Glenfarclas 105: Eine persönliche Entdeckungsreise in die Welt der Fassstärke-Whiskys
Als jemand, der sich seit Jahren mit Whisky beschäftigt – auf Tasting-Abenden, in stillen Momenten zu Hause, manchmal sogar im Gespräch mit Brennmeistern selbst – hat man irgendwann das Gefühl, man hätte schon alles probiert. Glenfarclas 105 hat mir gezeigt, dass das nicht stimmt. Dieser Tropfen ist kein Alltagswhisky. Er fordert dich heraus. Und genau das hat mich gepackt.
Robert Hay gründete 1836 die Glenfarclas Destillerie in Schottland gegründet. Die schottische Traditions-Destillerie wurde 1865 an John Grant verkauft und ist bis heute im Familienbesitz der Familie Grant. Glenfarclas bedeutet „Tal des grünen Graslandes“.
Was hinter der Zahl steckt
„105“ steht nicht für ein Alter oder eine Fassnummer. Es ist der alte britische Alkohol-Proof-Wert. 105 Proof entsprechen 60 % Vol. – eine Ansage. Wer glaubt, das sei einfach nur eine Marketing-Spielerei, liegt falsch. In dieser Stärke zeigt sich ein Whisky von seiner pursten Seite. Nichts wird kaschiert, nichts wird glattgebügelt. Er kommt, wie er ist. Direkt aus dem Fass.
Diese Ehrlichkeit hat mich vom ersten Moment an beeindruckt. Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Tasting mit dem 105: Ich hatte mich auf einen angenehmen, kräftigen Dram eingestellt – und wurde überrascht. Stattdessen bekam ich eine Komplexität, die sich nicht sofort erschließt. Die sich aufbaut. Und die sich nicht anbiedert. Das fand ich faszinierend.
Herkunft, die man schmeckt
Glenfarclas liegt in der Speyside, aber spielt nicht die typische Speyside-Melodie. Da ist mehr Wucht, mehr Charakter. Die Brennerei ist seit 1865 in Familienhand, und das spürt man. Man schmeckt förmlich, dass hier keine anonymen Entscheidungen getroffen werden. Die Grants lassen sich nicht verbiegen. Keine Experimente mit Weinfässern, keine Modetrends. Stattdessen: Sherryfässer. Seit jeher. Und das konsequent.
Als ich vor ein paar Jahren die Brennerei selbst besucht habe, wurde mir klar, warum Glenfarclas sich so klar abhebt. Es ist nicht nur die Ausstattung oder das Lagerhaus. Es ist der Umgang mit Zeit. Hier geht nichts schnell. Die Gärung dauert länger, die Lagerung sowieso. Man merkt einfach: Hier hat alles seinen Platz. Nichts ist überstürzt.
Reifung und Fässer: Warum das entscheidend ist
Der Glenfarclas 105 reift in Oloroso Sherryfässern. Diese Fässer sind alles andere als neutral. Sie geben Rosinen, dunkle Früchte, Nüsse und eine gewisse Trockenheit ab. Gerade in Kombination mit der Fassstärke entsteht daraus eine Tiefe, die in der Preisklasse kaum zu finden ist.
Ich habe mit einem Freund – gelernter Küfer – mal ein Glas geteilt. Er konnte anhand des Profils ziemlich genau den Einfluss des Holzes erklären. Was er sagte, klang technisch. Aber was ich schmeckte, war: Wärme, Würze, Dichte. Es war, als würde das Fass selbst erzählen – von Andalusien, von Jahren in dunklen Lagerhäusern, von einem langen Atem.
Und das Beeindruckende: Diese Fässer machen keine Faxen. Kein Rotwein, kein Finish. Nur Sherry. Punkt. Und das passt perfekt zu Glenfarclas.
Der erste Schluck: Kein Whisky für nebenbei
Ohne Wasser ist der Glenfarclas 105 wuchtig. Nicht scharf, nicht unangenehm – aber präsent. Ich empfehle, mit einem Teelöffel Wasser zu starten. Plötzlich öffnen sich neue Ebenen: getrocknete Aprikosen, Toffee, etwas Eiche. Ich habe das Gefühl, er spricht dann klarer. Fast wie ein Gesprächspartner, der sich nach einem Bier entspannt zurücklehnt.
Ich habe ihn mehrfach mit verschiedenen Wassermengen getestet. Bei etwa 3–4 Tropfen beginnt er zu tanzen. Die Nase wird weicher, aber nicht flach. Der Geschmack entfaltet sich weiter – Vanille, Leder, sogar ein Hauch Tabak. Und im Abgang: trocken, warm, leicht nussig. Er bleibt lange. Und er verändert sich mit der Zeit im Glas.
