Highland Park Valkyrie Whisky: Eine sehr persönliche Erfahrung
Mit dem Highland Park Valkyrie bietet die Brennerei einen tollen Whisky, der den ersten Teil der Highland Parks Viking Legend Serie darstellt, welche in Zusammenarbeit mit dem Designer Jim Lyngvild aus Dänemark herausgegeben wird. Er erweist sich als stark und intensiv und bildet mit seinem kräftigen Charakter eine wahren Ritt der Walküren.
Sein Charakter wird dabei vor allem von einer höheren Rauchigkeit bestimmt, die dadurch zustande kommt, dass zu 50 % getorftes Malz verwendet wird. Der dafür verwendete Torf kommt von der schottischen Insel Orkney, auf der auch die Brennerei liegt, und sorgt seinerseits für einen einzigartiges Aroma, das einen in das Heidekraut der Region eintauchen lässt.
Zudem sorgt die Lagerung und Reifung in optimal ausgewählten, hochwertigen Sherryfässern für eine hervorragende Komplexität sehr vielseitiger und angenehmer Aromen. Die Attraktivität des Highland Park Valkyrie Whisky wird auch durch verschiedene Preise wie die Auszeichnung Gold im Jahr 2018 deutlich. Der Whisky bietet einen sehr kraftvollen Alkoholgehalt in Höhe von 45,9 vol.
Ein Whisky, der neugierig macht
Als ich das erste Mal vom Highland Park Valkyrie Whisky hörte, war ich eigentlich nur auf der Suche nach etwas Neuem – einem Single Malt, der mich überrascht. Ich wusste, dass Highland Park einen soliden Ruf hat, aber mit dieser Abfüllung hatte ich bisher nichts zu tun. Was mich sofort ansprach, war das Etikett: Gold, Schwarz, Rot – und dieses nordische Motiv. Ein bisschen pathetisch vielleicht, aber irgendwie wirkte es echt. Nicht aufgesetzt. Die Flasche hatte sofort etwas Erhabenes, ohne prätentiös zu wirken. Ich erinnere mich noch gut: Es war ein Samstag, draußen regnete es, und ich beschloss spontan, diese Flasche mitzunehmen. Der Verkäufer grinste, als hätte ich eine gute Wahl getroffen. Das machte mich neugierig.
Ein kurzer Blick in die Highland Park Brennerei
Die Highland Park befindet sich auf der schottischen Insel Orkney und gilt somit als die nördlichste Destillerie von Schottland. Zudem ist sie eine der ältesten Brennereien des Landes. So gehen die Erzählungen über die Destillerie bis in das Jahr 1798 zurück, wobei man allerdings stark vermuten muss, dass das Brennen damals noch illegal vonstatten ging, wofür die Insel Orkney damals auch sehr bekannt war.
Die offizielle Gründung mit dem Erwerb der Brennlizenz datiert dann aus dem Jahr 1826. Die Brennerei wurde damals von der Borwick-Familie geleitet, bis sie im Jahr 1895 an James Grant ging, der auch die Brennerei Glenlivet besaß. Der steigende Erfolg führte im Jahr 1937 dazu, dass die Brennerei von Highland Distillers gekauft wurde, bevor sie im Jahr 1999 in den gemeinsamen Besitz der Edrington Group und William Grant & Sons ging.
Die Brennerei verfügt über eigene Malzböden, verwendet Torf von der eigenen Insel und auch das Wasser aus der benachbarten Cattie Maggies Quelle macht den Whisky zu einem lokalen Produkt. Die Brennerei arbeitet mit zwei Wash Stills und zwei Spirit Stils und besitzt insgesamt 26 Lagerhäuser.
Was dahinter steckt: Herstellung und Stil
Der Valkyrie gehört zur sogenannten Viking Legend Reihe. Die Idee war wohl, die nordische Herkunft der Brennerei stärker zu betonen – immerhin liegt sie auf den Orkney-Inseln, wo skandinavischer Einfluss Teil der Geschichte ist. Man merkt, dass sich Highland Park hier nicht auf altbewährte Rezepte ausruht. Beim Valkyrie fällt direkt auf: Er hat mehr Rauch als viele andere aus dem Hause Highland Park. Etwa die Hälfte des verwendeten Malzes ist getorft – deutlich mehr als sonst. Das ergibt einen Whisky, der mehr Kante hat, ohne übertrieben zu wirken. Die Reifung erfolgt in verschiedenen Fässern, unter anderem europäische Sherryfässer und Ex-Bourbon. Das Zusammenspiel dieser Fässer sorgt für ein breites Aromenspektrum – etwas, das mich von Anfang an begeistert hat. Wer genau hinschmeckt, erkennt die Spuren dieser Fässer im Geschmack, in der Textur und im Nachklang.
Das Tasting des Highland Park Valkyrie Whiskys
Verlässt der Highland Park Valkyrie Whisky die Flasche, entfaltet sich rund um die Nase ein sehr vielschichtiges und bezauberndes Aroma. Dabei wird der Geruchssinn auf sehr angenehme Art und Weise durch Noten von Schokolade, Vanille, Honig, Muskatnuss, Torfrauch, Karamell und der Würze des Eichenholzes ebenso verwöhnt wie durch zahlreiche fruchtige Nuancen von Pflaumen, Aprikosen, grünen Äpfeln, Orangen, Birnen, Zitronen, Himbeeren und Erdbeeren sowie von getrockneten Aprikosen.
Der Geschmack erweist sich als weich und fast schon ölig und verzaubert Gaumen und Zunge durch Noten von Rauch, Vanille, Pfeffer, Honig, dunkler Schokolade, Leder sowie durch Nuancen von roten Früchten, Heidekraut, Äpfeln und der Würze des Eichenholzes.
