Mein erster Kontakt mit dem Highland Park Viking Tribe Whisky – kein Zufall
Ich habe nie gezielt nach dem Highland Park Viking Tribe Whisky gesucht. Das war eher eine spontane Entdeckung. Ich stand in einem kleinen Spirituosengeschäft, irgendwo in einer Seitengasse in Köln. Zwischen all den bekannten Etiketten fiel mir diese schwarze Flasche auf – nicht protzig, nicht aufdringlich. Sie stand einfach da, mit einer gewissen Ruhe, die irgendwie neugierig machte.
Ich nahm die Flasche in die Hand, drehte sie ein paar Mal, las den Namen laut vor. Highland Park – den Namen kannte ich natürlich. Aber „Viking Tribe“? Das sagte mir nichts. Ich fragte den Verkäufer, was es damit auf sich hat. Er meinte nur: „Wenn du Highland Park magst, probier den hier. Ist ehrlich gemacht. Nicht zu viel Schnickschnack.“
Ich mochte die Antwort. Also nahm ich ihn mit.
Der Highland Park Viking Tribe Whisky ist eine ganz besondere Abfüllung, die von der Highland Park Brennerei inszeniert wurde, um einen Single Malt Whisky zu erschaffen, der das Gemeinschaftsgefühl prägen soll, ganz gleich ob das in der Familie oder im Kreise der Freude stattfinden soll. Dieser Whisky steht auch für die optimale Kombination aus Handwerk, Tradition und Authentizität, die als absolutes Markenzeichen der Highland Park Destillerie steht.
Der Beiname Viking zeigt zudem, dass es sich bei diesem Single Malt Whisky auch um eine Abfüllung handelt, die als Hommage an die Wikinger gilt. Die Wikinger waren schließlich die Vorfahren, die vor mehr als 1.000 Jahren die Orkney Inseln erreichten und besiedelten und somit den Grundstein dafür legten, dass viele Zeit später die Highland Park Brennerei dort einen attraktiven Platz finden konnte. In Erinnerung an diese nordischen Krieger beinhaltet die Flasche auch ein aus dem 13. Jahrhundert stammendes Symbol der Wikinger, welches aus der norwegischen Stabkirche Urnes stammt, die zu den ältesten solcher Kirchen weltweit zählt.
Was die Orkney-Inseln mit dem Charakter des Whiskys zu tun haben
Es lohnt sich, ein bisschen zu verstehen, woher dieser Whisky kommt. Die Orkneys – das ist kein Ort, an dem man zufällig vorbeikommt. Die Inseln liegen weit draußen im Nordatlantik, oberhalb von Schottland. Das Leben dort ist von Wind, Meer und Tradition geprägt. Und genau das schmeckt man – ehrlich.
Die Menschen dort leben nicht schnell. Alles hat seinen Rhythmus, der durch das Wetter, die Jahreszeiten und die Geschichte bestimmt ist. Die Wikinger waren über Jahrhunderte Teil dieser Gegend. Ihre Spuren sind nicht nur in Museen zu sehen, sondern auch in der Mentalität der Leute spürbar.
Dass Highland Park diese Herkunft nicht aus Marketinggründen betont, sondern als echten Bestandteil ihres Whiskys versteht, habe ich erst beim Trinken gemerkt.
Über das Design: Wieso mir das Etikett mehr verraten hat als man denkt
Die Flasche ist tiefschwarz, mit einem matten Finish, das sich angenehm in der Hand anfühlt. Keine grellen Farben, keine überladene Typografie. Vorn ist ein Symbol eingraviert, das an alte Wikinger-Zeichen erinnert. Es geht nicht um aggressive Kriegsdarstellung oder dramatische Inszenierung, sondern um ein Zeichen, das für Verbindung und Gemeinschaft steht.
Ich habe später nachgelesen: Das Symbol basiert tatsächlich auf einem Original aus dem 13. Jahrhundert. Es zeigt, dass der Whisky nicht für Einzelgänger gedacht ist, sondern für gemeinsame Momente. Und das ist kein PR-Gewäsch – das spürt man wirklich, wenn man ihn trinkt.
Die erste Verkostung – meine ehrliche Reaktion
Ich habe den Viking Tribe abends geöffnet, alleine. Kein großes Tasting, keine Notizen, einfach ein Glas eingeschenkt und mich auf den Balkon gesetzt. Draußen war es kühl, es regnete leicht – irgendwie passte das.
