Meine ehrliche Erfahrung mit dem 25-jährigen Glenfarclas: Ein Whisky, der Geduld verlangt
Ich erinnere mich noch genau an den Abend, an dem ich zum ersten Mal den Glenfarclas 25 Jahre probiert habe. Ich hatte mir die Flasche über Wochen hinweg angeschaut – sie stand bei einem befreundeten Sammler im Regal, immer leicht im Hintergrund, neben anderen großen Namen. Niemand hat sie besonders hervorgehoben. Kein großes Tamtam. Und vielleicht war genau das der Grund, warum sie mir auffiel.
Die Destillerie Glenfarclas
Seit 1865 leiten die Grants die Geschäfte der Destillerie Glenfarclas. Seitdem befindet sich die Brennerei im Besitz der Familie. John Grant kaufte eine Farm in der Speyside in Schottland und schuf damit das Fundament für den erfolgreichen Whiskyhersteller. Heute wird die Destillerie Glenfarclas noch immer von der Familie Grant geführt. Dies ist heute eine Besonderheit, da sich kaum noch eine der schottischen Whiskydestillerien in Familienbesitz befindet.
Die Destillerie stellt an sich selbst den Anspruch, schottische Single Malts aus den Highlands in Spitzenqualität und nach traditioneller Rezeptur der Speyside-Region herzustellen. Die Bemühungen zahlen sich aus, denn die Single Malts sind auf der ganzen Welt sehr beliebt.
George Grant betreibt die Glenfarclas-Brennerei in der 6. Generation. Als Whiskybotschafter ist er der Taktgeber und beschert dem Unternehmen seinen weltweit großen Erfolg. George Grant erlernte das Handwerk der Whiskyproduktion und alles was dazugehört bei mehreren Whiskybrennereien. Im Jahr 2000 stieg er wieder bei Glenfarclas ein und leitet seitdem die Geschicke der Destillerie.
Die Whiskybrennerei Glenfarclas ist in Ballindaloch in Moray County innerhalb der schottischen Speyside ansässig. Glenfarclas trägt die Bedeutung „Tal des grünen Grases“. Dort wird mithilfe von zwei Maischbottichen und 12 Gärbottichen produziert. Die 3 Brennblasenpaare laufen mit Gasbefeuerung.
Warum dieser Whisky mehr Aufmerksamkeit verdient
Glenfarclas ist eine dieser Brennereien, die nicht auf Marketing-Feuerwerk setzt. Keine fancy Verpackung, kein übertriebener Mythos. Die Flasche wirkt fast schon altmodisch, schlicht. Und doch – sie zieht einen Blick auf sich, wenn man weiß, worauf man achten muss. Beim 25-Jährigen hat man es mit einem Tropfen zu tun, der mehr zu sagen hat als viele laute Vertreter seiner Zunft.
Ich wusste, dass ich nicht einfach nur einen „alten Whisky“ vor mir hatte. 25 Jahre Reifung sind kein Selbstzweck. Der Unterschied zeigt sich nicht in einer Zahl auf dem Etikett, sondern im Glas.
Herkunft und Charakter: Was Glenfarclas ausmacht
Die Brennerei – kein Marketing-Märchen, sondern echte Familientradition
Glenfarclas liegt in Ballindalloch, mitten in Speyside – einer Region, die für fruchtige, sanfte Malts bekannt ist. Die Brennerei ist seit über 150 Jahren in Familienhand. Das allein macht noch keinen guten Whisky, aber es zeigt, dass hier nicht alle fünf Jahre der Besitzer wechselt. Die Familie Grant hat eine klare Vorstellung davon, was ihre Whiskys sein sollen – und was nicht.
Sie setzen auf Sherryfässer, nicht auf Experimentierfreude. Auf Zeit, nicht auf Effekthascherei. Diese Kontinuität merkt man. Der 25-Jährige wurde nicht entwickelt, um irgendwelche Rankings zu gewinnen, sondern um einen bestimmten Stil zu repräsentieren – ruhig, tief, unaufgeregt.
