Warum ich den Glenfarclas 15 Jahre immer wieder im Regal habe
Der Glenfarclas 15 Jahre Whisky war bei mir eine Art Zufallsfund. Ich stand damals in einem kleinen Spirituosenladen in Edinburgh, auf der Suche nach etwas, das nicht jeder kennt, aber trotzdem nicht einfach irgendein Rauchhammer oder Vanille-Wässerchen ist. Ein Verkäufer – grauer Bart, Augen wie ein Luchs – hat mir diesen Whisky ans Herz gelegt. Ich war skeptisch. 15 Jahre klang solide, aber nicht überragend. Doch was ich da mitnahm, war der Anfang von einer sehr langen Geschichte zwischen mir und dieser Flasche.
Heute, viele Jahre und viele Whiskys später, steht sie noch immer in meinem Regal. Und nicht als Staubfänger, sondern weil ich ihn regelmäßig trinke. Nicht jeden Abend, aber bewusst. Es gibt Whiskys, die vergisst man schnell wieder. Der hier hat sich eingebrannt. Nicht durch Showeffekte, sondern durch Substanz.
Herkunft und Brennerei – ein Ort mit Charakter
Die Glenfarclas-Brennerei liegt in der Speyside, einer Region, die für viele der weltweit bekanntesten Single Malts steht. Doch Glenfarclas hebt sich ab. Nicht durch große Werbekampagnen oder gehypte Sonderabfüllungen, sondern durch etwas, das man leider immer seltener findet: Kontinuität und Substanz. Die Familie Grant führt den Laden seit 1865, und das merkt man dem Produkt an. Es gibt keinen Konzern im Nacken, der mehr Output fordert. Keine aufgeblähte Markenstory, sondern klare Werte und eine ruhige Hand.
Was ich besonders schätze, ist der Mut zur Beständigkeit. Während andere Brennereien mit fancy Namen und limitierten Sonderflaschen versuchen, die Aufmerksamkeitsspanne des Markts zu bedienen, bleibt Glenfarclas einfach sich selbst treu. Der 15-Jährige ist seit Jahrzehnten fast unverändert erhältlich – dieselbe Rezeptur, dieselben Fässer, dieselbe Philosophie.
Herstellung ohne Firlefanz
Was mir am Glenfarclas 15 Jahre besonders gefällt: Er wird ehrlich gemacht. Kein Schnickschnack. Er kommt mit 46 % Vol. in die Flasche – kräftig genug, um Tiefe zu zeigen, aber nicht so stark, dass man ihn sich nur mit Wasser traut. Kein Farbstoff, keine Kühlfiltration. Das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Gereift wird er in Oloroso-Sherryfässern, und zwar nicht für drei Monate zum Finish, sondern komplett. Das sorgt für diese dichte, warme Aromatik, die nicht künstlich wirkt, sondern wie aus einem Guss.
Ich habe über die Jahre gelernt, dass genau diese Vollreifung in Sherryfässern einen immensen Unterschied macht. Viele Marken setzen auf kurze Finishs, die zwar Marketing-mäßig schick klingen, aber wenig Tiefe erzeugen. Glenfarclas nimmt sich die Zeit. Und man schmeckt es.
Wie schmeckt er wirklich? Keine Marketing-Phrasen, sondern echte Wahrnehmung
In der Nase
Wenn ich das Glas hebe, kommt zuerst ein schwerer, fast weihnachtlicher Geruch. Rosinenbrot. Dunkle Schokolade. Getrocknete Orangenschale. Dazu ein Unterton von altem Holz – wie eine Bibliothek mit Ledersesseln. Kein Rauch, kein aufdringliches Parfüm, einfach Tiefe. Nach ein paar Minuten entwickelt sich das Ganze weiter: ein wenig Leder, ein Hauch Lakritz, vielleicht sogar Marzipan.
