Bunnahabhain An Cladach Whisky

Erste Begegnung mit dem Bunnahabhain An Cladach Whisky

Der Bunnahabhain An Cladach Whisky war nicht mein erster Single Malt, aber definitiv einer der einprägsamsten. Schon beim ersten Öffnen der Flasche war da dieses maritime Aroma, das mich direkt an eine raue Küstenlandschaft denken ließ. Nicht übertrieben, nicht parfümiert. Eher ehrlich. Ich saß damals in meiner kleinen Küche, draußen Regen, drinnen ein dramatischer Tropfen.

Herkunft und Charakter: Islay im Glas

Bunnahabhain liegt auf Islay, der schottischen Insel, die vor allem für ihre kräftigen, torfigen Whiskys bekannt ist. Aber An Cladach ist anders. Nicht typisch Islay. Er verzichtet auf die volle Torfkeule. Stattdessen bringt er eine Tiefe mit, die sich Schicht für Schicht zeigt. Die Nähe zum Meer schmeckt man trotzdem.

Der Einfluss des Meeres

Was mir beim Trinken auffiel: eine salzige Note, fast wie feuchte Seeluft. Das ist kein Zufall. Die Reifung findet in Lagerhäusern nahe der Küste statt. Holz atmet. Und was es da einatmet, kommt irgendwann im Geschmack durch. Das ist beim An Cladach klar zu erkennen.

Die Verpackung verrät nichts – und das ist gut so

Ich halte nicht viel von überladenen Verpackungen oder dramatischem Marketing. Beim An Cladach fällt zuerst das schlichte Design auf. Dunkles Glas, keine grellen Farben. So bleibt der Fokus auf dem Inhalt. Das wirkt fast altmodisch – im besten Sinne.

Geruch, Geschmack, Nachklang: Eine Analyse in drei Schritten

Nase – die erste Einladung

Beim Einschenken kommen sofort Noten von Trockenfrüchten, Nüssen und ein Hauch Sherry. Kein Alkoholstich. Eher warm und rund. Ein wenig Eichenholz mischt sich darunter. Das Ganze ist nicht laut, aber präsent.

Geschmack – wo alles zusammenkommt

Am Gaumen ist er kräftiger als gedacht. Süße und Würze halten sich die Waage. Rosinen, dunkle Schokolade, eine Prise Pfeffer. Kein Brennen, eher ein wohliges Kitzeln. Mit ein paar Tropfen Wasser zeigt er sich weicher. Dann kommen Aromen von Honig und vielleicht sogar Orangenschale durch.

Abgang – leise, aber lang

Der Nachklang zieht sich. Nicht rau, sondern weich. Etwas Tabak, etwas Karamell. Und wieder diese maritime Note, die wie ein Echo zurückkehrt. Der Whisky bleibt im Gedächtnis, ohne sich aufzudrängen.

Vergleich mit anderen Abfüllungen der Brennerei

Wer den klassischen 12-Jährigen von Bunnahabhain kennt, wird An Cladach als seinen reiferen Cousin wahrnehmen. Der Rauch fehlt, dafür gewinnt er durch Tiefe und Struktur. Er ist kein Whisky für den schnellen Moment. Er will Aufmerksamkeit. Aber er verlangt sie nicht aufdringlich.

Sherryfass-Einfluss ohne Dominanz

Der Whisky reift in Sherryfässern – das merkt man. Aber es ist kein süßer Brei. Der Sherry-Anteil gibt Struktur und Wärme, nicht klebrige Süße. Diese Balance gelingt nicht jedem. Hier schon.

Keine Altersangabe – ein Risiko?

Auf dem Etikett steht kein Alter. Für viele ein Warnsignal. Aber in diesem Fall unbegründet. Ich habe schon 18-Jährige probiert, die weniger Komplexität mitbringen. Alter ist nicht alles – was zählt, ist das Ergebnis im Glas.

Preis-Leistung: Ein persönlicher Blick

Ich habe knapp unter 80 Euro gezahlt. Für einen Whisky mit dieser Tiefe und maritimen Note finde ich das fair. Natürlich gibt es günstigere. Aber es gibt auch viele teurere, die weniger Eindruck hinterlassen.

Wann trinke ich ihn?

Nicht beim Grillen. Nicht bei 30 Grad. Dieser Whisky passt zu stillen Momenten. Regen am Fenster, Buch auf dem Tisch, Musik im Hintergrund. Er will keine Bühne. Er braucht nur Zeit.

Empfehlung für Einsteiger?

