Port Charlotte Whisky

Der Port Charlotte 10 Jahre ist besonders beliebt.

Port Charlotte Whisky: Eine persönliche Entdeckung

Mein erster Kontakt mit Port Charlotte

Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ich zum ersten Mal Port Charlotte Whisky im Glas hatte. Es war ein verregneter Abend, ich saß mit einem alten Freund am Kamin. Er schob mir das Glas rüber und meinte nur: „Probier den mal.“ Ich roch daran – torfig, rauchig, aber da war mehr. Etwas Weiches, fast Cremiges. Ich nahm einen Schluck – und war sofort gefesselt.

Seit diesem Abend ist viel Zeit vergangen. Doch jedes Mal, wenn ich wieder einen Port Charlotte öffne, bin ich sofort zurück in diesem Moment. Es ist dieser typische Islay-Duft, der einem entgegenweht. Der Rauch, der nicht erschlägt, sondern einlädt. Und das Wissen, dass hinter dieser Flasche keine Massenproduktion steht, sondern eine Brennerei mit Haltung.

Die Geschichte dahinter

Port Charlotte ist keine ganz neue Marke. Der Name stammt von einer alten Brennerei auf Islay, die es heute nicht mehr gibt. Gebrannt wird der Whisky inzwischen von der Bruichladdich Distillery, die diese alte Idee wieder zum Leben erweckt hat. Die Insel Islay steht ja sowieso für kräftige, rauchige Whiskys – Port Charlotte reiht sich da nahtlos ein, aber mit eigenem Charakter.

Das Besondere ist: Obwohl die ursprüngliche Port-Charlotte-Brennerei schon seit den 1920er-Jahren stillgelegt ist, lebt der Geist dieser Whiskykultur weiter. Bruichladdich hat bewusst entschieden, unter diesem Namen einen Whisky zu schaffen, der stark getorft ist – aber eben nicht eindimensional. Die Brennerei will zeigen, dass Torf und Feinheit kein Widerspruch sind.

Wie Port Charlotte entsteht

Die Zutaten

Alles beginnt mit Gerste. Die stammt aus Schottland, oft sogar direkt von Islay. Was den Unterschied macht, ist der Torf. Bei Port Charlotte wird stark getorft – das sorgt für diesen markanten Rauch. Das Wasser stammt ebenfalls von der Insel. Es ist weich und klar, perfekt für die Destillation.

Viele wissen nicht, wie entscheidend das Wasser bei der Whiskyherstellung ist. Es trägt keine Aromen im klassischen Sinn, aber es beeinflusst die Textur. Bei Port Charlotte sorgt es mit dafür, dass trotz aller Kraft eine gewisse Milde im Mundgefühl entsteht.

Die Fässer

Die Reifung macht viel aus. Port Charlotte wird in verschiedenen Fässern gelagert – amerikanische Bourbonfässer, Weinfässer aus Frankreich, manchmal auch Sherryfässer. Die Mischung bringt Tiefe. Man schmeckt den Einfluss des Holzes, aber der Rauch bleibt immer präsent.

Ich hatte mal das Glück, eine Fassprobe direkt vor Ort zu verkosten. Der Brennmeister erklärte mir, wie jedes Fass seine Geschichte schreibt. Es gibt Fässer, die mehr Vanille abgeben, andere wiederum sorgen für dunkle, erdige Noten. Und manche – ganz selten – geben dem Whisky eine fast maritime Salzigkeit mit.

Destillation und Handwerk

Was viele unterschätzen: Die Kunst der Destillation ist ein sensibles Handwerk. Bruichladdich verwendet traditionelle Brennblasen und verlässt sich nicht auf Computersteuerung. Es ist noch echte Handarbeit – mit viel Erfahrung und Bauchgefühl. Man riecht und schmeckt den Rohbrand, bevor er ins Fass wandert. Das ist nicht romantisch gemeint – es ist schlicht notwendig.

Und genau das macht Port Charlotte so besonders: Dieser Whisky entsteht nicht durch Automatisierung, sondern durch Wissen, Geduld und Neugier. Wer sich mit Whisky beschäftigt, weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist.

Der Geschmack

In der Nase

Wenn man das Glas hebt, kommt der Rauch zuerst. Aber dann folgen Vanille, Zitrus, etwas Salz – wie eine Brise vom Meer. Es ist kein plumper Rauch, sondern ein vielschichtiges Aroma. Ich habe schon Leute erlebt, die dachten, sie mögen keinen rauchigen Whisky – bis sie an einem Port Charlotte gerochen haben. Der Duft holt einen ab, ohne zu überfordern.

Am Gaumen

Der erste Schluck ist kräftig. Der Torf ist da, keine Frage. Aber er wird abgefangen von Honig, einer gewissen Süße, fast schon cremig. Dazu kommen Würze – schwarzer Pfeffer, vielleicht ein bisschen Muskat.

Mit der Zeit entwickelt sich das Ganze. Der zweite Schluck ist oft schon weicher. Die Süße wird deutlicher. Man merkt, wie sich der Whisky öffnet, wie sich Aromen verändern. Das ist kein Getränk, das man nebenbei trinkt. Port Charlotte verlangt Aufmerksamkeit – und gibt sie einem doppelt zurück.