Am Gaumen
Die Textur ist ölig, fast cremig. Ich schmecke Trockenfrüchte, Walnüsse, ein bisschen Karamell, aber alles sehr ausgewogen. Kein Zuckerwasser. Dann kommt eine überraschende Würze – fast wie Zimt oder Piment. Und ein leichter Anflug von Rauch, nicht dominant, aber genug, um dem Ganzen Struktur zu geben. Es ist ein Whisky, den man nicht einfach runterschluckt. Man kaut fast darauf herum.
Mit etwas Wasser verändert sich der Eindruck leicht. Die Würze tritt in den Hintergrund, die Süße wird runder. Aber ganz ehrlich: Ich trinke ihn lieber pur. So, wie er aus der Flasche kommt, passt alles für mich.
Der Abgang
Lang, warm und trocken. Ein wenig Eiche bleibt zurück, dazu dunkler Kakao. Kein kurzer Rausch, sondern ein bleibender Eindruck. Ich trinke ihn gern ohne alles. Kein Eis, kein Wasser. Vielleicht ein Stück dunkle Schokolade dazu, aber das war’s.
Wenn man genau hinhört – ja, hört – merkt man, wie der Whisky nachklingt. Manche nennen das Nachhall, für mich ist es eher ein Nachleben. Er verschwindet nicht einfach. Er bleibt da, wie eine Melodie, die man summt, ohne es zu merken.
Für wen ist dieser Whisky eigentlich?
Wenn du gerade erst anfängst, dich mit Whisky zu beschäftigen, könnte der 15-jährige Glenfarclas eine kleine Herausforderung sein. Nicht wegen des Alkoholgehalts oder des Preises, sondern wegen der Komplexität. Er ist nicht laut, sondern tief. Und das fordert Aufmerksamkeit. Für Leute, die sich nicht von Etiketten oder Influencer-Hypes blenden lassen, sondern gern still am Glas riechen und nachdenken, ist er genau richtig.
Ich habe ihn schon mehreren Freunden eingeschenkt, einfach so, ohne große Worte. Manche waren sofort begeistert. Andere haben erstmal gestutzt. Es ist ein Whisky, der eine gewisse Geduld braucht. Wer schnell einen Effekt sucht, ist hier falsch. Wer sich aber einlässt, findet etwas, das Bestand hat.
Preis-Leistung: Mehr Substanz als Show
Ich habe viele Whiskys probiert, die deutlich teurer waren und weniger konnten. Bei rund 60 bis 70 Euro bekommt man hier etwas mit echtem Gehalt. Kein Blender für die Vitrine, sondern ein Whisky, den man wirklich trinkt. Und das ist, was für mich zählt.
Man muss sich das mal vorstellen: 15 Jahre Reifung in hochwertigen Fässern, Handarbeit, ehrliche Produktion – und trotzdem bleibt der Preis vernünftig. Das ist in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Ich kenne Flaschen für über 100 Euro, die weniger Geschichte und Tiefe bieten.
Persönliche Momente mit Glenfarclas 15 Jahre
Ich erinnere mich an einen Abend mit einem alten Freund, der sonst eher Biertrinker ist. Wir saßen auf dem Balkon, spätsommerlich warm, die Stadt war ruhig. Ich habe zwei Gläser eingeschenkt – Glenfarclas 15 Jahre. Er hat einen Schluck genommen, kurz geschwiegen und dann nur gesagt: „Der macht was mit dir.“ Genau das trifft’s. Der Whisky ist nicht laut, aber er bleibt.
Ein anderes Mal, bei einem langen Winterabend allein mit einem Buch – Glenfarclas. Keine Musik, nur das Knistern des Holzes im Kamin. Und da war er wieder: dieser Moment der Stille, in dem alles passt. Solche Erfahrungen haben sich über die Jahre gesammelt. Und genau deshalb kaufe ich ihn immer wieder.
Kein Whisky für jede Gelegenheit – und das ist gut so
Ich greife nicht ständig zu dieser Flasche. Es gibt Tage für leichtere Sachen. Oder Momente, wo ich Lust auf kräftigen Rauch habe. Aber wenn ich etwas will, das Tiefe und Konzentration erfordert, dann steht Glenfarclas 15 bei mir ganz vorne im Regal. Und das seit Jahren.
