine intensive, aber belohnende Reise einzulassen, wird mit dem Octomore 13.2 viel Freude haben. Ich würde ihn nicht beim ersten Whisky-Tasting servieren, aber als Abschluss eines besonderen Abends? Absolut.

Vielleicht ist er nicht für jeden etwas. Aber wenn er es ist, dann bleibt er im Gedächtnis. Und genau das, finde ich, macht einen guten Whisky aus.

Ich habe mir bereits eine zweite Flasche gesichert – nicht weil ich ihn jeden Tag trinke, sondern weil ich weiß, dass es Momente geben wird, in denen nur dieser eine Whisky passt. Und dann ist es gut, wenn er da ist.