Der Abgang

Lang, warm, rauchig. Der Geschmack bleibt. Das Holz ist spürbar, aber nie zu viel. Man hat das Gefühl, der Whisky erzählt noch ein bisschen weiter, auch wenn das Glas schon leer ist.

Was mir immer wieder auffällt: Dieser Abgang hat eine gewisse Salzigkeit. Fast wie Meeresluft. Vielleicht bilde ich mir das ein – aber vielleicht ist es auch einfach Islay, das durch den Whisky spricht.

Meine Gedanken dazu

Ich habe viele Whiskys probiert, aber Port Charlotte hat sich eingebrannt. Es ist dieser Mix aus Intensität und Kontrolle. Für Leute, die auf Rauch stehen, ist er eine sichere Bank. Für Neugierige, die etwas entdecken wollen, auch.

Mir gefällt besonders, dass Port Charlotte nicht so tut, als müsste er jedem gefallen. Er ist kantig, hat Ecken. Aber wer sich darauf einlässt, bekommt viel zurück. Ich erinnere mich an eine Verkostung, bei der jemand sagte: „Das ist der erste Whisky, bei dem ich Rauch nicht als Maske, sondern als Charakter erlebt habe.“

Varianten und Empfehlungen

Port Charlotte gibt es in verschiedenen Varianten – 10 Jahre alt, Islay Barley, PAC:01 oder auch limitierte Editionen. Ich habe einige davon probiert, und jede hat ihren eigenen Reiz. Der 10-Jährige ist ein guter Einstieg. Rauchig, aber zugänglich. Wer tiefer einsteigen will, dem empfehle ich den Port Charlotte Islay Barley. Der bringt zusätzlich eine erdige Note mit, weil die Gerste komplett von der Insel stammt.

PAC:01 ist komplexer – gereift in französischen Weinfässern. Man schmeckt dunkle Früchte, Kräuter, fast ein bisschen Leder. Nichts für den schnellen Schluck. Dafür umso faszinierender, wenn man sich Zeit nimmt.

Food Pairing – was passt dazu?

Was isst man zu einem kräftigen Whisky wie Port Charlotte? Es kommt darauf an. Ein Klassiker: dunkle Schokolade mit hohem Kakaoanteil. Der Rauch des Whiskys und die Bitternoten der Schokolade ergänzen sich hervorragend. Auch gereifter Käse – etwa ein alter Cheddar – kann eine interessante Verbindung eingehen.

Ich habe auch schon Lachs probiert, der über Torfrauch geräuchert wurde – zusammen mit einem Glas Port Charlotte war das eine Offenbarung. Und wer es etwas gewagter mag: ein Stück Wildschweinbraten mit Preiselbeeren, dazu ein Port Charlotte – das funktioniert erstaunlich gut.

Vergleich mit anderen Islay Whiskys

Wenn man Port Charlotte mit anderen Islay-Whiskys vergleicht, fällt auf: Er hat mehr Struktur als ein Laphroaig, ist präziser als ein Lagavulin und gleichzeitig weniger süß als ein Ardbeg. Das ist natürlich subjektiv – aber für mich ist Port Charlotte derjenige, der am meisten Balance bietet.

Er ist weder zu aggressiv noch zu gefällig. Er zeigt, was Islay kann – ohne sich anzubiedern. Wer die Insel verstehen will, findet mit Port Charlotte einen passenden Einstieg. Und wer glaubt, schon alles von Islay zu kennen, könnte hier vielleicht doch noch überrascht werden.

Besuch bei Bruichladdich

Falls du je nach Islay kommst – fahr zur Bruichladdich Distillery. Ich war dort, und es war ein Erlebnis. Keine Show, kein übertriebener Schnickschnack. Man merkt einfach: Hier arbeiten Menschen, die ihren Whisky lieben. Die Führungen sind bodenständig, ehrlich, informativ.

Man bekommt einen Eindruck davon, wie viel Handarbeit hier noch drin steckt. Vom Mälzen bis zur Fassauswahl – hier wird nichts dem Zufall überlassen. Und wenn man dann im Tasting Room sitzt, mit Blick aufs Meer, und ein Glas Port Charlotte in der Hand hat, dann ergibt alles Sinn.

Abschließende Gedanken

Port Charlotte ist kein einfacher Whisky. Aber genau das macht ihn spannend. Er verlangt Aufmerksamkeit, gibt dafür aber viel zurück. Kein Showeffekt, keine Oberflächlichkeit. Einfach ein ehrlicher, kräftiger Whisky mit Geschichte und Charakter.

Wer bereit ist, sich auf ihn einzulassen, begegnet mehr als nur einem guten Single Malt – er erlebt ein Stück Landschaft, ein bisschen Handwerk und eine Menge Leidenschaft, die in jedem Schluck steckt.

Und das ist am Ende das Entscheidende: Port Charlotte schmeckt nicht nur – er bleibt im Gedächtnis.