Schwierig. Wer milde, süße Whiskys mag, könnte An Cladach als zu fordernd empfinden. Wer aber Lust auf etwas komplexere Aromen hat, wird belohnt. Es ist kein Whisky, den man nebenbei trinkt.

Ein Whisky für Sammler?

Vielleicht. Die Abfüllung ist nicht überall zu bekommen. Und sie ist keine dauerhafte im Standardportfolio. Wer gerne probiert und nicht immer dasselbe trinkt, sollte zugreifen, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Persönliche Anekdote: Whisky und Meer

Ich habe einmal eine Flasche An Cladach mit an die Ostsee genommen. Es war kühl, der Wind wehte kräftig. Wir saßen abends am Strand, eingewickelt in Decken. Der Whisky passte perfekt zur Stimmung. Kein Feuerwerk im Glas, aber ein Gefühl von Ruhe. Vielleicht war das der Moment, in dem ich wirklich verstanden habe, was er ausdrücken will.

Kein Showstar – aber ein Charakterkopf

An Cladach ist kein Whisky, der allen gefallen will. Das macht ihn spannend. Er hat Ecken und Kanten. Kein glattgebügelter Alleskönner. Eher jemand, der seine Geschichte nur erzählt, wenn man bereit ist zuzuhören.

Herstellung und Fasspolitik: Ein Blick hinter die Kulissen

Die Brennerei Bunnahabhain arbeitet traditionell, aber nicht starr. Die Produktion erfolgt ohne künstliche Zusätze. Das Wasser kommt direkt von einer Quelle in der Nähe, dem Margadale Spring. Bei An Cladach werden ausschließlich Sherryfässer verwendet – ein bewusster Schritt. Diese Fässer stammen meist aus Spanien, waren zuvor mit Oloroso-Sherry belegt. Die Wahl des Holzes beeinflusst den Geschmack entscheidend. Es ist die Kombination aus Zeit, Lagerort und Fassauswahl, die diese Komplexität ermöglicht.

Food Pairing: Was passt dazu?

Dunkle Schokolade funktioniert hervorragend. Nicht zu süß, eher hochprozentig. Auch ein reifer Hartkäse mit Salzkristallen kann gut harmonieren. Was weniger passt: Fruchtige Desserts oder sehr scharfe Speisen. Die würden den Charakter des Whiskys überdecken. Auch geräucherter Fisch kann spannend sein – vorausgesetzt, man mag kräftige Aromen.

Vergleich mit anderen Islay-Whiskys

Im direkten Vergleich zu einem Lagavulin oder einem Laphroaig fällt sofort auf: An Cladach verzichtet auf den intensiven Rauch. Dafür bringt er mehr Frucht, mehr Tiefe. Caol Ila ist etwas zugänglicher, Bowmore oft süßer. An Cladach wirkt wie eine ruhige Stimme in einer lauten Runde. Für Liebhaber von Highland-Whiskys kann das ein guter Einstieg in die Welt von Islay sein – ohne gleich ins Torfmeer geworfen zu werden.

Whisky-Tasting mit Freunden: Geteilte Eindrücke

Ich habe den An Cladach mal bei einem kleinen Tasting mit vier Freunden eingeschenkt. Die Reaktionen waren unterschiedlich – und das macht solche Abende so spannend. Einer schmeckte sofort Rosinen, ein anderer sprach von altem Holz. Einer meinte sogar, er erinnere ihn an einen Spaziergang im Nadelwald nach Regen. Das zeigt: Dieser Whisky lässt Raum für eigene Interpretationen.

Meine Reise nach Islay: Vor Ort schmeckt alles anders

Ich war 2023 für eine Woche auf Islay. Nebel, Wind, Schafe – und Brennereien, so weit das Auge reicht. Der Besuch bei Bunnahabhain war einer der Höhepunkte. Direkt am Wasser, die Lagerhäuser offen für die salzige Luft. Dort einen Dram An Cladach zu trinken, war ein Erlebnis. Man spürt die Verbindung zwischen Ort und Produkt. Es ist nicht nur ein Getränk. Es ist das Destillat einer Landschaft.

Fazit: Warum ich immer eine Flasche im Regal haben werde

Er ist kein Whisky, den ich täglich trinke. Aber einer, zu dem ich immer wieder zurückkomme. Wenn ich etwas Echtes will. Etwas mit Tiefe. Nicht glatt. Nicht laut. Sondern ehrlich. Der Bunnahabhain An Cladach hat seinen Platz in meinem Regal sicher – und in meinem Kopf sowieso.