Der erste Schluck: Ein Geduldsspiel
Ich habe die Flasche geöffnet, sie etwa 15 Minuten im Glas atmen lassen. Und das war wichtig. Wer den Whisky sofort kippt, verpasst vieles. Anfangs wirkt er sogar verschlossen, beinahe distanziert. Man muss sich ihm nähern wie einem stillen Gesprächspartner. Aber sobald er sich öffnet, wird es interessant.
Aromen – keine Explosion, sondern ein ruhiger Fluss
Die Nase hat mich nicht umgehauen. Sie hat mich eingeladen. Es war diese Mischung aus altem Leder, getrockneten Feigen, Orangenschale und ganz leichter Rauchigkeit. Nichts Dominantes, nichts Aufdringliches. Der Alkohol ist gut eingebunden – immerhin hat er 43 %. Kein Anzeichen von Schärfe oder Stechen. Ich hab die Nase fast eine halbe Minute lang im Glas gelassen. Es roch einfach… gut. Rund. Warm.
Geschmack – trocken, nussig, lang
Im Mund passiert nicht alles auf einmal. Erst kommt ein leichter Süßton, fast wie Toffee. Dann wird es dunkler – Walnüsse, Rosinen, etwas Eiche. Die Sherryfasslagerung zeigt sich deutlich, aber nicht plakativ. Und plötzlich war da eine Erinnerung: Mein Großvater hatte früher in seiner Werkstatt altes Holz bearbeitet. Genau diesen leicht staubigen, warmen Holzton hatte ich hier. Das war kein künstlicher Effekt, sondern eine ehrliche Note aus der Reifung.
Der Abgang ist nichts für Hektiker. Lang, trocken, mit dunkler Schokolade und einem Hauch von Tabak. Kein schneller Hit, sondern ein langsames Verblassen.
Technische Details: Das muss man wissen
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Alkoholgehalt: 43 %
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Fassart: Ex-Oloroso Sherry
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Farbe: Naturbelassen, dunkles Gold bis Kupfer
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Kühlfiltrierung: Nein
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Farbstoffe: Keine (und man schmeckt den Unterschied)
Diese nüchternen Fakten machen keinen Whisky großartig – aber sie zeigen, dass hier nichts kaschiert werden muss.
Preis vs. Leistung: Nicht günstig, aber ehrlich
Ich habe meine Flasche für etwa 190 € bekommen. Das klingt nach viel – und das ist es auch. Aber für 25 Jahre Fassreife, traditionelle Produktion und ehrliche Qualität ist das heute fast schon ein fairer Preis. Wenn man sieht, was andere Destillerien für zehn Jahre Reifezeit aufrufen, wirkt Glenfarclas fast schon zurückhaltend.
Wem ich diesen Tropfen empfehlen würde? Nicht jedem. Nicht für den Einstieg. Auch nicht als Geschenk für jemanden, der „ab und zu mal Whisky trinkt“. Das hier ist etwas für Menschen, die Whisky nicht trinken, um betrunken zu werden – sondern um zu verstehen.
Was diesen Whisky von anderen abhebt
Viele Whiskys heutzutage sind gemacht für Aufmerksamkeit. Finish im Rumfass, im Weinfass, im Marsala-Fass, in Eichenfässern aus dem Himalaya… was auch immer. Glenfarclas braucht das nicht. Der 25-Jährige kommt aus Sherryfässern – Punkt. Keine Spielereien. Kein Blend. Keine Sonderedition.
Was ihn abhebt, ist die Gelassenheit, mit der er da steht. Wer ihn kennt, weiß, was er kann. Wer ihn nicht kennt, wird ihn übersehen. Und das ist fast schade – aber auch wieder nicht. Denn es bewahrt einen gewissen Respekt vor dem, was dieser Whisky eigentlich ist.
