Port Charlotte 10 Jahre Whisky

Der erste Schluck: Port Charlotte 10 Jahre Whisky

Port Charlotte 10 Jahre Whisky hat mich beim ersten Probieren ehrlich überrascht. Ich hatte erwartet, was man von einem getorften Whisky von Islay eben erwartet: Rauch, Salz, vielleicht ein bisschen Seegras. Aber es kam mehr. Kein Theater, kein Blendwerk – einfach ein Whisky, der direkt anspricht. Und dann blieb er. Im Abgang, im Gedächtnis. Ein Whisky, der nachwirkt, ohne sich aufzudrängen.

Dieser Port Charlotte 10 Scottish Barley Whisky ist eine attraktive Abfüllung der schottischen Bruichladdich Brennerei von der Insel Islay und gilt als Ersatz für den vormals beliebten, aber ohne Altersangabe herausgegebenen Scottish Barley. Es handelt sich beim 10 Jahre lang gereiften Port Charlotte um einen sehr rauchigen Whisky, der einen Rauchgehalt von 40 ppm aufweist, was auf das stark getorfte Malz zurückzuführen ist. Deshalb besitzt der Whisky auch die aussagekräftige Aufschrift „Heavily Peated“.

Der Whisky wird gleich in drei unterschiedlichen Fassarten gelagert und gereift, was auch zu seinem reichhaltigen und vielseitigen Charakter führt. So gelangen 65 Prozent des Whiskys in neue Bourbonfässer aus amerikanischem Eichenholz, 10 Prozent in bereits verwendete Bourbonfässer aus dem Holz der amerikanischen Eiche und 25 Prozent Second Fill Fässer, in denen vorher französischer Wein gelagert wurde.

Der Port Charlotte 10 Jahre Whisky wird weder gefiltert noch gefärbt und glänzt durch seine gelbgoldene Farbe sowie durch einen sehr kraftvollen Alkoholgehalt in Höhe von 50 % vol. Bei dieser Trinkstärke bietet es sich unter Umständen an, dem Whisky ein paar Tropfen Wasser hinzuzugeben.

Herkunft und Philosophie der Brennerei

Die Geschichte von Bruichladdich und Port Charlotte

Port Charlotte ist nicht einfach ein Markenname. Es ist ein Ort auf Islay, der viel mit der Geschichte des Whiskys dort zu tun hat. Die Brennerei Bruichladdich, aus der dieser Whisky stammt, steht nicht für Massenware. Man merkt, dass hier Menschen arbeiten, die mitdenken, wenn sie entscheiden, wie etwas schmecken soll. Sie brennen nach eigenen Prinzipien. Transparent, lokal verankert, mit einem klaren Verständnis von Qualität.

Bruichladdich hat die Marke Port Charlotte eingeführt, um ihre getorfte Linie von den ungetorften Varianten abzugrenzen. Und das gelingt. Denn Port Charlotte 10 Jahre hat ein ganz eigenes Profil. Die verwendete Gerste stammt ausschließlich aus Schottland – ein Punkt, den Bruichladdich immer wieder betont.

Was macht ihn anders?

Nicht der Rauch allein ist das Thema. Was mich beim Port Charlotte 10 Jahre Whisky fasziniert, ist die Tiefe. Da steckt ein Charakter drin, der nicht nach Beliebigkeit schmeckt. Und das hat viel mit der Reifung zu tun. Unterschiedliche Fasstypen, darunter auch amerikanische Eichenfässer, ehemalige Bourbon-Fässer und Sherry-Fässer, bringen eine Vielschichtigkeit rein, die nicht aufdringlich ist, aber präsent.

Besonders spannend finde ich die Mischung aus Ex-Bourbon-Fässern (rund 65 %), Sherry-Butts (etwa 10 %), französischen Weinfässern und ehemaligen Tempranillo-Fässern. Dieser Fassmix verleiht dem Whisky Struktur, Frucht und Komplexität, die man nicht überall findet.

Geschmack: Was passiert im Mund?

Rauch, der nicht erschlägt

Wenn man an Islay denkt, denkt man an Rauch. Aber beim Port Charlotte 10 Jahre Whisky ist das nicht die ganze Geschichte. Der Rauch ist da – keine Frage. Er ist intensiv. Aber er lässt Platz für andere Noten. Vanille, Honig, Zitrus, dazu ein wenig Nuss und ein Hauch von Meersalz. Dazu kommen Anklänge von geröstetem Malz, Teer, Holzfeuer und eine leicht süßliche Unterströmung, die den Whisky rund wirken lässt.