Der mittellang anhaltende Abgang macht auch wieder die Rauchigkeit vom Highland Park Valkyrie Whisky deutlich und lässt zudem attraktive Noten von Lakritze, hellen Früchten, Eichenholz und Schokolade. Ohne Fragen sorgt das Tasting dafür, dass man sich sofort auf den nächsten Genuss vom Highland Park Valkyrie Whisky freuen kann.
Die Nase: Rauch trifft Frucht
Schon beim ersten Riechen kommt dieser Kontrast: Rauch, klar. Aber eben nicht wuchtig. Dazu Frucht – grüne Äpfel, vielleicht auch etwas Zitrone. Es ist kein Rauch wie bei Islay-Whiskys. Eher weich, eingebettet, subtil. Wenn man sich ein bisschen Zeit nimmt, zeigt sich noch mehr: Gewürze, leicht erdig, und etwas, das ich als orientalisch bezeichnen würde – vielleicht Muskat oder Kardamom. Man kann sich richtig verlieren im Duft. Ich saß fast zehn Minuten mit dem Glas in der Hand, habe gerochen, eingeatmet, überlegt. Es ist einer dieser Whiskys, bei denen man immer wieder etwas Neues entdeckt, je nach Stimmung und Tagesform.
Der erste Schluck: Rund, aber mit Ecken
Was mir sofort auffiel: Die Textur. Nicht zu dünn, nicht zu dick – genau richtig. Der erste Eindruck war süß, fast cremig. Vanille, vielleicht auch etwas Honig. Danach kam die Würze: Ingwer, Pfeffer, und ganz am Ende ein bisschen Lakritz. Der Rauch ist immer da, aber nie dominant. Er begleitet den Geschmack, ohne zu erschlagen. Diese Balance hat mich beeindruckt. Es gibt Whiskys, bei denen man sich fragt, ob das alles wirklich zusammenpasst. Beim Valkyrie fügt sich alles zu einem stimmigen Ganzen. Er verändert sich auch mit der Zeit im Glas – wird weicher, tiefer, etwas runder. Nach dem dritten oder vierten Schluck hatte ich das Gefühl, ihn besser zu verstehen. Und genau das liebe ich an gut gemachten Whiskys: Sie fordern dich, ohne zu überfordern.
Der Nachhall: Länger als gedacht
Was mich wirklich überrascht hat: Der Abgang ist lang. Nicht ewig, aber lang genug, um Eindruck zu hinterlassen. Der Rauch bleibt, dazu ein bisschen trockene Eiche und diese würzige Note, die ich vorher schon in der Nase hatte. Ein Hauch von dunkler Schokolade kommt manchmal durch – oder ist das Einbildung? Vielleicht. Aber genau das macht es spannend. Man schmeckt, überlegt, zweifelt, probiert nochmal. Der Nachklang ist angenehm warm, bleibt aber nicht klebrig. Er hinterlässt kein unangenehmes Brennen, sondern eher ein wohliges Gefühl. Für mich war das einer der besten Teile dieses Whiskys – man denkt noch darüber nach, wenn das Glas längst leer ist. Und das passiert nicht bei vielen Whiskys.
Die Verpackung: Nicht nur Show
Ich bin ehrlich: Oft finde ich Design-Spielereien übertrieben. Beim Valkyrie passt es für mich. Die Flasche hat was. Das Design stammt vom dänischen Künstler Jim Lyngvild, der wohl eine gewisse Affinität zu Wikingern hat. Das merkt man – aber es wirkt nicht wie ein Marketing-Gag. Die Flasche steht bei mir nicht hinten im Regal, sondern ziemlich weit vorne. Sie fällt auf, ohne aufdringlich zu sein. Die Runen, das Muster, die Farben – alles greift ineinander. Und auch der Karton ist hochwertig gemacht. Nicht so ein Wegwerf-Ding, sondern etwas, das man gerne aufbewahrt. Ich habe ihn sogar behalten. Keine Ahnung warum, aber irgendwie konnte ich ihn nicht wegwerfen.
Die Serie: Ein Konzept mit Wiedererkennungswert
Valkyrie ist der Anfang einer kleinen Serie. Danach kamen noch zwei weitere Abfüllungen, die thematisch anschließen – Valknut und Valfather. Ich hab sie bisher nicht probiert, aber wenn sie ähnlich gemacht sind, könnte das spannend sein. Zumindest für Leute, die auf rauchige Whiskys mit Tiefgang stehen. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, mir die beiden anderen zu holen – einfach um zu sehen, wie die Reihe weitergedacht wurde. Vielleicht ist das auch so ein Sammlerding. Aber bei dieser Serie habe ich das Gefühl, dass es nicht nur um limitierte Auflagen geht, sondern tatsächlich um ein durchdachtes Konzept.
Persönliches Fazit
Ich habe den Highland Park Valkyrie Whisky nicht gekauft, weil ich Fan der Marke bin. Ich war einfach neugierig. Und was soll ich sagen – ich wurde nicht enttäuscht. Für mich ist das kein Whisky für jeden Abend. Aber einer, den ich bewusst genieße. Vielleicht nicht spektakulär im Sinne von laut oder extrem – aber ausgewogen, mit einem klaren Profil. Genau das mag ich. Wenn ich Besuch habe und jemand fragt, was ich empfehlen würde, greife ich oft zu dieser Flasche. Nicht, weil sie jedem gefallen wird – sondern weil sie Gesprächsstoff liefert. Wer offen ist für rauchige Whiskys mit Charakter, wird hier etwas finden. Und wer sich auf das Spiel von Aromen und Texturen einlässt, bekommt ein wirklich schönes Erlebnis. Ich bin froh, dass ich ihn entdeckt habe.