Der erste Schluck war zurückhaltend, fast sanft. Ich hatte mit mehr Rauch gerechnet, mehr Schärfe. Aber was ich bekam, war fein abgestimmt: etwas Vanille, ein Hauch von Honig, dann etwas Zitrus – nicht aufdringlich, aber präsent. Danach kam langsam eine pfeffrige Note, begleitet von einem sanften, trockenen Rauch. Kein Lagerfeuer im Glas, eher wie ein Hauch von verbranntem Heidekraut.
Es war ein Whisky, der Zeit braucht. Keiner, der sofort laut wird. Sondern einer, der sich langsam entfaltet. Und genau das mag ich.
Alkoholgehalt und Mundgefühl – wieso 46 % hier ideal sind
Viele Whiskys mit 46 % wirken im ersten Moment stärker, als sie sind. Man hat das Gefühl, der Alkohol überdeckt alles. Nicht so beim Viking Tribe. Die 46 % sind gut eingebunden. Es ist keine plumpe Kraft, sondern eher wie ein fester Händedruck: spürbar, aber nicht unangenehm.
Das Mundgefühl ist voll, cremig fast. Ich habe ihn sowohl pur als auch mit einem Tropfen Wasser probiert – beides funktioniert. Mit etwas Wasser kommen die Zitrusaromen etwas stärker durch, während die Rauchnote leicht zurücktritt.
Die Fässer – worauf Highland Park offenbar besonderen Wert legt
Es ist bekannt, dass Highland Park viel mit Sherryfässern arbeitet – vor allem mit solchen aus europäischer Eiche, die zuvor mit Oloroso belegt waren. Auch beim Viking Tribe scheint das der Fall zu sein, auch wenn keine genaue Fassangabe auf der Flasche steht.
Was man aber merkt: Die Fassauswahl war sorgfältig. Kein übertriebener Holzeinfluss, keine Bitterkeit, keine muffigen Noten. Stattdessen eine gewisse Wärme, Tiefe und ein sanfter Nachklang von getrockneten Früchten.
Es wäre leicht gewesen, bei einem NAS (No Age Statement) Whisky wie diesem auf billigere Fässer zu setzen. Hat man aber offenbar nicht getan. Und das merkt man bei jedem Schluck.
Kein Altersstatement – aber warum das hier keine Rolle spielt
Früher habe ich fast ausschließlich Whiskys mit Altersangabe gekauft. 12 Jahre, 15 Jahre, 18 Jahre – je älter, desto besser. Dachte ich zumindest. Heute bin ich vorsichtiger geworden. Alter ist nicht gleich Qualität. Es kommt auf die Fässer an, auf die Lagerbedingungen, auf das Blending.
Der Viking Tribe beweist das. Er hat keine Jahreszahl auf dem Etikett, aber er wirkt keineswegs jung oder unausgewogen. Im Gegenteil – er zeigt, dass Reife auch durch Erfahrung entsteht, nicht nur durch Zeit.
Für welche Momente dieser Whisky gemacht ist
Ich habe inzwischen mehrere Gläser des Viking Tribe getrunken – mal allein, mal mit Freunden. Und jedes Mal hatte ich das Gefühl, dass er in Gesellschaft am besten funktioniert.
Er ist kein Showstopper, kein Whisky, der einen sofort umhaut. Aber einer, der bleibt. Der ein Gespräch begleitet, ohne es zu stören. Der nicht dominiert, sondern unterstützt. Und genau das macht ihn für mich so besonders.
Ein Beispiel: Ich hatte letztes Jahr einen Abend mit zwei Freunden, die sich vorher noch nie begegnet waren. Unterschiedlicher konnten sie kaum sein. Und doch: Wir saßen am Küchentisch, jeder mit einem Glas, und nach kurzer Zeit war der Whisky Gesprächsthema. Nicht, weil er sich in den Vordergrund gedrängt hat, sondern weil er einfach präsent war. Auf eine ruhige, überzeugende Art.
Wer ihn nicht mögen wird – und wieso das auch gut ist
Ganz ehrlich: Wer auf extreme Aromen steht – massiven Torfrauch, Karamellbomben oder reine Sherrymonster – wird mit dem Viking Tribe vielleicht nicht glücklich. Dafür ist er zu subtil, zu ausgewogen.
Aber genau das schätze ich. Er ist nicht laut, sondern klar. Nicht beliebig, sondern durchdacht. Und das macht ihn für mich zu einem der Whiskys, die ich immer wieder gern öffne – nicht, weil sie spektakulär sind, sondern weil sie zuverlässig gut sind.