Struktur und Balance

Was ich an diesem Whisky wirklich schätze, ist seine Struktur. Er hat eine klare Linie, ohne flach zu wirken. Man schmeckt die 10 Jahre. Der Alkohol ist gut eingebunden. Nichts sticht heraus, nichts wirkt künstlich. Das ist selten.

Der Körper ist voll, ölig, mit angenehmer Viskosität. Er verteilt sich langsam im Mund, ohne zu überladen. Im Nachklang bleibt ein weiches Gefühl von Torf, gepaart mit Karamell und leichtem Tabak.

Warum genau zehn Jahre?

Die Altersangabe ist bei diesem Whisky nicht nur eine Zahl auf dem Etikett. Sie ist ein Versprechen. Zehn Jahre geben dem Destillat genug Zeit, sich zu entwickeln. Die Eiche kann arbeiten, ohne zu dominieren. Die Torfigkeit bleibt erhalten, wird aber nicht holzig oder muffig. Ich habe jüngere getorfte Whiskys probiert, die unausgewogen wirken. Und ältere, bei denen die Eiche alles andere plattmacht. Hier ist das Gleichgewicht getroffen.

Mit zehn Jahren spricht man in der Welt der Islay-Whiskys eine Art Mittelweg an: genug Tiefe, aber noch jugendliche Frische. Diese Kombination ist selten.

Persönliche Momente mit dem Port Charlotte 10 Jahre Whisky

Ich erinnere mich an einen Abend im Spätherbst. Kalt, leicht neblig, die Luft roch nach Laub und feuchter Erde. Ich saß auf dem Balkon, eingewickelt in eine alte Wolldecke, ein Glas Port Charlotte in der Hand. Der Rauch passte zur Stimmung, aber da war auch etwas Warmes, Freundliches in diesem Dram. Nicht kühl und distanziert – sondern verbindend.

Später habe ich den Whisky einem Freund eingeschenkt, der sonst nicht viel mit Islay anfangen kann. Er hat ihn nicht ausgespuckt. Im Gegenteil. Er war still, lange. Dann sagte er nur: „Okay. Jetzt versteh ich das.“

Ein anderes Mal: Winterabend, Schneefall draußen. Kaminfeuer. Port Charlotte im Glas. Dazu ein Stück dunkle Schokolade – überraschend gut. Der Rauch trifft auf die Süße der Schokolade, das Salz auf die Bitterkeit. Eine Kombination, die ich seitdem öfter genieße.

Technische Details, die interessieren

Alkoholgehalt und Fassstärke

Port Charlotte 10 Jahre kommt mit 50 Volumenprozent. Das ist kräftig, aber nicht überfordernd. Man kann ihn pur trinken, muss es aber nicht. Ein paar Tropfen Wasser bringen oft noch mehr von den fruchtigen Noten zum Vorschein. Wer es ausprobieren möchte: Ein kleines Glas, ein paar Minuten warten, dann mit Wasser spielen. Lohnt sich.

Die 50 % geben Spielraum. Der Whisky bleibt präsent, aber nicht wuchtig. Wer ihn mit Wasser trinkt, sollte sparsam beginnen – ein paar Tropfen verändern schon viel.

Nicht kühlfiltriert, nicht gefärbt

Zwei Punkte, die ich persönlich wichtig finde: Der Whisky ist nicht kühlfiltriert und ohne Farbstoff. Das zeigt, dass hier nichts kaschiert werden muss. Es ist, was es ist. Die natürliche Farbe variiert leicht je nach Charge, das gefällt mir. Es zeigt, dass hier keine Standardisierung um jeden Preis passiert.

Wie er sich im Vergleich schlägt

Gegenüber Laphroaig und Ardbeg

Laphroaig ist direkter, aggressiver. Ardbeg verspielter. Port Charlotte 10 Jahre liegt irgendwo dazwischen, aber mit mehr Balance. Weniger medizinisch als Laphroaig, weniger Zitrus als Ardbeg. Dafür mit einem Körper, der trägt. Wer Ardbeg mag, aber manchmal etwas mehr Ruhe im Glas sucht, sollte Port Charlotte probieren.

Und gegenüber Talisker?

Talisker hat auch Rauch, aber wirkt oft süßer. Beim Port Charlotte spürt man mehr Tiefe, mehr Gewicht. Kein Whisky für Anfänger, aber auch keiner, der überfordert. Er fordert ein wenig Aufmerksamkeit – das ist gut so. Wer Talisker mag und offen für Neues ist, wird hier fündig.

Vergleich mit Octomore

Octomore ist ein Extrem. Rauchiger, stärker, jünger. Wer Port Charlotte trinkt, bekommt eine Idee davon, was Bruichladdich auch anders kann. Port Charlotte ist reifer, zugänglicher. Weniger ein Statement, mehr ein Gespräch.

