Ardbeg Traigh Bhan Whisky

Der Ardbeg Traigh Bhan 19 Jahre – Eine persönliche Analyse

Der Ardbeg Traigh Bhan 19 Jahre ist ein Whisky, der sofort neugierig macht. Der Name allein klingt exotisch und vielversprechend. „Traigh Bhan“ – ein Strand auf Islay, der für seinen singenden Sand bekannt ist. Doch kann ein Whisky wirklich das Gefühl eines Ortes einfangen? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich das erste Mal eine Flasche dieses besonderen Tropfens in den Händen hielt.

Ich möchte meine Erfahrungen und Eindrücke aus einer sehr persönlichen Perspektive teilen. Dabei geht es nicht um trockene Fakten, sondern um den echten Genussmoment. Ich werde ehrlich berichten, was mich überzeugt hat und wo ich kleine Schwächen sehe.

Der Ardbeg Traigh Bhan Whisky gehört zu einer limitierten Reihe der Ardbeg Brennerei, die jährlich nur in einer geringen Stückzahl produziert wird und dementsprechend auch oft und schnell vergriffen ist. Das zeigt auch die große Beliebtheit dieser Abfüllung, dessen Name aus dem Gälischen stammt und mit „Singender Sand“ übersetzt werden könnte. Der Whisky ist dabei eine Hommage an den gleichnamigen und an der südlichen Seite der Insel Islay zu findenden Strand, von dem gesagt wird, dass der feine Sand bei jedem Schritt zu singen beginnt.

Der Whisky erhält seinen tollen und intensiven Charakter durch die mit bis zu 65 ppm sehr starke Torfung der Gerste sowie durch die mit 19 Jahren sehr lange Lagerung und Reifung sowohl in amerikanischen Ex-Bourbonfässern als auch in hochwertigen Oloroso Sherryfässern aus Spanien.

Der Ardbeg Traigh Bhan Whisky ist ein naturbelassener Whisky, was bedeutet, dass er weder mit diversen Stoffen gefärbt noch gefiltert wurde. Das erhöht die Qualität des Islay Malt Whiskys, der gleichzeitig mit einem kraftvollen Alkoholgehalt in Höhe von 46,2 % vol glänzen kann.


Ein Name mit Geschichte

Der Name „Traigh Bhan“ (ausgesprochen ungefähr „Träi Wan“) steht für einen malerischen Strand an der Südküste Islays. Wer ihn besucht, wird vom feinen, fast blendend weißen Sand beeindruckt sein. Doch dieser Ort hat zwei Gesichter. Einerseits wirkt er friedlich, ja fast paradiesisch, andererseits verstecken sich unter der ruhigen Wasseroberfläche tückische Felsen. Diese Ambivalenz ist es, die Ardbeg in dieser Abfüllung eingefangen hat: Zart und gefährlich zugleich.

Die Destillerie Ardbeg hat eine lange Geschichte. Gegründet 1815, gehört sie zu den Ikonen der Whisky-Welt. Ihre Abfüllungen sind oft von intensivem Rauch und einer gewissen Wildheit geprägt. Doch der Traigh Bhan 19 Jahre verspricht eine andere Dimension – eine raffiniertere Seite des typischen Ardbeg-Profils.


Die Herstellung – Was macht diesen Whisky besonders?

Bevor ich auf den Geschmack eingehe, möchte ich einen Blick darauf werfen, wie dieser Whisky hergestellt wird. Denn hier beginnt der Zauber.

Ardbeg Traigh Bhan reift 19 Jahre lang in einer Kombination aus ehemaligen Bourbon- und Oloroso-Sherryfässern. Diese Fasswahl ist nicht zufällig. Die Ex-Bourbon-Fässer bringen Vanille, Karamell und eine leichte Holzwürze ins Spiel, während die Oloroso-Sherryfässer fruchtige und nussige Noten beisteuern. Diese Mischung sorgt für Tiefe und Komplexität.

Mit einem Alkoholgehalt von 46,2 % wird dieser Whisky nicht kühlgefiltert. Das bedeutet, dass keine Aromen verloren gehen. Man bekommt ihn also in einer fast naturbelassenen Form, was ihm eine besondere Textur und Intensität verleiht.

Die Produktion in der Ardbeg Brennerei

Für das Produktionsvolumen von 1 Million Liter Alkohol wird das Wasser aus den beiden Seen Loch Airigh Nam Beist und Loch Uigeadail bezogen. Das malz stammt aus der nahe gelegenen Port-Ellen-Mälzerei. Die zweifache Destillation der Ardbeg Brennerei erfolgt in einer Wash Still und einer Spirit Still. Das Lager der Ardbeg Brennerei besteht aus vielen Gebäuden auf der Insel Islay, in der vor allem Bourbonfässer und Sherryfässer zu finden sind. Bedingt durch den Golfstrom kommt es zu einer attraktiv langsamen Reifung.

Ein Kurzporträt der Brennerei

Die Geschichte der Ardbeg Brennerei reicht bis in das Jahr 1815 zurück. Damals wurde sie von John McDougall gegründet. Der Name steht im Gälischen für Kleiner Hügel, was die schöne Lage zum Ausdruck bringt. Die lange Erfolgsgeschichte, die immer auch von Rückschlägen heimgesucht wurde, blickt auf viele Eigentümerwechsel zurück.

So wurde sie zum Beispiel in den 1970er Jahren von dem Unternehmen Allied Distillers Ltd. gekauft, bevor sie im Jahr 1997 an die Firma Glenmorangie plc. ging. Seit dem Jahr 2004 gehört die Ardbeg Brennerei 1997 zum weltweit bekannten Konzern Moët Hennessy.