Er ist wie ein altes Buch, das man nicht ständig liest, aber bei dem man weiß, dass es da ist. Und wenn man es aufschlägt, weiß man wieder, warum man es behalten hat.
Wissenswertes über die Destillerie
Nur knapp zwei Kilometer von der Spey entfernt, an einem Fluss der dem Whisky in der Region Speyside zu seinem Namen verhalf, befindet sich die Glenfarclas Brennerei. Mit Heidekraut bewachsene Hänge hinter Glenfarclas führen hinauf zum Ben Rinnes. Von dort bekommt die Brennerei auch ihr reines Wasser.
Gegründet wurde die Destillerie im Jahre 1836 von Robert Hay. Sehr wahrscheinlich ist Glenfardlas eine der erfolgreichsten und wohl die bekannteste familiengeführte Brennerei in Schottland. Kein Wunder, dass die Familie Grant auf ihren privaten Status sehr stolz ist.
Das zeigt sich auch im Brennereislogan „The Spirit of Independence“. Mittlerweile in der sechsten Generation bestimmt die Grant-Familie seit 1865 die Geschehnisse der Glenfarclas Brennerei. Damit verbunden ist eine konstante Qualität als auch eine Voraussicht, welche man als Unternehmer für ein langlebiges Produkt wie Whisky benötigt.
Kaum eine andere Destillerie verfügt über so viele alte und hochwertige Whiskys in ihren Lagerhäusern. Diese befinden sich in der schönen Speyside und sind derzeit im Besitz von John Grant und seinem Sohn George. Alle Whiskys folgen einem traditionellen Stil und reifen in der Hauptsache in spanischen Sherryfässern.
Geografisch ein wenig verwunderlich ist die Bezeichnung der Whiskys. Glenfarclas bezeichnet ihre Whiskys als Highland-Malts, obwohl die Brennerei selbst in der Whiskyregion von Speyside liegt.
Was hat der Glenfarclas 15 Jahre zu bieten?
Der 15-jährige Single Malt wird aus ungetorfter Gerste hergestellt. Die Gerste wird von den Großmälzereien Simpsons und Muntons zugeliefert. Insgesamt stehen sechs kupferne Brennblasen im Stillhouse. Diese werden direkt mit Gas befeuert.
Diese Art der Befeuerung hat in Schottland mittlerweile Seltenheitswert. Nahezu alle anderen Brennereien nutzen jetzt die indirekte Befeuerung durch Wasserdampf.
Für die Reifung der 15-jährigen Malt-Whiskys werden Sherry-Casks verwendet. Dabei handelt es sich sehr wahrscheinlich um Oloroso-Sherry-Casks. Seit 25 Jahren arbeitet die Brennerei mit der spanischen Bodega „Jose y Miguel Martin“ zusammen. Diese befüllt vorab die Fässer mit Jerez-Wein.
Ganz traditionell wie die anderen Malts der Brennerei reift auch der 15-jährige Glenfarclas in Dunnage-Warehouses. Zur Reifung kommen derzeit aktuell auf dem Gelände rund 96.000 Eichenholzfässer mit Whisky gefüllt.
Der 15-jährige Single Malt wird mit stattlichen 46 % Alkohol abgefüllt und kommt ungefärbt und ungefiltert in die Flasche.
