Der Einstieg war nicht geplant – aber eindrucksvoll
Ich hatte an jenem Abend eigentlich keine Lust auf große Experimente. Ein Glas, ein Whisky, ein bisschen Musik. Keine Bühne, kein Publikum. Ich wollte nichts „verkosten“ oder „analysieren“, sondern einfach etwas trinken, das für einen Moment alles andere zur Seite schiebt.
Dass es dann genau dieser Whisky war – der 25-jährige aus dem Haus Highland Park – hat die Erfahrung umso markanter gemacht. Die Flasche stand schon eine Weile im Regal, fast ehrfürchtig behandelt, wie ein Buch, das man lange bewundert, aber noch nicht liest.
Ich weiß nicht mehr, was mich dann dazu gebracht hat, ihn zu öffnen. Vielleicht war es einfach Neugier. Oder die Vorstellung, dass es keinen perfekten Moment gibt – außer dem, den man sich selbst schafft.
Der 25 Jahre alte Highland Park Whisky ist ein ganz besonderer edler Tropfen der auf den schottischen Orkney Inseln gelegenen Highland Park Brennerei. Die Destillerie ist nicht nur eine der ältesten Brennereien Schottlands und eine der berühmtesten weltweit, sondern auch überall bekannt für ihre hochwertigen und gleichermaßen torfigen und rauchigen Whiskys. Dem Bild schließt sich auch der 25 Jahre alte Whisky an, wobei er durch einen noch komplexeren Charakter zu überzeugen weiß, der natürlich auch auf die sehr lange Reifung in optimal ausgewählten hochwertigen Fässern aus Spanien entsteht, in denen zuvor Sherry gelagert wurde. Der Highland Park Whisky wird weder gefärbt noch kühlgefiltert. Nachdem es auch viel kräftigere Abfüllungen in der Vergangenheit gab, bietet der aktuelle Highland 25 Jahre Whisky einen attraktiven Alkoholgehalt in Höhe von 45,7 % vol.
Die hohe Qualität und auch der begeisternde Charakter machen den Whisky auch immer zu einem optimalen Geschenk, was durch die Lieferung in einer attraktiven Holzbox noch unterstreicht. Dass es sich um einen der besten Whiskys handelt, zeigen auch Auszeichnungen wie das jeweils erhaltene Doppelgold bei der San Francisco World Spirits Competition in den Jahren 2007 und 2009 sowie das Liquid Gold in Jim Murrays berühmter Whisky Bible im Jahr 2014.
Das Glas erzählt eine Geschichte
Beim Einschenken fiel mir sofort auf, wie dicht und kräftig die Farbe war. Kein heller Bernsteinton, wie man ihn von jüngeren Abfüllungen kennt. Nein, hier war mehr Tiefe, fast schon Kupfer, mit einem kleinen Stich ins Mahagoni. Kein Zweifel – da steckt Zeit drin.
Ich ließ das Glas einen Moment stehen, drehte es leicht. Ich habe das früher oft belächelt, dieses Schwenken und Beobachten. Aber bei diesem Whisky war es anders. Das Licht brach sich in den Tropfen, die langsam am Glasrand hinabliefen – fast träge, als würde auch der Whisky selbst wissen, dass er keinen Grund zur Eile hat.
Der Geruch war nicht das, was ich erwartet hatte
Was ich dann roch, war kein „Schlag“ von Aromen. Es war eher ein leiser Auftakt. Getrocknete Früchte vielleicht. Ein wenig Tabak. Und dann – das hat mich überrascht – etwas, das mich an altes Holz erinnerte. Nicht muffig, sondern warm. Wie eine Werkbank, auf der viele Stunden vergangen sind. Oder ein Regal in einer alten Bibliothek.
