Ein persönlicher Blick auf Kilbeggan Whiskey – ehrlich, direkt und ohne Schnörkel
Kilbeggan Whiskey. Das war einer dieser Namen, die ich jahrelang ignoriert habe. Nicht aus Desinteresse – eher aus Unwissenheit. Und wenn ich ehrlich bin, war ich viel zu lange von den großen, lauten Marken abgelenkt. Die, die jeder kennt. Aber dann kam dieser Abend. Ein Freund, ein Glas, keine großen Worte. Nur dieser Geschmack. Und seitdem begleitet mich Kilbeggan.
Die Kilbeggan Distillery ist eine Brennerei im irischen Ort Kilbeggan, wo sie unmittelbar neben dem Fluss Brusna in einem alten Kloster erbaut wurde. Sie gilt als die weltweit älteste Whiskey Destillerie und beschert eine Vielzahl attraktiver Abfüllungen, von denen vor allem die im Folgenden beschriebenen Whiskeys immer eine optimale Wahl darstellen.
Die Geschichte von Kilbeggan: Kein Marketing-Märchen, sondern echtes Handwerk
- Man muss sich das mal vorstellen. In einem kleinen Ort mitten in Irland wurde eine Brennerei gegründet, während auf dem Festland noch Könige herrschten. Die Kilbeggan Distillery ist damit die älteste lizenzierte Whiskey-Brennerei der Welt – ein Fakt, den ich anfangs fast überlesen hätte.
Doch als ich tiefer eingetaucht bin, habe ich gemerkt: Das hier ist kein nostalgischer Rückblick, den sich irgendeine PR-Abteilung ausgedacht hat. Diese Destillerie wurde geschlossen, über Jahrzehnte vergessen, dann mit Hilfe der Dorfgemeinschaft wiederbelebt. 2007 wurde die Produktion wieder aufgenommen – mit Herzblut und mit alten Maschinen, die teils per Hand bedient werden. Keine automatisierten Prozesse, keine Roboterarme. Menschen, die wissen, was sie tun.
Ich erinnere mich noch gut an meine Tour durch die Brennerei. Keine Hochglanzwelt, sondern blanke Böden, ein leicht süßlicher Geruch nach Malz in der Luft und ein Führer, der mehr Geschichten auf Lager hatte als so mancher Historiker. Diese Wände atmen Geschichte. Und das meine ich wortwörtlich.
Die Gründung der Kilbeggan Brennerei durch Matthias McManus reicht bis in das Jahr 1757 zurück. Das macht sie zur ältesten lizenzierten irischen Whiskey Brennerei. Zwischenzeitlich hatte die Brennerei mit unterschiedlichen Ereignissen zu kämpfen. So führte in den 1830er Jahren eine irische Abstinenzbewegung zu großen Einbußen und das Jahr 1878 brachte einen großen Brand, der einen Teil der Destillerie zerstörte. Glücklicherweise halfen damals alle Bewohner dabei, die Fässer aus der Brennerei zu rollen, um größere Schäden zu vermeiden, was sowohl die Gebäude als auch den Vorrat betraf.
Weitere schwierige Zeiten waren das Jahr 1917 mit einer Nahrungsmittelknappheit, die zur Einstellung der Produktion von Whiskey führte, sowie das Jahr 1919, in dem die USA wegen der herrschenden Prohibition als Markt wegfiel. All diese Begebenheiten sorgten für eine komplette Einstellung der Whiskyherstellung in der Kilbeggan Brennerei im Jahr 1924. Zu eine Neustart kam es im Jahr 1932, als die Prohibition in den USA Geschichte war, bevor Steuererhöhungen allerdings dafür sorgten, dass der Betrieb im Jahr 1953 erneut eingestellt wurde.
Karl Heinz Mellor, ein deutscher Investor, kaufte die Brennerei im Jahr 1963, um den restlichen Lagerbestand zu verkaufen. Die Bewohner von Kilbeggan gründeten im Jahr 1982 die Kilbeggan Preservation and Development Association, um die Brennerei zu erhalten. Im Jahr 2007 wurde die Brennerei von der Cooley Destillerie aufgekauft.
Herstellung: Was drin ist, zählt
Was mich bei Kilbeggan sofort gepackt hat: Sie produzieren ihren Whiskey noch wie früher – aber nicht aus Prinzip, sondern weil es schmeckt.
Kilbeggan verwendet eine Mischung aus gemälzter und ungemälzter Gerste, doppelt destilliert in Kupferbrennblasen. Anders als viele moderne Destillerien verzichten sie auf die dreifache Destillation. Das Ergebnis ist ein kräftigerer, direkterer Geschmack.