Der richtige Moment für Glenfarclas 25
Ich trinke diesen Whisky nicht oft. Vielleicht zwei, drei Mal im Jahr. Dann, wenn der Tag lang war. Oder wenn man weiß: Heute Abend geht es um Gespräche, nicht um Lautstärke. Ich trinke ihn meistens allein, oder mit Menschen, die ich lange kenne. Er verlangt Stille. Und Aufmerksamkeit.
Über den Whisky
Die Speyside-Destillerie Glenfarclas liegt nur wenige Meilen von der Ortschaft Aberlour entfernt und verwendet zum Reifen ihrer Whiskys aus Tradition Oloroso-Sherryfässer. Es wird ein breites Sortiment angeboten, das 10 Jahre alte bis 50 Jahre alte Single Malts umfasst. Genfarclas-Whiskys sind vollmundig und besitzen Geschmacksnoten von Sherry, getrockneten Früchten, Butterplätzchen, Honig, Nüssen, Marzipan und etwas Rauch. Je nach Alter des Whiskys fallen die vorhanden Aromen mal stärker, mal schwächer aus.
Zum Beispiel wird der Glenfarclas 105 mit einem Alkoholgehalt von 60 Volumenprozent in Fässer gefüllt.
Sehr bekannte Abfüllungen der Glenfarclas-Destillerie tragen den Namen Family Casks. Dabei handelt es sich um ein jährlich ausgewähltes Fass seit dem Jahr 1954. Diese Kollektion wächst Jahr für Jahr weiter. Diese ausgezeichneten Whiskys erhalten keine Färbung und kommen in Fassstärke in die Flaschen.
Die Whiskyproduktion
Die Produktion in der Destillerie Glenfarclas ist noch traditionell und die halbe Belegschaft ist mit Maischen, Mahlen, Brennen und Lagern beschäftigt. Hier wird jeden Tag für 20 Stunden im Drei-Schicht-Betrieb produziert. In Glenfarclas-Whiskys stecken nur Hefe, Gerstenmalz und Wasser aus der Quelle am Berg Benrinnes.
Das Traditionshandwerk, die Brennblasenform, die Eichenfassqualität und die Vermischung der reifen Whiskys sorgen für den sehr guten Geschmack. Ein Pluspunkt ist, dass Besucher die Destillerie besuchen und einen Rundgang machen dürfen.
Der Maischprozess
Glenfarclas mälzt seit mehreren Jahrzehnten seine Gerste nicht mehr selbst. Das Gerstenmalz wird gekauft und in mehreren Silos eingelagert, die jeweils mehr als 300 Tonnen fassen können. Nach dem Mahlen des Malzes, wobei der Anteil an Grist 80 Prozent, der Anteil an Hülsen 15 Prozent und der Anteil a Mehl 5 Prozent beträgt, erfolgt die Befüllung des Maischbottichs gemeinsam mit warmem Quellwasser. Zuerst wird etwa 65 °C heißes Wasser zum Herauswaschen des Zuckers benutzt. Dann wird das Zuckerwasser abgepumpt und mit einer zweiten Befüllung, bei der das Wasser 78 °C heiß ist, nachgelegt. Es folgt eine dritte Befüllung, bei der die Wassertemperatur 80° C beträgt und einen geringen Anteil Zucker enthält. Diese Befüllung ist gleichzeitig die Erstbefüllung für das Maischen. Insgesamt kommt dabei eine Maischmenge von 83.000 Litern heraus.
Das Zuckerwasser wird in Kühlmaschinen gepumpt und auf 20° C heruntergebracht. So eignet es sich optimal für eine Gärung mithilfe von Hefe. Nachdem das Zuckerwasser abgepumpt wurde, bleiben Rückstände zurück, die von den Bauern der Gegend an ihre Tiere verfüttert werden.
Der Edelstahl-Maischbottich der Brennerei Glenfarclas besitzt einen 10-Meter-Durchmesser und eine 16,5-Tonnen-Kapazität. Damit zählt dieser Maischbottich zu den größten im schottischen Whiskygewerbe. Das Maischen dauert insgesamt ungefähr 12 Stunden mit der Reinigung.