Das Aroma entwickelte sich weiter, je länger ich daran roch. Ein Hauch von Rauch kam durch. Ganz dezent. So, als hätte irgendwo ein Kamin gebrannt, aber schon vor Stunden. Das war kein Torfrauch, wie man ihn von Islay kennt. Kein aggressives Lagerfeuer. Eher wie ein Erinnerungsfetzen.
Der Geschmack: Kein Spektakel – sondern Substanz
Was mich beim ersten Schluck am meisten beeindruckt hat, war nicht die Intensität. Es war die Ruhe. Kein Rumms. Kein „Wow“-Effekt im Sinne von laut und plakativ. Sondern ein tiefes, durchdachtes Aroma, das sich Schicht für Schicht entfaltete.
Da war Süße, ja – aber nicht zuckrig. Eher wie getrocknete Feigen oder Datteln. Vielleicht ein wenig Honig, aber nicht vordergründig. Dann kam Würze. Nicht aufdringlich, sondern fast wie ein feiner Strich Zimt oder Muskat. Und immer wieder etwas Rauch, ganz subtil im Hintergrund.
Nach dem zweiten Schluck war mir klar: Das ist ein Whisky, der nicht gefallen will – er will verstanden werden.
Der Abgang: Leise, aber lang
Das Faszinierende kam eigentlich danach. Der Abgang war nicht kurz. Aber auch nicht brutal langgezogen. Er wirkte eher wie ein langsamer Rückzug. Zuerst war da noch eine sanfte Süße. Dann ein bisschen Holz. Und schließlich diese trockene Wärme, die bleibt, wenn alles andere verschwunden ist. Kein Brennen. Kein Stechen. Nur ein ruhiger Nachhall, der sich nicht in den Vordergrund drängt.
Ich lehnte mich zurück, schloss die Augen und ließ das Ganze wirken. Der Raum war still. Und ich dachte mir: Das ist kein Whisky, den man auf Partys serviert. Das ist einer, den man allein trinken sollte. Oder mit jemandem, der ihn wirklich zu schätzen weiß.
Warum dieser Whisky? Warum jetzt?
In den letzten Jahren habe ich viele Single Malts probiert. Einige davon waren spektakulär, andere solide, ein paar auch enttäuschend. Doch dieser hier – Highland Park, 25 Jahre alt – war anders. Und das lag nicht nur an der Reife.
Ich glaube, was mich so fasziniert hat, war die Balance. Die Selbstverständlichkeit, mit der er sich präsentierte. Kein Teil des Profils schrie nach Aufmerksamkeit. Alles war ausbalanciert. Nichts wirkte aufgesetzt.
Wenn man so etwas erlebt, wird einem klar, wie selten das ist. Wie schwierig es ist, diese Art von Tiefe zu erreichen, ohne in Übertreibung oder Effekthascherei zu kippen. Hier hatte jemand Geduld. Sorgfalt. Und ein feines Gespür für Timing.
Preis – und warum ich trotzdem nicht zögere
Klar – eine Flasche dieses Kalibers kostet Geld. Je nach Jahrgang, Händler und Region bewegen sich die Preise irgendwo zwischen 400 und 600 Euro. Manchmal auch mehr, wenn es sich um besonders gesuchte Abfüllungen handelt.
Aber weißt du was? Ich bereue keinen Cent. Natürlich kauft man so etwas nicht jede Woche. Aber man kauft es auch nicht, um es einfach wegzutrinken. Sondern, weil man etwas sucht, das bleibt.
Ich sehe das so: Wenn ich ein gutes Buch lese oder ein Konzert besuche, das mich bewegt, dann bezahle ich auch dafür. Nicht für das Produkt – sondern für das Erlebnis. Und dieser Whisky war genau das: ein Erlebnis.
Vergleich zu jüngeren Highland Park Abfüllungen
Ich habe auch die 12- und 18-jährigen Versionen probiert. Sie sind beide gut, keine Frage. Aber der Unterschied liegt in der Tiefe. Der 12er ist frisch, lebendig, zugänglich. Der 18er schon deutlich komplexer. Aber der 25er? Das ist eine ganz andere Liga.