Ein Detail, das mir besonders hängen geblieben ist: Die alte Mühle im Gebäude, die das Getreide noch selbst mahlt. Die läuft mit Wasserkraft. Keine Show – das Ding funktioniert wirklich.
Die Fässer, in denen der Whiskey reift, sind übrigens entscheidend. Kilbeggan setzt auf Ex-Bourbon, Virgin Oak und manchmal sogar auf ehemalige Sherryfässer. Diese Mischung verleiht dem Endprodukt eine Tiefe, die man nicht einfach so kopieren kann. Und ja, das merkt man im Glas.
Was man im Glas bekommt: Keine Show, sondern Substanz
Kilbeggan Traditional
Der erste, den ich probiert habe. Leicht süßlich, fast schon cremig auf der Zunge. Vanille, ein Hauch Getreide, dazu eine sanfte Würze. Kein Rauch, kein Schnickschnack. Einfach rund. Ich war überrascht, wie balanciert er war. Für mich der perfekte Einstieg.
Kilbeggan Triple Cask
Ein gutes Jahr später habe ich mich an diesen hier gewagt. Gereift in drei Fassarten. Ich hatte gelesen, dass der Wechsel von „Single Grain“ zu „Triple Cask“ mehr als nur ein neuer Name war. Und das stimmt. Der Whiskey wirkt strukturierter. Kokos, dunkle Beeren, etwas Karamell. Nichts davon ist dominant, alles fügt sich zusammen. So wie eine gute Playlist, bei der man jeden Song kennt, aber nie überspringt.
Kilbeggan Black
Hier wird es interessanter. Ein Hauch Torf, aber nicht zu aufdringlich. Ich mag eigentlich keine rauchigen Whiskeys, aber dieser hier hat mich abgeholt. Die Rauchigkeit ist mehr ein Hintergrundrauschen als eine Hauptmelodie. Dazu kommen Apfelnoten, leichte Gewürze, ein Tick Leder. Klingt wild, passt aber.
Wie trinkt man ihn? So wie man will
Ich bin kein Freund von Regeln beim Trinken. Wer meint, er müsse Kilbeggan mit einem Tropfen Wasser öffnen – bitte. Wer ihn pur liebt – nur zu. Ich persönlich trinke ihn meistens ohne alles. Kein Eis, kein Wasser. Einfach in einem schlichten Tumbler, am liebsten abends, wenn der Tag genug gesagt hat.
Kilbeggan ist kein Whiskey, den man nebenbei trinkt. Nicht, weil er so anspruchsvoll wäre – sondern weil er Aufmerksamkeit verdient. Und bekommt.
Persönliche Anekdote: Was ein alter Barkeeper mir beibrachte
In einem Pub in Galway saß ich mal mit einem älteren Barkeeper zusammen. Wir kamen ins Gespräch, und er fragte mich nach meinem Lieblingswhiskey. Als ich Kilbeggan sagte, lächelte er. „Good choice. Not fancy, but honest.“ Das hat gesessen. Genau darum geht’s: Ehrlichkeit im Geschmack. Keine Maskerade, keine Aromenexplosionen, die nur für Wettbewerbe gemacht wurden. Einfach guter, ehrlicher Whiskey.
Für wen ist Kilbeggan?
Für Menschen, die Whiskey nicht trinken, um etwas darzustellen. Für Leute, die Wert auf Geschichte legen – aber nicht aus Sentimentalität, sondern weil sie wissen, dass Zeit Charakter schafft. Und für jene, die nicht jeden Tropfen analysieren wollen, sondern einfach genießen.
Ich habe viele Whiskeys probiert. Teure, gehypte, experimentelle. Einige waren fantastisch, keine Frage. Aber wenn ich nach Hause komme und nur einen zur Hand habe, dann ist es dieser hier.
Nicht weil er perfekt ist. Sondern weil er echt ist.
Die besten Kilbeggan Whiskeys
Kilbeggan Traditional Irish Whiskey
Der Kilbeggan Traditional Irish Whiskey ist ein Blended Whiskey, der über einen angenehmen Alkoholgehalt in Höhe von 40 % vol verfügt. Dieser Kilbeggan Blended Irish Whiskey wird gemäß der irischen Tradition nur zweifach statt dreifach destilliert, was zu einem intensiveren Geschmack führt, der auch durch das lokale Getreide sowie durch sauberstes und mineralreiches Wasser gefördert wird. Dabei wird die Nase von einem angenehmen Aroma verzückt, bei dem vor allem Sherry und ein Hauch von süßem Malz im Vordergrund stehen. Der milde Geschmack sorgt für große Begeisterung durch eine tolle Kombination von Nuancen aus Vanille, Karamell, Pfirsich und Mandelnugat.