Abende mit Glenfarclas 105
Ich erinnere mich an einen Winterabend – es war draußen knapp unter Null. Holzofen, leises Jazzradio, Notizbuch auf dem Tisch. Ich habe den Glenfarclas 105 in kleinen Schlucken genossen. Ohne Hast. Es war, als hätte der Whisky den Raum eingenommen. Nicht laut. Eher bestimmt.
Ein anderer Moment: Grillabend mit Freunden, einer brachte den 105 mit. Ich war skeptisch – Fassstärke in geselliger Runde? Aber überraschenderweise kam er gut an. Mit ein paar Tropfen Wasser sogar bei denen, die sonst lieber Bier trinken. Einer meinte: „Der hat was zu sagen.“ Und genau das trifft es.
Und dann gab es noch ein Tasting mit einem Sommelier, der eigentlich eher auf Wein spezialisiert war. Auch er war überrascht, wie differenziert der Glenfarclas 105 wirkt, obwohl er so kraftvoll daherkommt. Für ihn war es ein Aha-Erlebnis – und für mich ein Beweis mehr, dass dieser Whisky mehr Menschen erreicht, als man zunächst glauben mag.
Kein Whisky für jeden, aber für viele
Er ist direkt, ehrlich und unverfälscht. Wer eine weichgespülte Abfüllung sucht, wird ihn nicht mögen. Wer sich aber einlassen will, wird belohnt. Mit Tiefe, Charakter und einem Erlebnis, das bleibt.
Ich habe immer ein paar Flaschen in meinem Regal, die ich nur zu besonderen Momenten öffne. Glenfarclas 105 gehört dazu – nicht, weil er teuer ist, sondern weil er Aufmerksamkeit verdient. Er passt nicht zu jedem Moment. Aber wenn die Stimmung stimmt, dann passt er perfekt.
Er ist ein Gesprächsstarter. Und gleichzeitig ein Begleiter für ruhige Abende. Diese Vielseitigkeit findet man selten. Und sie kommt nicht aus der Masse, sondern aus der Klarheit seines Profils.
Die Produktion der Glenfarclas Whiskys
Die Destillerie verfügt über zwei Maischbottiche und zwölf Gärbottiche aus Edelstahl sowie drei Spirit Stills, die mit Gas befeuert werden. Glenfarclas lagert ausschließlich in ehemalige Sherry-Fässern. Die Besonderheit von Glenfarclas liegt darin, dass die Brennerie über sehr große Lagerkapazitäten verfügt. Die gezielte Bestandspflege sorgt darüber hinaus dafür, dass alte Jahrgänge seriell als Standard auf dem Markt angeboten werden können.
Dazu zählen:
• „Highland Cattle“ ca. 8 Jahre), 40 % Vol.
• Glenfarclas 105, 10 Jahre, Fassstärke, 60 % Vol.
• 8 Jahre, 40 % Vol.
• 10 Jahre, 40 % Vol.
• 12 Jahre, 43 % Vol.
• 15 Jahre, 46 % Vol.
• 17 Jahre, 43 % Vol.
• 18 Jahre, 43 % Vol.
• 21 Jahre, 43 % Vol.
• 25 Jahre, 43 % Vol.
• 30 Jahre, 43 % Vol.
• 40 Jahre, 46 % Vol.
Als Sonderabfüllungen gelten Glenfarclas alte Abfüllungen, die hauptsächlich in Sherry-Fässern gelagert haben. Darüber hinaus ist auch der Glenfarclas 105 in verschiedenen Abfüllungen (10, 20, 40 Jahre) erhältlich. Natürlich sind die Sonderabfüllungen stark limitiert.
• Glenfarclas Vintage The Historic Reserve No. 1-4, 43 Jahre,
Jahrgang: 1959 / 2002.
• Glenfarclas 46 Jahre, Jahrgang: 1954 / 2000, limitiert
• Glenfarclas 105, 20 Jahre, Fassstärke, 60 % Vol.
• Glenfarclas 105, 40 Jahre, Fassstärke, 60 % Vol.
Glenfarclas 105 Beschreibung
Dieser Glenfarclas ist 20 Jahre alt und besitzt Cask Strength mit 60 Prozent Alkoholgehalt. Dieser Single Malt wird ausschließlich in Sherry-Fässern gelagert. Dieser Glenfarclas verfügt daher über sehr starke Sherry-Noten. Die edle schwarze Geschenkbox besticht durch schlichte Eleganz und einen Verschluss auf der Seite. Die Flasche trägt rote Schriftzüge. Dieser Glenfarclas überzeugt durch ein äußerst intensives süßes Aroma, einen speziellen Feigendurft und süßem Zuckerrohr. Im Gaumen breiten sich am Gaumen Schokolade, Kaffee und Röstaromen aus. Das harmonische Finish ist sehr lange anhaltend.