Kurzinformation
• Highland Single Malt Whisky
• Aroma: Süß, Malz, Sherry und ein wenig Rauch. Etwas weiter hinten Früchte und Gebäck
• Im Geschmack komplex, körperbetont, gut ausbalanciert zwischen Malz, Rauch und Sherry
• Am Ende weich, warm und lang mit Sherry
[h3]Produktinformation & Technische Details[/h3]
• Hersteller: Glenfarclas Distillery, AB 37 9 BD Ballindalloch, Banffshire, Schottland
• Jahrgang: NV
• Marke: Glenfarclas
• Kategorie: Single Malt Scotch
• Zusatzstoffe: Mit Schwefeldioxid SO2
• Netto-Volumen: 700 Milliliter (0,7L)
• Region: Speyside
• Besonderheit: Vegetarisch
• Ausbau: Sherry Fass
• Geschmacksnoten: Erdig und rauchig
• Herkunftsland: Schottland
• Geschmack: Trocken
• Format: Flasche
• Verschluss: Kork
• Alkoholgehalt: 46 % Vol.
• Farbe: Bernstein
• Fassalterungszeit: 1 Jahr
• Preis: 51,50 Euro
Produktbeschreibung
Wörtlich übersetzt bedeutet Glenfarclas „Tal des grünen Grases“. Nun sind die Whisky-Liebhaber nicht gerade an grünem Gras interessiert, womit sich hier allerdings auch der Geschmack verbindet. Für Liebhaber von Speyside-Whiskys bedeutet es einfach nur „Sherry“ und diesen Geschmack lieben viele Whisky-Trinker.
Nur fünf Minuten südlich von Abertour mitten im Herzen der Speyside verwendet die dort ansässige Glenfarclas Brennerei traditonell Oloroso-Sherryfässer für die Reifung ihrer Whiskys. Auch wenn die Sherryfässer immer teurer werden, wird sich daran nichts ändern.
Das Sortiment an Single Malt Whiskys ist breit gefächert und reicht von 10 Jahre alten Whiskys bis hin zu einem 40- jährigen Glenfarclas Whisky. Die Whiskys sind ausgestattet mit einem vollen Körper und zeigen Aromen von Trockenfrüchten, Honigwaben, Butterscotch, Sherry und leichtem Rauch sowie Nüsse und Marzipan. Je nach gewählter Abfüllung mal mehr oder auch mal weniger.
Tasting Notes
Geruch
Von diesem 15-jährigen Malt-Whisky steigt einem eine leicht säuerliche würzige Note in die Nase. Ergänzt wird das Geruchserlebnis von einem leicht trockenen Sherrygeruch. Im Weiteren Verlauf machen sich in der Nase Aromen von Orangenschalen, Sahnekaramell, Spekulatius, Kiwi sowie eine Spur von Apfel bemerkbar.
Mit einer solchen Aromavielfalt bereitet der Whisky schon in der Nase viel Freude.
Geschmack
Auf der Zunge nimmt man diesen Malt-Whisky zuerst mild auf. Etwas später präsentiert der Whisky dann seine würzigen Sherrynoten. Geschmacklich kommen hier Orangenschalen, Rosinen, Malz und Datteln zum Vorschein.
Danach folgen Noten von heller Schokolade mit Nüssen, Noten von Eichenholz und eine Spur schwarzer Pfeffer. Alles in allem ist der 15-jährige Whisky im Mund gut ausbalanciert und angenehm komplex.
Flaschendesign
Abgefüllt ist der Single Malt in einer Braunglasflasche mit einer kupferfarbenen Kapsel auf dem Flaschenhals. Das rechteckige Etikett besitzt eine Vintage-Optik in den Farben Rot, Gelb und Beige mit goldenen Schmuckrändern am Etikett. Darunter eine Skizze des Gebäudes sowie Angaben zum Whisky.
Fazit: Ein Whisky mit Haltung
Der Glenfarclas 15 Jahre ist keiner, der sich anbiedert. Er will nicht jedem gefallen. Aber wer sich auf ihn einlässt, bekommt ein Stück Whisky-Kultur, das ehrlich gemacht ist. Ohne große Worte, ohne Chichi. Einfach solide – und gerade deshalb so besonders.
Ich hoffe, dass Glenfarclas diesen Weg weitergeht. Ohne Kompromisse, ohne auf schnelle Trends zu setzen. Denn dieser Whisky beweist: Beständigkeit kann eine Stärke sein – wenn sie gut gemacht ist.