Der erste Eindruck – Optik und Aroma

Farbe

Im Glas zeigt sich ein schönes, leuchtendes Gold mit leicht bernsteinfarbenen Reflexen. Diese Farbe deutet bereits an, dass hier sowohl das Holz als auch die lange Reifung eine entscheidende Rolle spielen.

Aroma – Der erste Kontakt mit der Nase

Ein tiefer Atemzug über dem Glas – und sofort entfaltet sich eine faszinierende Mischung aus Rauch, Würze und Süße. Die ersten Aromen, die mir entgegenkommen, erinnern mich an Lagerfeuer, Teer und warmen Torfrauch. Doch darunter liegt eine angenehme Süße, die an karamellisierten Ingwer und dunkle Schokolade erinnert.

Mit etwas Zeit und Luft entwickelt sich das Bouquet weiter. Plötzlich nehme ich auch frische Noten wahr: Pfefferminze, Fenchel und ein Hauch von Eukalyptus. Das Ganze wirkt komplex, aber nicht überfordernd. Es ist, als würde der Whisky nach und nach seine Geschichte erzählen.


Geschmack – Wie fühlt er sich auf der Zunge an?

Der erste Schluck ist überraschend weich und samtig. Die 19 Jahre Reifung haben ganze Arbeit geleistet.

Zunächst spüre ich eine angenehme Süße, fast wie Honig, begleitet von Vanille und gerösteten Nüssen. Doch dann kommt die Welle von Rauch – kraftvoll, aber nicht übermächtig. Er bringt Noten von Lagerfeuer, Teer und einem Hauch von BBQ mit sich.

Was mich besonders begeistert, ist die Balance. Nichts dominiert zu stark. Die süßen und rauchigen Noten harmonieren perfekt mit den würzigen Elementen. Ich schmecke dunkle Schokolade, Espresso und eine leichte salzige Note, die mich an Meeresluft erinnert.

Mit jedem weiteren Schluck entdeckt man neue Facetten. Mal kommt die Minznote stärker durch, mal der dunkle Kakao. Ein Whisky, der nicht langweilig wird.


Der Abgang – Wie bleibt er in Erinnerung?

Ein guter Whisky zeigt seine Qualität nicht nur im Geschmack, sondern auch im Nachklang. Und hier zeigt der Ardbeg Traigh Bhan seine ganze Klasse.

Der Abgang ist lang, wärmend und intensiv. Erst bleibt die süße Rauchigkeit auf der Zunge, dann übernehmen Noten von Lakritze, Eichenholz und dunklem Kaffee. Nach Minuten ist er immer noch da – ein Echo des Genusses.


Vergleich mit anderen Ardbeg-Whiskys

Ich habe bereits einige Ardbeg-Abfüllungen probiert, darunter den klassischen Ten Years Old, den Uigeadail und den Corryvreckan. Jeder hat seinen eigenen Charakter.

  • Ardbeg Ten ist der purste Ausdruck der Brennerei – torfig, direkt, ohne viel Schnickschnack. Perfekt für Fans von intensivem Rauch.
  • Uigeadail bringt durch die Sherry-Fässer eine schöne Fruchtigkeit ins Spiel, ist aber etwas wilder und intensiver.
  • Corryvreckan ist der stärkste von allen – fast schon brachial mit seinen gewaltigen Pfeffer- und Rauchnoten.
  • Traigh Bhan hingegen wirkt raffinierter. Hier merkt man die 19 Jahre Reifezeit. Er ist sanfter, tiefgründiger und ausgewogener als die jüngeren Varianten.

Das Tasting des Ardbeg Traigh Bhan Whiskys

Das Öffnen der Flasche und das Füllen des Glases führen schon zu einer wahren Freude für den Geruchssinn. Dabei wird die Nase umgarnt von sehr vielseitigen Aromen, bei denen insbesondere die Noten tropischer Früchte wie Ananas, Melonen und auch Pfirsichen ebenso im Mittelpunkt stehen wie auch Nuancen von Torf, Fenchel, Eukalyptus, Sellerie, Curry, Sahne, Heu, Kohle, rauchigem Holz und Meersalz.

Sowohl der Gaumen als auch die Zunge werden verwöhnt durch einen weichen und maritimen Geschmack, bei dem vor allem angenehme Nuancen von Torf, salzigen Erdnüsse, Fondant, Anis, Teer, Torf und Rauch sowie fruchtige Noten von Ananas und Limetten für Begeisterung sorgen. Der lang anhaltende Abgang präsentiert dunkle Noten von schwarzem Tee und würzigem Eichenholz und lässt auch den herben Geschmack vom rauchigen Torf eine ganze Weile nachklingen.

Fazit – Für wen lohnt sich dieser Whisky?

Der Ardbeg Traigh Bhan 19 Jahre ist kein Whisky für Anfänger. Wer zum ersten Mal einen rauchigen Whisky probiert, könnte überfordert sein. Aber für Kenner, die bereits Erfahrung mit Islay-Whiskys haben und auf der Suche nach etwas Besonderem sind, ist er eine hervorragende Wahl.

Die Kombination aus Rauch, Süße und Würze macht ihn vielschichtig und spannend. Besonders beeindruckt hat mich seine Balance – keine Note ist zu dominant, alles ist perfekt aufeinander abgestimmt.

Lohnt sich der Kauf? Das hängt vom Budget ab. Er ist nicht günstig, aber wenn man sich etwas Gutes gönnen möchte, ist er eine fantastische Wahl. Ein Whisky, den man genießen und immer wieder neu entdecken kann.

Ein echtes Erlebnis im Glas.