Farbe: kräftiges Mahagoni bis hin zu Bernstein
Aroma: würziger Weihnachtskuchen, Früchte, süßer Demerara-Zucker, Trockenobst
Geschmack: überraschende Weichheit am Gaumen, Schokolade, Trockenfrüchte, kraftvoll, würzig, Cognac
Finish: kräftig, sehr langanhaltend
Glenfarclas 105 Pairings
Dieser Single Malt sollte entweder pur oder mit ein paar Tropfen Waser genossen werden.
Glenfarclas 105 – kräftiger oder milder?
Wie kräftig sollte ein schottischer Whisky sein, damit er noch als angenehm empfunden wird? Diese Frage beschäftigt viele Whisky-Kenner und Liebhaber des edlen Getränks. Anfänger bevorzugen eher milde Whiskys. Fans bevorzugen kräfitgere, rauchig-torfigere Noten. Natürlich ist es auch eine Frage des Geschmacks und der Vorliebe. Gourmets, die Whiskys gerne als Begleiter zum Essen trinken, lieben würzige, stärkere Noten zum Hauptgang. Fleisch und vor allem Wild sind dafür prädestiniert.
Mildere Varianten harmonieren hervorragend mit Vorspeisen. Als Faustregel gilt, die Aromen des Whiskys und der Speisen sollen gut aufeinander abgestimmt sein und gut zur Geltung kommen. Anfänger trinken diese gerne pur. Der Glenfarclas 105 ist aufgrund seines Alters und der langen Reifung ideal, um pur getrunken zu werden.
Aber auch als Dessert-Whisky ist er fantastisch. Glenfarclas bietet eine Vielzahl von hervorragenden alten Whiskys, die es sogar seriell gibt. Die Auflagen sind zwar limitiert, dennoch ist die Verfügbarkeit allgemein gut.
Die Wahl der Stärke des Getränks hängt natürlich auch davon ab, wie der Whisky getrunken werden soll. Pur oder „on the rocks“ stellt den Geschmack des Getränkes an sich in den Vordergrund. Als Begleiter zu diversen Speisen getrunken fokussiert den Gesamteindruck von Speise und Getränk.
Der Preis für den Glenfarcals 105 ist etwas hoch, ist aber durchaus aufgrund der sehr hohen Qualität gerechtfertigt. Wie viel jemand für einen alten Jahrgang ausgeben möchte, ist eine rein persönliche Angelegenheit. Dennoch sollte dabei bedacht werden, dass der jeweilige Whisky aus hochwertigen Materialien in Handarbeit hergestellt und jahrelang einen guten Lagerplatz und Betreuung beansprucht. Das verursacht natürlich Kosten. Kosten, die bei einem jüngeren Jahrgang nicht anfallen. Deshalb sollte bei dieser Überlegung immer das Preis-Leistungs-Verhältnis im Auge behalten werden.
Alte Whiskys und ihr Stauts quo
Was einen alten Whisky so besonders macht, ist vor allem das kräftige Aroma. Dieses entsteht hauptsächlich durch die lange Reifung. Alte Whiskys eigenen sich sehr gut als spezielles Geschenk an gute Freunde und Familie oder als Überraschung für einen sehr besonderen Anlass. Die hohe Qualität wird in jedem Fall sehr geschätzt. Nicht umsonst gelten alte Whiskys als ein hochwertiges, erstklassiges Angebot der renommiertesten Versteigerungshäuser der Welt.
Fazit: Ein Whisky, der Stellung bezieht
In einer Welt, in der vieles auf Glätte und Massentauglichkeit getrimmt ist, tut es gut, einen Whisky im Glas zu haben, der Haltung zeigt. Glenfarclas 105 ist nicht nett. Er ist ehrlich. Und genau das macht ihn besonders.
Er bleibt in Erinnerung. Nicht wegen eines auffälligen Etiketts. Sondern wegen dessen, was er im Glas zeigt. Charakter. Tiefe. Und die kompromisslose Haltung einer Familie, die seit Generationen weiß, was sie tut.
Wenn du dich darauf einlässt, wirst du nicht enttäuscht. Du musst ihm nur zuhören. Und dir Zeit nehmen. So wie er sich Zeit genommen hat.