Meine Erfahrung mit Highland Park 18 Jahre: Zwischen Sturm und Stille
Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ich den Highland Park 18 Jahre zum ersten Mal eingeschenkt bekam. Es war ein windiger Herbstabend. Die Blätter flogen quer durch den Hof, und drinnen im Wohnzimmer knisterte das Holz im Kamin. Ein Freund hatte mir die Flasche mitgebracht. „Den musst du mal probieren,“ hatte er gesagt, als er den Korken löste. Schon der Duft, der beim Öffnen entwich, war eine kleine Offenbarung.
Ich hatte keine großen Erwartungen. Ehrlich gesagt hatte ich den Namen zwar schon gehört, aber nie bewusst getrunken. Doch schon der erste Schluck hat mich innehalten lassen. Da war nichts Lautes, nichts Schrilles. Stattdessen Tiefe. Ruhe. Und eine gewisse Wärme, die sich langsam ausbreitete. Dieser Whisky wollte kein Spektakel liefern. Er wollte Raum haben.
Woher kommt er eigentlich? Die Orkney-Inseln als stiller Begleiter
Der Whisky stammt aus Kirkwall, dem Hauptort der Orkney-Inseln. Wer dort schon einmal war, weiß, dass Wind, Regen und Einsamkeit hier ständige Begleiter sind. Diese Landschaft hat etwas Eigenes. Sie wirkt zuerst spröde, fast schroff, aber wenn man sich darauf einlässt, merkt man, wie viel Ruhe und Klarheit darin liegen.
Und genau das spiegelt sich auch in diesem Whisky wider. Der Torf, der dort gestochen wird, ist anders als der von Islay. Er besteht zu großen Teilen aus Heidekraut. Das gibt ihm eine mildere Rauchigkeit, eher floral als medizinisch. Man merkt es schon in der Nase: Kein Rauchhammer, sondern ein feiner Schleier, der sich über die anderen Aromen legt.
Herstellung mit Haltung: Kein Kompromiss in Sicht
Was mir besonders aufgefallen ist: Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Ein Teil des Malzes wird noch traditionell in der Destillerie gemälzt. Das kostet Zeit und Personal, aber es gibt dem Endprodukt eine besondere Handschrift. Es geht nicht um industrielle Massenware. Es geht um Kontrolle. Um Charakter.
Auch die Fässer wählt man gezielt aus. Meist europäische Eiche, die zuvor mit Oloroso-Sherry belegt war. Diese Fässer geben dunkle, trockene Fruchtnoten ab, manchmal auch etwas Tannin. Und genau das verleiht dem Whisky Tiefe, ohne ihn schwer wirken zu lassen. Eine Balance, die nicht viele hinbekommen.
Der Geruch: Ein Spaziergang im Spätherbst
Ich liebe es, die Nase ins Glas zu halten, bevor ich trinke. Beim Highland Park 18 ist das ein Erlebnis für sich. Zuerst kommt eine Honignote, ganz weich, nicht zu süß. Dann getrocknete Aprikosen, ein bisschen Orange, vielleicht auch ein Hauch Zimt. Und dann dieser Rauch. Kein Lagerfeuer, kein Ruß. Mehr wie das letzte Glimmen einer Glut.
Mit etwas Geduld zeigt sich noch mehr: Leder, dunkle Beeren, ein bisschen Marzipan. Nicht alles auf einmal. Eher wie ein Raum, in dem langsam das Licht angeht.
Am Gaumen: Still, aber ausdrucksstark
Der erste Schluck ist rund. Weich. Kein Brennen, keine Schärfe. Dafür Tiefe. Honig kommt zuerst, dann etwas dunkle Schokolade. Im Hintergrund wieder diese trockenen Früchte. Die Eiche ist spürbar, aber nicht überpräsent. Ein wenig Muskat vielleicht.
Der Rauch bleibt dezent, fast schon rücksichtsvoll. Er schiebt sich nicht nach vorn, sondern verbindet alles miteinander. Und das Mundgefühl? Cremig, fast ölig. Als würde sich der Whisky an den Gaumen schmiegen.
Der Nachklang: Wie ein gutes Gespräch
Was bleibt, ist angenehm. Eine gewisse Wärme, etwas Eiche, ein Hauch Kakao. Keine Bitternote. Keine Schärfe. Einfach ein langsames Ausklingen. So wie ein Gespräch, das nicht abrupt endet, sondern langsam in ein Schweigen übergeht.
Für mich ist das ein entscheidendes Kriterium: Ob ein Whisky in Erinnerung bleibt, wenn das Glas schon leer ist. Und dieser hier tut das. Auf eine ruhige, fast schon nachdenkliche Art.
Wann greife ich zu dieser Flasche?
Nicht jeden Tag. Dafür ist er mir zu besonders. Ich trinke ihn nicht nebenbei. Er braucht Zeit. Er fordert Aufmerksamkeit. Und er belohnt sie auch. Ich öffne ihn, wenn ich alleine bin, oder mit jemandem, der Whisky versteht. Nicht technisch, sondern emotional.