Wann trinkt man diesen Whisky?

Der richtige Moment

Ich würde ihn nicht einfach nebenbei trinken. Dafür ist er zu schade. Nach dem Essen, mit etwas Zeit, vielleicht an einem ruhigeren Abend. Wer dazu noch Musik hört oder ein gutes Gespräch führt – umso besser. Ich persönlich trinke ihn gern, wenn der Tag lang war und ich einfach abschalten will. Keine Ablenkung. Nur Glas und Moment.

Welches Glas?

Ein Nosing-Glas ist ideal. Kein Tumbler. Der Duft gehört zu diesem Whisky dazu. Wer ihn nur trinkt, ohne ihn zu riechen, verpasst die Hälfte. Wer ein Tasting macht, sollte zuerst mit der Nase arbeiten. Erst dann den ersten Schluck nehmen.

Kombination mit Speisen

Port Charlotte passt gut zu kräftigem Käse, zu dunkler Schokolade oder zu geräuchertem Fleisch. Auch eine herzhafte Suppe mit Röstaromen kann gut daneben funktionieren. Wichtig ist, dass der Whisky nicht untergeht – aber das tut er selten.

Das Tasting vom Port Charlotte 10 (Jahre) Scottish Barley Whisky

Sobald die überaus attraktive und alleine schon zum Hingucker werdende Flasche geöffnet wird, entfalten sich rund um die Nase schon die rauchigen, fruchtigen und auch floralen Aromen dieses Single Malt Whiskys. Dabei erfreut sich der Geruchssinn an angenehmen Noten von Torf, Rauch, Zitrus, Clementinen, Sultaninen, Äpfeln, Aprikosen, Heidekraut, Meeresrosen, wildem Thymian, gebratenem Speck, Zwiebeln und an salzigen sowie erdigen Nuancen. Zudem entsteht auch ein feiner Hauch von öligen Tomaten, schwarzen Oliven, Leder und Schießpulver.

Der weiche und zarte, gleichzeitig aber auch intensive und rauchige Geschmack verwöhnt sowohl den Gaumen als auch die Zunge mit den schon im Geruch bemerkten Nuancen von Torf und Rauch. Zudem entwickeln sich attraktive Noten von Vanille, Honig, Kokosnuss, Zitronen, geräucherten Austern, Erde, Borke, Salz, Sand, Roggenbrot, Äpfeln, Sultaninen und Aprikosen sowie ein feiner Hauch vom Holz der Eiche. Der lang anhaltende Abgang bietet ebenfalls die bekannten Rauchnoten sowie eine angenehm fruchtige Süße.

Ein kurzer Blick auf die Brennerei

Der Name des Whiskys lässt dahinter die Port Charlotte Destillerie vermuten, in der allerdings seit dem 1929 nicht mehr gebrannt wird. Der Whisky stammt stattdessen aus der Bruichladdich Brennerei, welche im Jahr 2007 einen großen Teil der Port Charlotte Brennerei kaufte. Die Bruchladdich Brennerei wurde schon im Jahr 1881 von den Brüdern John, Robert und William Harvey gegründet. Sie befindet sich wie die Port Charlotte Brennerei und auch viele andere bekannte Destillerien Schottlands auf der Insel Islay und dort am Loch Indaal. Trotz der Herstellung in der gleichen Brennerei unterscheiden sich die Bruichladdich und Port Charlotte Whiskys in einem wichtigen Punkt. Während der Whisky von Port Charlotte den typischen Rauch der Insel Islay durch das über Torf getrocknete Malz erhält, wird für den Bruichladdich Whisky ausschließlich ungetorfte Gerste verwendet. Neben diesen Marken gehört auch noch der Octomore zu den bekannten Abfüllungen dieser Brennerei, die seit dem Jahr 2012 zum Unternehmen Rémy Cointreau gehört.

Fazit: Warum ich ihn regelmäßig kaufe

Port Charlotte 10 Jahre Whisky ist kein günstiger Alltagswhisky. Aber er ist sein Geld wert. Es gibt immer eine Flasche bei mir im Regal, weil ich weiß, was ich bekomme. Ein ehrlicher Dram, der zeigt, dass Islay auch anders kann: vielschichtig, aber nicht kompliziert. Kraftvoll, aber nicht laut.

Das Besondere liegt nicht im Spektakel, sondern in der Klarheit. Und genau das macht diesen Whisky für mich zu einem Begleiter, auf den ich mich verlassen kann.

Ein letzter Gedanke

Whisky muss nicht laut sein, um Eindruck zu machen. Port Charlotte 10 Jahre hat Tiefe, ohne sich aufzuspielen. Und manchmal, in einem Moment der Ruhe, reicht genau das.