Eine persönliche Begegnung mit dem Bunnahabhain Toiteach A Dhà Whisky
Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ich das erste Mal den Bunnahabhain Toiteach A Dhà Whisky probierte. Ich saß an einem kühlen Herbstabend auf meiner Terrasse, eingehüllt in eine Decke, das Glas fest in der Hand. Ich hatte keine großen Erwartungen, aber was dann kam, hat mich wirklich überrascht. Der Geruch, der mir entgegenschlug, löste sofort Erinnerungen an alte Lagerfeuerabende aus. Dieser Whisky hat etwas Ursprüngliches, fast Ehrliches an sich. Kein Blend, kein weichgespültes Produkt für den Massenmarkt. Sondern ein Tropfen mit Charakter.
Woher er kommt: Die Destillerie am Rand der Welt
Die Brennerei Bunnahabhain liegt ziemlich abgelegen auf Islay. Man fährt eine gefühlte Ewigkeit über schmale Straßen, um dorthin zu gelangen. Doch wer den Weg auf sich nimmt, wird mit einem besonderen Ort belohnt. Die Brennerei schmiegt sich an die raue Küste, umgeben von Wind, Meer und dieser typischen Stille, die man nur in abgelegenen Gegenden findet. Normalerweise sind die Whiskys von dort wenig rauchig, was sie auf Islay zu einer Ausnahme macht. Beim Toiteach A Dhà ist das anders. Hier trifft Rauch auf die typische Sherry-Süße der Marke.
Die Geschichte der Brennerei reicht bis ins Jahr 1881 zurück. Gegründet wurde sie von den Gebrüdern Greenlees. Viele Besitzerwechsel und wirtschaftliche Aufs und Abs prägten die Jahrzehnte, doch Bunnahabhain hat sich gehalten. Und mit dem Toiteach A Dhà einen Whisky geschaffen, der sich klar vom Rest der Linie abhebt, ohne den Ursprung zu verleugnen. Besonders in den letzten Jahren hat die Destillerie wieder an Profil gewonnen. Modernisierungen wurden vorgenommen, ohne den Charakter der alten Produktion zu verlieren. Das merkt man dem Endprodukt an.
Wie er entsteht: Torf trifft Sherry
Beim Toiteach A Dhà setzt man auf getorfte Gerste. Das heißt, dass der Rauch schon ganz am Anfang mitspielt. Danach reift der Whisky in zwei verschiedenen Fassarten: Ex-Bourbon und Oloroso Sherry. Diese Mischung sorgt für ein ausgewogenes Spiel aus Wärme, Süße und einem Hauch von Lagerfeuer. Mit 46,3 % Volumen wird er ungefärbt und ungefiltert abgefüllt, was ihm seine eigene Textur lässt.
Die Fässer machen hier wirklich den Unterschied. Oloroso Sherryfässer bringen eine tiefe, nussige Süße, während die Bourbonfässer für Vanille und eine leichte Holznote sorgen. Die Kombination ist nicht neu, aber hier wirkt sie erstaunlich stimmig. Der Rauch kommt nicht mit der Keule, sondern legt sich langsam über alles drüber. Der Toiteach A Dhà wird übrigens in einem Batch-Verfahren produziert, was bedeutet, dass jede Abfüllung leichte Unterschiede aufweisen kann. Genau das macht es spannend für Kenner.
Der erste Eindruck: Was die Nase sagt
Ich halte das Glas ans Licht: Bernsteinfarben, fast schon rötlich. Beim Riechen kommt erst Rauch, aber nicht wie bei einem Laphroaig, eher feiner, weniger medizinisch. Ich denke an kalte Asche, an ein ausgegangenes Lagerfeuer am Morgen. Danach kommen Früchte, dunkle, reife. Ein wenig Orange, vielleicht auch Rosinen. Und ganz am Ende ein Hauch von Holz.
Wenn man das Glas einige Minuten stehen lässt, entfalten sich weitere Nuancen. Ein bisschen Leder, Tabak, vielleicht sogar ein Anflug von gesalzenem Karamell. Es ist keine überladene Nase, aber eine sehr aufrichtige. Mir gefällt besonders, wie sich nach längerer Zeit eine Note entwickelt, die an feuchten Waldboden erinnert. Klingt seltsam? Vielleicht. Aber das ist genau das Spannende an komplexen Whiskys: Man entdeckt Dinge, die man nicht erwartet hat.
