Meine Erfahrung mit dem Glenfarclas 40 Jahre Whisky
Der 40 Jahre lang gereifte Glenfarclas Whisky ist unter den regelmäßig hergestellten Glenfarclas Malt Whiskys die älteste Abfüllung, welche durch die deutlich längere Lagerzeit in den tollen Sherryfässern sehr deutliche Noten vom Eichenholz und Sherry der Fässer in sich aufgenommen hat. Er besticht durch eine tolle dunkelbraune Farbe und bietet einen Alkoholgehalt in Höhe von 43 % vol.
Dabei besticht der 40 Jahre alte Glenfarclas Whisky ein angenehm süßes Aroma, das die Nase mit herrlichen Noten von Zartbitterschokolade, Nüssen, Leder, Sherry und Trockenfrüchten wie Brombeeren und Pflaumen verwöhnt. Beim süßen und vollmundigen Geschmack profitieren Gaumen und Zunge von tollen Nuancen von Trockenfrüchten, Mokka, dunkler Schokolade, Pfeffer, Karamell, Rosinen und Sherry. Der lang anhaltende und süße Abgang erweist sich als schokoladig und zudem wird der Nachklang begleitet von attraktiven Noten von Malz, Leder, Kuchen und Gewürzen.
Der Glenfarclas 40 Jahre Whisky stellt aber nicht nur aufgrund des Aromas und des Geschmackes einen wahrhaft attraktiven Whisky der Glenfarclas Brennerei dar. Schon die (Geschenk-)Verpackung wird zu einem absoluten Highlight. Die Schatulle ist aus Holz und ahmt die Tore des Lagerhauses der Glenfarclas Brennerei nach. Die Türen sind einfach so verlockend, dass die Kiste einfach geöffnet werden muss, um schnell an den bezaubernden Whisky zu kommen.
Warum ich diesen Whisky überhaupt probieren wollte
Ich bin nicht jemand, der sich jede Woche eine neue Flasche zulegt. Aber es gibt diese Momente, in denen man sich etwas gönnt, einfach weil man neugierig ist – oder weil man das Gefühl hat, es könnte etwas Besonderes sein. So war es bei mir mit dem Glenfarclas 40 Jahre Whisky. Ich hatte schon vieles über ihn gehört, vor allem in Gesprächen mit Freunden, die sich ernsthaft mit Whisky beschäftigen. „Probier den mal, aber nimm dir Zeit dafür“ – diesen Satz habe ich mehr als einmal gehört.
Es war nicht leicht, eine Flasche zu bekommen. Man findet ihn nicht in jedem Laden, und wenn doch, dann ist der Preis eine klare Ansage. Aber es war einer dieser Tage, an denen man sich sagt: „Warum eigentlich nicht?“ Keine Feier, kein Jubiläum – einfach nur ein ruhiger Abend, an dem ich wusste, dass ich diesen Moment in Erinnerung behalten würde.
Herkunft und Geschichte – aber ohne Kitsch
Die Brennerei Glenfarclas liegt in der Speyside, Schottland. Viele Whiskys kommen aus dieser Region, aber Glenfarclas hat etwas, das nicht viele haben: Sie gehört seit 1865 derselben Familie. Keine Aktiengesellschaft, keine wilden Investoren. Nur die Familie Grant, die das Ding durchzieht – mittlerweile in der sechsten Generation. Das klingt nicht spektakulär, aber genau das hat mir gefallen. Keine Show. Nur Leute, die wissen, was sie tun, und das seit über 150 Jahren.
Ich habe mir später Fotos der Brennerei angesehen. Kein Luxuspalast, sondern ein Ort, an dem gearbeitet wird. Die kupfernen Brennblasen werden noch direkt befeuert. Das ist heute selten. Und das merkt man – irgendwie spürt man diese altmodische Art zu arbeiten im fertigen Produkt.
Der Moment des Öffnens
Als ich die Flasche zum ersten Mal in der Hand hielt, fiel mir das Gewicht auf. Nicht nur physisch, sondern auch sinnbildlich. 40 Jahre. So alt war ich selbst fast. Der Korken ging mit einem leichten Knacken auf. Kein Rauch, kein Feuerwerk – aber ein Duft, der sofort hängen blieb. Dunkle Früchte, eine Spur Kaffee, etwas altes Holz. Ich hatte sofort das Bild eines alten Bücherregals im Kopf.
Die Farbe im Glas: tiefes Bernstein, fast rötlich. Kein künstliches Aufhübschen. So etwas bekommt man nur durch die Reifung in alten Sherryfässern. Der erste Eindruck war: Respekt. Ich wollte nicht hastig trinken. Ich wollte zuhören.
Die ersten Schlucke – kein Schnellschuss
Ich hab mir ein kleines Glas eingeschenkt und erstmal nur daran gerochen. Es war viel los: Rosinen, ein bisschen Leder, dunkle Schokolade. Nicht laut, nicht aufdringlich – eher wie ein Gespräch mit jemandem, der viel erlebt hat und nur redet, wenn es wirklich etwas zu sagen gibt. Der erste Schluck war weich, fast cremig. Wieder diese Trockenfrüchte, dazu etwas Karamell und leicht geröstete Nüsse. Ich musste an eine alte Zigarrenkiste denken – obwohl ich gar nicht rauche.
Ich habe mir Zeit gelassen. Schluck für Schluck. Das ist kein Whisky, den man nebenbei trinkt. Ich habe das Handy weggelegt, das Licht gedimmt. Der Whisky verlangte Aufmerksamkeit – nicht laut, aber bestimmt.