Besonders gerne trinke ich ihn an Tagen, an denen alles ein bisschen zu viel war. Er holt mich runter. Nicht, weil er betäubt. Sondern weil er fokussiert. Weil er erinnert, dass weniger manchmal mehr ist.
Unterschiede zu anderen Jahrgängen: Warum 18 Jahre?
Ich habe auch den 12er probiert. Und den 21er. Beide haben ihre Qualitäten. Der 12er ist frischer, zugänglicher. Der 21er komplexer, wuchtiger. Aber der 18er liegt für mich genau dazwischen. Er hat genug Reife, um Tiefe zu zeigen, ohne schwer zu werden. Und er hat noch genug Lebendigkeit, um nicht müde zu wirken.
Für meinen Geschmack ist das Alter hier genau richtig. Wie bei einem Menschen, der genug erlebt hat, um etwas zu sagen zu haben – aber noch nicht abgeklärt ist.
Mit Essen? Nur wenn es passt
Manche trinken Whisky zum Essen. Ich nicht. Aber wenn, dann würde ich diesen hier zu etwas Herzhaftem nehmen. Wild, vielleicht. Oder ein alter Käse. Nichts Süßes. Nichts Scharfes. Etwas, das Raum lässt.
Ich habe ihn mal mit einem Stück Bitterschokolade probiert. 85 Prozent Kakao. Das hat funktioniert. Beide Aromen haben sich ergänzt, ohne sich zu überlagern.
Ist er den Preis wert?
Die Flasche ist nicht billig. Aber wenn ich bedenke, was ich dafür bekomme, dann ist es mir das wert. Es ist kein Whisky für Sammler, die Flaschen ins Regal stellen. Es ist einer für Genießer, die trinken. Die hinschmecken. Die sich freuen, wenn ein Abend langsamer wird.
Ich habe schon teurere getrunken, die mich weniger berührt haben. Und günstigere, die schneller langweilig wurden. Der Highland Park 18 Jahre hat etwas Bleibendes.
Die Marke Highland Park
Highland Park ist die nördlichste Destillerie Schottlands und liegt in Kirkwall, Mainland auf den Orkney Inseln und wurde 1825 von Robert Borwick erbaut.
Es gab einige Besitzerwechsel über die Jahre, doch bis 1869 war sie in Familienbesitz. Heute gehört sie zur Edrington Group, zu welcher auch die renommierte Brennerei Macallan zählt.
Die Marke identifiziert sich stark mit der Wikinger-Kultur und ist für ihre nordischen Designs bekannt. Der Grund dafür liegt in ihrer Geschichte. Knapp 600 Jahre bis ins 15. Jahrhundert wurden die Orkney-Inseln von den Wikingern beherrscht.
Diese lange Zeit prägte die schottische Kultur, Highland Park möchte daher nordische Abenteuerlust und den schottischen Freigeist miteinander verbinden. Der Highland Park 18 Jahre trägt daher nicht umsonst den Beinamen „Viking Pride“.
Zutaten des Highland Park 18 Jahre
Der Single Malt Whisky wird aus gemälzter Gerste, Hefe, Wasser aus der Cattie Maggie Quelle hergestellt. Es wird kein Farbstoff verwendet.
Geschmacksprofil der Highland Park Whiskys
Bei den Whiskys von Highland Park schmeckt man die Herkunft. Sie haben einen intensiven Geschmack nach Heidekraut und ein angenehm torfiges Raucharoma, typisch für die Insel-Whiskys.
Dazu kommen angenehme florale Noten und eine feine Süße. Für die Single Malts arbeitet die Brennerei größtenteils mit Sherry-Fässern.
Bekannte Geschmacksaromen sind Honig, Orangen, Vanille und Nüsse.
Herstellung, Reifung und Lagerung eines Single Malt
Um einen Single Malt herzustellen, wird für das Getreide nur gemälzte Gerste verwendet. In diesem Fall wird die Gerste über Torffeuer gedarrt und so zu getorftem Malz. „Single“ ist ein Malt nur dann, wenn er nicht mit Whiskys anderer Brennereien verschnitten wurde.
Gebrannt wird der Whisky dann in traditionellen Brennblasen aus Kupfer, auch als Pot Stills bekannt. Typischerweise kommt schottischer Whisky zur Reifung dann in Ex-Bourbon-Fässer. Highland Park benutzt für die Reifung aber gerne Sherry-Fässer. Gesetzlich muss dieser für drei Jahre im Fass bleiben, die meisten bleiben jedoch mindestens 10 oder 12 Jahre oder noch länger.
Scotch darf im Gegenzug zu anderen Whiskys nachreifen, dafür werden gerne Sherry-, Rum- oder Portwein-Fässer verwendet. Der Highland Park Viking Pride reift für 18 Jahre in Sherry-Fässern.