Wie er schmeckt: Der Moment des Schluckens
Der erste Schluck ist weicher, als ich es erwartet hatte. Der Rauch ist da, ja, aber er drängt sich nicht auf. Stattdessen schmecke ich süßliche Noten, ein bisschen Schokolade, getrocknete Früchte, ein Hauch Pfeffer. Der Whisky wirkt voll im Mund, fast cremig. Man hat das Gefühl, dass er bleibt, sich Zeit nimmt.
Was mir besonders auffiel: Die Struktur. Viele Whiskys kippen schnell in eine Richtung. Entweder zu süß, zu scharf oder zu rauchig. Der Toiteach A Dhà schafft eine Balance. Da ist ein Puls, ein Wechselspiel, das einen neugierig macht auf den nächsten Schluck. Mit jedem weiteren Moment am Gaumen entdeckt man etwas Neues.
Beim zweiten Glas fiel mir auf, wie sehr der Whisky auf Temperatur reagiert. Bei Raumtemperatur ist er weich und rund, mit ein paar Tropfen Wasser öffnet er sich und zeigt deutlich mehr Frucht. Probiert man ihn leicht gekühlt, treten die Gewürznoten in den Vordergrund. Es lohnt sich, hier ein wenig zu experimentieren.
Der letzte Eindruck: Abgang mit Charakter
Was bleibt? Der Rauch verabschiedet sich langsam. Zurück bleibt eine leichte Bitterkeit, wie von dunklem Kakao. Und dann, ganz leise, eine Note, die an schwarzen Kaffee erinnert. Kein schneller Abschied, sondern einer, der noch eine Weile nachwirkt.
Ich hatte beim ersten Tasting nicht erwartet, dass ich einen rauchigen Whisky so angenehm finden würde. Aber genau dieser Abgang hat mich überzeugt. Er lässt einen nicht einfach los, sondern begleitet einen in Gedanken weiter, lässt einen darüber nachdenken, was man gerade erlebt hat.
Ein Freund beschrieb es mal so: „Wie ein leiser letzter Akkord in einem Lied, das du nicht mehr aus dem Kopf bekommst.“ Das trifft es ziemlich genau.
Ein Whisky für bestimmte Abende
Der Toiteach A Dhà ist kein Whisky für jeden Tag. Aber wenn es passt, dann passt er richtig. Für mich ist er etwas für ruhige Abende, wenn man runterkommen will. Nicht der lauteste im Regal, aber einer, der Substanz hat.
Ich habe ihn ein paar Mal mit Freunden getrunken, aber am meisten genieße ich ihn allein. Vielleicht mit leiser Musik, einem Buch oder einfach nur mit dem Blick ins Dunkel. Es ist dieser Moment der Ruhe, den er begleitet, nicht stört. Das macht ihn besonders.
Manchmal habe ich ihn auch zu dunkler Schokolade gereicht. Oder zu geräuchertem Käse. Klingt ungewohnt, passt aber. Der Whisky hat genug Tiefe, um mit solchen Aromen mitzuhalten.
Lohnt sich der Preis?
Mit knapp 45 Euro für die Flasche ist er im Mittelfeld. Für das, was man bekommt, finde ich den Preis fair. Vor allem, weil er weder langweilig noch zu speziell ist. Er hat seine Nische gefunden, irgendwo zwischen den rauchigen Klassikern und den süßeren Sherry-Bomben.
Manche sagen, er sei nicht rauchig genug, andere, er sei zu unentschlossen. Ich sehe das anders: Er fühlt sich an wie ein Brückenbauer zwischen zwei Welten. Wer gerne Islay rauchig mag, bekommt hier einen etwas sanfteren Einstieg. Wer eigentlich Sherry liebt, kann sich an den Rauch herantasten.
Mein Fazit nach mehreren Verkostungen
Ich habe die Flasche mittlerweile fast leer. Das sagt eigentlich schon alles. Der Bunnahabhain Toiteach A Dhà hat mir gezeigt, dass man Rauch und Süße auch auf eine angenehm subtile Weise kombinieren kann. Wenn du neugierig bist auf etwas anderes aus Islay, dann gib ihm eine Chance.
Was mir bleibt, ist nicht nur der Geschmack. Sondern die Erinnerung an die Abende, an denen er mich begleitet hat. Kein Whisky, der im Regal verstaubt. Sondern einer, der Geschichten erzählt. Still, aber eindrücklich.
Ich denke, dass der Toiteach A Dhà unterschätzt wird. Vielleicht, weil er nicht laut wirbt, nicht auf jeder Messe steht. Aber das ist genau sein Vorteil. Er wirkt wie ein Geheimtipp für alle, die nicht das Offensichtliche suchen. Sondern die Freude daran haben, ein Glas einzuschenken und sich einfach mal treiben zu lassen.