Preis-Leistungs-Verhältnis – meine Einschätzung nach mehreren Flaschen
Ich habe den Viking Tribe mittlerweile dreimal gekauft. Die erste Flasche im Laden, die beiden anderen online. Preislich liegt er irgendwo zwischen 35 und 45 Euro – je nach Anbieter.
Für das, was man bekommt, ist das mehr als fair. Natürlich gibt es günstigere Whiskys. Aber die spielen geschmacklich nicht in derselben Liga. Und viele teurere Abfüllungen bieten am Ende weniger.
Ich finde: Wer bereit ist, etwas mehr als den absoluten Einstiegspreis zu zahlen, bekommt hier einen Whisky, der jeden Cent wert ist. Nicht wegen Prestige, sondern wegen Inhalt.
Der Charakter und das Tasting vom Highland Park Viking Tribe Whisky
Nach der Destillation wird der Highland Park Viking Tribe Whisky mit sehr sauberem Quellwasser verdünnt, sodass er einen angenehmen und doch kraftvollen Alkoholgehalt in Höhe von 46 % vol erhält. Nachdem der Whisky lagern und reifen konnte, wird er aus verschiedenen Fässern vermählt und anschließend noch einmal für mindestens einen Monat in Fässer gefüllt, wo er dann in Ruhe akklimatisieren kann, bevor dann die Abfüllung in Flaschen erfolgt. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Vorgehensweise, die bei den meisten schottischen Brennereien allerdings keine Rolle mehr spielt.
Der Highland Park Viking Tribe Whisky landet mit einer klaren und hellgoldenen Farbe im Glas und verbreitet daraufhin auch direkt sehr angenehme Aromen, die die Nase verzaubern. So trifft der Geruchssinn auf würzige und fruchtige Noten von Rauch und Birnen. Auf Zunge und Gaumen entwickelt sich anschließend ein Geschmack, bei dem vor allem Nuancen von süßer Vanille, Zitrusfrüchten, Pfeffer und leichtem Rauch im Vordergrund stehen. Im lang anhaltenden Abgang zeigt sich ein Nachklang, der sowohl von einer Süße sowie von einem Hauch von Würze geprägt ist.
Die Herstellung des Highland Park Whiskys
Die Highland Park Brennerei produziert im Jahr 2,5 Millionen Liter Alkohol und verwendet dafür nur beste Zutaten. Das Wasser stammt aus der Cattie Maggies Quelle, die sich ebenfalls auf der Insel Orkney befindet. Teilweise werden noch eigene Malzböden verwendet, wobei für das Trocknen hauptsächlich Torf aus dem Hobbister Moor verwendet wird, der den rauchigen Charakter fördert. Als Brennblasen werden zwei Wash Stills sowie zwei Spirit Stills verwendet. Insgesamt sorgen 26 Lagerhäuser für sehr viel Platz, wo die Oloroso Sherryfässer aus Spanien optimal lagern und dabei von einem für die Reifung tollen Klima profitieren können.
Ein Kurzporträt der Highland Park Brennerei
Die Highland Park Destillerie befindet sich im Norden der schottischen Insel Orkney und gilt somit als eine der nördlichsten Brennereien des Landes. Gleichzeitig ist sie mit der durch Magnus Eunson schon im Jahr 1798 begonnenen Destillation von Alkohol auch eine der ältesten Destillerien Schottlands. Zur ersten offiziellen Lizenz kam es allerdings erst im Jahr 1826 unter der Leitung von Robert Borwick. Im Jahr 1937 wurde die Destillerie vom Unternehmen Highland Distillers gekauft, welches seit dem Jahr 1999 inklusive der Highland Park Brennerei zur Edrington Group gehört.
Mein persönliches Fazit nach über einem Jahr mit dem Viking Tribe
Ich habe in den letzten zwölf Monaten viele verschiedene Whiskys probiert. Teurere, seltenere, experimentellere. Manche waren beeindruckend, andere enttäuschend. Der Viking Tribe war keiner, der laut auf sich aufmerksam gemacht hat – aber er ist geblieben. Still, verlässlich, präsent.
Er steht bei mir im Regal nicht ganz vorn, aber ich greife regelmäßig nach ihm. Und ich weiß: Wenn ich jemanden zu Besuch habe, der einen ehrlichen, gut gemachten Whisky probieren will, dann schenke ich ihm diesen ein.
Keine große Geschichte, keine Show. Einfach ein Whisky, der sich nicht verstecken muss. Und das ist in der heutigen Zeit schon viel wert.