Geruch und Farbe des Viking Pride
Süße Aromen von Trockenfrüchten wie Pflaumen, Datteln und Johannisbeeren strömen in die Nase, dazu mischen sich exotische Mango und andere Fruchtaromen von Pfirsich und Aprikosen.
Langsam kommt weiche Vanillecreme zusammen mit Lakritz und frisch gebackene Brioche dazu. Ein Hauch von Meersalz leitet die würzigen Noten von Eichenholz und eine Spur torfigen Rauch ein. Insgesamt ist der Duft ausgewogen, komplex und vielschichtig.
Die Farbe des Highland Park ist ein dunkler Goldton, mit einem leicht rötlichen Stich.
Geschmack und Trinkempfehlung
Das Mundgefühl ist weich und sahnig, dazu kommen Geschmäcker von Trockenfrüchten und Getreidenoten. Feine Aromen von Zitronenschale, Knuspermüsli, Honig und Rosinen sind zu erkennen.
Im Hintergrund schmeckt man süße Kirsche und herbe Schokolade. Diese Aromen vermischen sich mit Meersalz-Cracker und schwarzem Pfeffer. Der Highland Park 18 Jahre beginnt süßlich und geht dann ins Würzige über.
Der lange und weiche Abgang präsentiert sich komplex mit Eichenholz und einer Spur Kohle. Rauch umhüllt die feinen, weinartigen Nuancen, die vom Sherry-Fass stammen.
Der Highland Park 18 Jahre sollte etwas kühler als bei Raumtemperatur getrunken werden, bei ungefähr 18 bis 19 Grad Celsius.
Gestaltung der Flasche und Verpackung
Der Highland Park 18 Jahre ist in einer Weißglasflache abgefüllt und mit einem Korken verschlossen. Darauf sitzt eine schwarze Banderole mit Schnörkelmuster.
Die Flasche ist mit nordischen Mustern geprägt, der Whisky schimmert goldig hindurch. Das Etikett ist Schwarz und die Schrift in Silber. Die „18“ sticht in Rot hervor.
Die Flasche ist in einem aufwendig verzierten, schwarzen Geschenkkarton erhältlich.
Besonderheiten
Der 18-jährige Single Malt von Highland Park ist ein viel prämierter Whisky, der immer wieder hohe Auszeichnungen gewinnt. Unter anderem bekam er Doppel Gold bei den San Francisco World Spirits Competition 2009, den „Master Award“ der Scotch Whisky Masters 2013 und Gold bei den Scotch Whisky Masters Awards 2016.
Preis-Leistungs-Verhältnis
Knapp 115 Euro sind zwar kein Schnäppchen, aber durchaus gerechtfertigt für einen so aromatischen und viel ausgezeichneten Whisky.
Er ist nicht unbedingt etwas für Einsteiger, da sein Aroma sehr komplex ist und man schon etwas Erfahrung braucht für diesen Whisky. Er hat die typischen Torf- und Rauchnoten der Islay-Whiskys, ist aber im Vergleich noch eher mild. Highland Park 18 Jahre eignet sich für Kenner und Liebhaber.
Alle wichtigen Infos auf einen Blick
Zutaten | gemälzte Gerste |
Whisky- Sorte | Single Malt Scotch |
Reife | 18 Jahre, Sherry-Fass |
Geruch | süße Trockenfrüchte und andere Fruchtaromen, Vanillecreme, gebackene Brioche, Meersalz, Eichenholz, torfiger Rauch, komplex und vielschichtig |
Geschmack | weich und sahnig, Trockenfrüchte und Getreidenoten, Zitronenschale, Honig, Müsli, Kirsche, herbe Schokolade, Meersalz-Cracker, schwarzer Pfeffer, Abgang lang und weich, würzige Eiche, Kohle und weinartige Nuancen |
Farbe | dunkler Goldton, leicht rötlich |
Herkunft | Islay, Schottland |
Gestaltung der Flasche | Weißglasflasche, Korkverschluss, Prägungen im Wikinger-Design, schwarzes Etikett mit silberner Schrift, „18“ sticht rot hervor, schwarzer Geschenkkarton mit Wikinger-Muster erhältlich |
Füllinhalt und Alkoholgehalt | 0,7 l, 43 % vol. |
Besonderheiten | viele Auszeichnungen u.a. Doppel Gold bei San Francisco World Spirits Competition 2009, Gold bei Scotch Whisky Masters Awards 2016. |
Preis | 115 Euro, kein Schnäppchen aber gerechtfertigt, für Kenner und Liebhaber geeignet, nicht unbedingt Anfänger |
Schlusswort? Eher ein Gedanke
Wenn ich einen Whisky mitnehmen müsste auf eine einsame Insel, wäre es dieser. Nicht, weil er am lautesten ist. Sondern weil er genug zu sagen hat, auch wenn es still wird. Und weil er mich jedes Mal daran erinnert, warum ich Whisky liebe: Wegen der Geschichten, die er erzählt. Still. Direkt. Und ohne Show.