Die Fermentierung
Nach der Abkühlung des Zuckerwassers erfolgt die Befüllung der 12 Gärbottiche, welche jeweils 41.500 Liter fassen können. Der Inhalt eines Maischbottichs passt also in zwei Gärbottiche. Die kultivierte Hefe wird als 1-prozentiger Anteil dazugegeben und das Ganze gärt für drei Tage. Diese relativ lange Gärungszeit sorgt für ein typisches Bier, wie man es aus der Speyside kennt. Nach Abschluss des Gärprozesses enthält dieses einen Alkoholgehalt etwa 9 Volumenprozent.
Die Fassauswahl
Der Glenfarclas 25 Jahre verweilt 25 Jahre in ausgewählten Oloroso-Sherryfässern. Dabei entsteht ein sehr komplexer Single Malt aus der Speyside mit Noten von Bitterschokolade, Gewürzen, Sherry, Eichenholz, gereiftem Obst sowie Nüssen. Der Whisky wird nicht gefärbt und enthält eine Trinkstärke von 43 Volumenprozent.
Eine Trinkempfehlung
Der 25-jährige Glenfarclas sollte idealerweise pur genossen werden, denn so schmeckt ein älterer Whisky am besten. Er schmeckt aber auch mit ein paar Eiswürfeln.
Wie riecht und wie schmeckt der Glenfarclas 25 Jahre?
Der Geruch
Vorherrschend beim Duft sind schwere, würzige und dunkle Aromen. Auffallend sind Honig, Brombeeren, Zimt und Birnen. Hinzukommen Orangeat, getrocknete Früchte und gezuckerte Ananas. Über all diesen Aromen schweben leichte Sherrynoten. Der Geruch des Glenfarclas 25 Jahre klingt mit dunklen Noten und würzigem Eichenholz aus.
Der Geschmack
Im Mund entsteht ein voluminöses, cremig-sahniges Gefühl mit holzigen und würzigen Aromen. Deutlich werden Rosinen, Orangen sowie Aprikosen. Waldbienenhonig trifft mit gereiftem Sherry zusammen.
Der Abgang ist langanhaltend und von dunklem Eichenholz, etwas Holzkohle und Kakao geprägt.
Persönliches Fazit
Der dunkle und würzige Glenfarclas 25 Jahre gibt seine Geruchs- und Geschmacksnoten nicht sofort preis. Mit ein wenig Ruhezeit belohnt er einen aber mit Reife, Vielschichtigkeit und holzigen Noten. Dieser Highland-Whisky aus dem Sherryfass ist für faire 120 Euro erhältlich.
Zur Riege der Brennereien Schottlands, welche auch lang gereifte Whiskys produzieren, zählt auch die Speyside-Destillerie Glenfarclas. Sie hat beispielsweise den angenehmen Glenfarclas 25 Jahre oder weitere Whiskys mit einem Alter von 30 bis 50 Jahren im Angebot.
Es gibt natürlich auch Whiskys mit jüngerem Alter im Sortiment vorhanden. Alle Produkte sind durchweg von hoher Qualität, welche Einsteiger und Kenner begeistert. Der 25-jährige Single Malt aus den Highlands wurde mit zweifachem Gold beim Wettbewerb „San Francisco World Spirits Competition“ ausgezeichnet. Er eignet sich auch sehr gut als Feierabendtrunk nach einem Abendessen. Die lange Reifezeit wird dem exzellenten Ruf der schottischen Destillerie, die es seit 156 Jahren gibt, absolut gerecht.
Es gibt Whiskys, die man probiert, um sie abzuhaken. Dann gibt es welche, die man wiederholt kauft, weil sie unkompliziert sind. Und dann gibt es solche wie den Glenfarclas 25 Jahre – bei denen man weiß: Wenn die Flasche leer ist, wird man sich daran erinnern.
Nicht, weil er spektakulär ist. Sondern weil er ehrlich ist.
Und genau das hat ihn für mich so besonders gemacht.