Der Abgang
Was mich am meisten beeindruckt hat: der Nachhall. Minuten später hatte ich noch diese Mischung aus Schokolade und Gewürzen im Mund. Keine Schärfe, kein Brennen. Einfach ein sehr langsamer Abschied. So, als würde sich der Whisky bedanken, dass man ihm zugehört hat.
Auch am nächsten Tag hatte ich den Eindruck, dass da noch etwas von ihm geblieben war. Nicht im Geschmack, sondern eher in der Erinnerung. Wie bei einem guten Gespräch, das nachklingt.
Was diesen Whisky für mich besonders macht
Ich habe schon einige alte Whiskys probiert. Manche waren überladen, andere wirkten fast müde. Der Glenfarclas 40 hat das nicht. Er ist ruhig, aber wach. Klar strukturiert, aber nicht langweilig. Man merkt, dass hier jemand über Jahrzehnte hinweg Geduld hatte. Dass man nichts übers Knie gebrochen hat. Und genau das spürt man in jedem Tropfen.
Er hat Charakter, ohne sich aufzudrängen. Es ist, als würde man jemandem zuhören, der Geschichten erzählen kann, ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Es gibt Whiskys, die beeindrucken durch Lautstärke. Dieser hier beeindruckt durch Tiefe.
Vergleich mit anderen Whiskys ähnlicher Reife
Ich habe zum Vergleich auch mal den Highland Park 40 probiert. Der ist völlig anders – rauchiger, mehr maritime Noten, fast schon salzig. Der Glenfarclas wirkt dagegen wärmer, näher. Auch der Macallan 30 Jahre kommt in den Sinn. Sehr elegant, aber fast zu glatt. Der Glenfarclas hat Ecken, und genau das macht ihn interessant.
Ein anderer Vergleich: Glenlivet 25. Solide, klar, aber im direkten Vergleich wirkt er fast oberflächlich. Man merkt, dass Glenfarclas hier nicht auf Marketing, sondern auf Substanz gesetzt hat. Das ist ein Whisky, der keine Schlagzeilen braucht. Er überzeugt im Stillen.
Für wen lohnt sich dieser Whisky?
Ganz ehrlich: Wer Whisky nur runterkippt, um schnell was zu schmecken oder zu zeigen, wie viel er verträgt, der verpasst hier das Beste. Der Glenfarclas 40 ist nichts für zwischendurch. Den sollte man trinken, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen. Er ist kein Whisky für jeden Tag. Aber einer, der einem besonderen Tag Tiefe gibt.
Er ist auch kein typisches Geschenk. Er ist eine Entscheidung. Wer sich darauf einlässt, bekommt keinen Blender, sondern Substanz. Und manchmal ist genau das das Beste, was man sich gönnen kann.
Die Herstellung des Glenfarclas Whiskys
Die Glenfarclas Brennerei produziert traditionell und das 20 Stunden an jedem Tag mit ausschließlich drei Zutaten, nämlich gemälzte Gerste, Hefe und das frische Wasser aus der in der Nähe liegenden Benrinnes-Quelle. Ab den 1970er Jahren bezieht die Brennerei das Malz von auswärts und lagert es in insgesamt 11 Silos. Das Malz wird gemahlen und mit dem 70 Grad Celsius heißen Wasser in die aus rostfreiem Stahl bestehende Mash Tun gefüllt.
Die Gärung findet in zwölf Edelstahl Wash Backs statt und dauert insgesamt 72 Stunden. Die Destillation der Glenfarclas Brennerei erfolgt in sechs Brennblasen, von denen drei Wash Stills und drei Spirit Stills sind. Die Befeuerung erfolgt traditionell mit Gas. Nach der Verdünnung des Rohbrands auf 63,5 % vol wird der Whisky in spanischen Oloroso Sherry Butts und Sherry Hogsheads gereift, welche in den Dunnage Warehouses gelagert werden. Anschließend wird der Whisky bei Broxburn Bottlers in der Nähe von Edinburgh in Flaschen gefüllt.
Ein kurzes Porträt der Brennerei
Die Glenfarclas Brennerei liegt in der attraktiven Region Speyside in Schottland. Der Name Glenfarclas heißt so viel wie Tal des grünen Grases und deutet auf die attraktive Lage der Destillerie hin. Sie wurde bereits im Jahr 1836 vom Bauer Robert Hay auf der Rechlerich Farm erbaut. Im Jahr 1865 ging sie in den Besitz von John Grant und von diesem Moment bis zum heutigen Tag handelt es sich um ein Familienunternehmen, mittlerweile schon in der sechsten Generation.
Diese lange Zeit in Hand einer Familie ist eine optimale Garantie für eine traditionelle Produktion und eine jederzeit hoch gehaltene Qualität. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es wenige Brennereien gibt, die eine so große Vielzahl an alten und hochwertigen Whiskys lagert und auf den Markt bringt.
Fazit – ohne große Worte
Ich habe viel Respekt vor dem, was Glenfarclas hier gemacht hat. Dieser Whisky ist nicht perfekt – aber gerade das macht ihn menschlich. Wie ein alter Freund, den man lange nicht gesehen hat, der aber noch genauso ehrlich ist wie früher.
Und falls du dich fragst, ob sich die Investition lohnt: Wenn du bereit bist zuzuhören – ja, dann lohnt sie sich. Nicht, weil er teuer ist. Sondern weil er Zeit in sich trägt. Zeit, die man schmecken kann.