Er wirkt nicht einfach älter. Sondern kompletter. So, als hätte er sich Zeit genommen, alles zu sortieren. Die Jugend ist weg – was bleibt, ist Erfahrung. Nicht müde, sondern gelassen.
Das Tasting vom Highland Park 25 (Jahre) Whisky
Die Nase wird sofort verwöhnt, wenn der Whisky den Weg in das Glas findet. Dabei entfalten sich bezaubernde und überwiegend angenehm süße Aromen, die den Geruchssinn begeistern. Vor allem sind dabei attraktive Noten von Vanille, Buttertoffee, Karamell, Honig, Schokolade, Kirschen und Walnüssen zu erkennen. Hinzu kommen weitere Nuancen von
Eichenholz, Sherry, Rauch, Torf und Salz sowie ein Hauch von frischen Früchten.
Auch die Zunge können sich in großem Maße auf und über diesen 25 Jahre alten Highland Park Whisky freuen. Er entwickelt einen sehr vollen, komplexen und beeindruckenden Geschmack, bei dem vor allem viele verschiedene süße Noten von sanftem Wildblüten Honig, dunkler Schokolade, Vanille, Apfelkompott und Karamell zum Vorschein kommen. Zudem legt sich über alles ein angenehmer Hauch von Sherry, Torf Gewürzen und dem Holz der Eiche.
Der sehr lang anhaltende Abgang erweist sich als komplex und sehr wärmend und bietet einen angenehm süßen Nachklang, der vor allem durch attraktive Noten von Vanille, Schokolade, frischem Obst, Malz und Honig bestimmt wird.
Ein kurzes Porträt von der Highland Park Brennerei
In der Highland Park Brennerei soll schon seit dem Jahre 1798 Whisky gebrannt worden sein, wobei diese Zeit unter die illegalen Tätigkeiten des Hauses fällt. Die offizielle Lizenz und somit die eigentliche Gründung datiert erst aus dem Jahr 1826, was die Highland Park Destillerie trotzdem zu einer der ältesten Brennereien in Schottland macht. Zudem gehört sie zu den nördlichsten Destillerien des Landes, da sie sich auf den Orkney Inseln und nahe der dortigen Hauptstadt Kirkwall befindet. Die Brennerei ist bekannt als eine der wenigen Häuser, die noch eigene Malzböden einsetzen. Dabei sorgt der im Hobbister Moor gestochen Torf für den besonderen und an Heidekraut erinnernden Charakter des Whiskys. Mit vier Brennblasen erzielt die Brennerei ein jährliches Produktionsvolumen in Höhe von 2,5 Millionen Litern Alkohol.
Empfehlungen: Wann passt er?
Das hier ist kein Whisky für Netflix-Abende. Auch nicht für schnelle Runden unter Freunden. Er braucht Ruhe. Vielleicht einen Abend ohne Termine. Vielleicht sogar ein Gespräch mit jemandem, der ihn verstehen will. Oder einfach ein Moment für dich selbst.
Ich trinke ihn nicht oft. Und das ist auch gut so. Denn jeder Schluck bleibt im Gedächtnis. Nicht, weil er laut ist. Sondern, weil er etwas in dir berührt, das nicht jeder Drink kann.
Persönliches Fazit
Wenn du nach einem Whisky suchst, der Eindruck hinterlässt, ohne zu schreien – probier diesen. Wenn du bereit bist, dich einzulassen – nicht auf ein Spektakel, sondern auf eine langsame, ehrliche Geschichte – dann wirst du diesen Dram nicht so schnell vergessen.
Er ist nicht makellos. Kein Produkt ist das. Aber genau das macht ihn so besonders. Er hat Ecken. Kanten. Und Charakter.
Wie ein Mensch, der etwas erlebt hat. Und bereit ist, es mit dir zu teilen.