Kilbeggan Single Grain Irish Whiskey
Der Kilbeggan Single Grain Irish Whiskey gilt als einer der Nachfolger des 8 Jahre alten Whiskys der Kilbeggan Brennerei. Dieser Single Grain Whiskey lagert und reift in Fässern aus amerikanischer Eiche und bietet einen attraktiven Alkoholgehalt in Höhe von 43 % vol. Das süße Aroma verzaubert die Zunge mit angenehmen Noten von Beeren, Früchten, Vanille und Kokosnuss. Der etwas würzige und nussige Geschmack lässt Nuancen von Eiche und Biskuit erkennen, bevor der trockene und fruchtige Abgang lang anhaltend und mit einem Hauch von Gewürzen für weitere Begeisterung sorgt.
Kilbeggan Single Pot Still Malt Irish Whiskey
Dieser Kilbeggan Single Pot Still Whiskey ist eine neue Variante des Whiskeys, bei dem sowohl das Rezept als auch die verwendeten Kupferbrennblasen eine Hommage an die Traditionen der letzten Jahrhunderte darstellen. Es handelt sich um einen Single Pot Still Whiskey, der nicht zuletzt durch seinen Alkoholgehalt in Höhe von 43 % vol zu gefallen weiß. Er entfaltet für die Nase ein zauberhaftes Aroma, das von Minze und frischen Sommerfrüchten bestimmt wird. Was den Geschmack: betrifft, erweist sich dieser Whiskey als ausgewogen und weich bei tollen Noten von Zitrusfrüchten und Gewürzen. Der lang anhaltende Abgang ist cremig und vollmundig und belegt mit einem Hauch von Hafer.
Kilbeggan Small Batch Rye Limited Release Whiskey
Der Kilbeggan Small Batch Rye Limited Release Whiskey ist ein aus Roggen, Gerte und Mais hergestellter edler Tropfen, der alleine schon mit einer tollen Bernsteinfarbe und einem angenehmen Alkoholgehalt in Höhe von 43 % vol zu überzeugen weiß. Die Nase wird von einem Aroma umgarnt, welches vor alle durch gelierte Früchte und Sommerbeeren, Kokosnusscreme und Vanille bestimmt wird. Der Geschmack beeindruckt durch Noten von Haselnuss, Eiche und leichten Gewürzen sowie durch eine Süße, die mit Waffeln verglichen werden kann. Der Abgang ist lang anhaltend und knusprig, während sich fruchtige Kirschen bemerkbar machen und für einen gelungenen Abschluss sorgen.
Kilbeggan 18 Jahre Irish Whiskey
Bei dem Kilbeggan 18 Jahre Irish Whiskey handelt es sich um eine Sonderabfüllung, von der es auf der gesamten Welt nur 4.000 Flaschen gibt. Dieser Blended Irish Whiskey enthält Grain und Malt Whiskey und besticht durch die typische Milde irischer Whiskeys sowie durch einen angenehmen Alkoholgehalt von 40 % vol.
Das Aroma wird bestimmt von verschiedensten Noten, zu denen unter anderem Vanille, Früchte wie Orangen, Pfeffer und auch Mandeln und Eiche gehören. Die Eiche trifft man auch beim Geschmack auf der Zunge wieder, die zudem von Früchten, Gewürzen, Anis, Malz und Getreide verwöhnt wird. Der Abgang verspricht einen langen und vor allem weichen und vollen Nachklang.
Die Herstellung von Whiskey in der Kilbeggan Brennerei
Was den Kilbeggan Whiskey betrifft, werden im Jahr um die 175.000 Liter des edlen Tropfens produziert, was ungefähr 250.000 Flaschen entspricht. dazu muss allerdings gesagt werden, dass ein großer Teil dieses Whiskeys nicht in der Kilbeggan Destillerie, sondern in der Cooley Brennerei hergestellt wird. Die Kilbeggan Brennerei produziert aber nach wie vor einen Teil selber und greift dabei auf sauberstes und gesundes Wasser aus dem direkt an der Destillerie vorbeifließenden Flusses Brosna zurück. Eine Besonderheit der Brennerei ist die älteste Kupferbrennblase der Welt, welche schon um das Jahr 1800 gefertigt wurde und bis heute im Einsatz ist. Seit dem Jahr 2010 besitzt die Brennerei auch eine Mash Tun und sechs Washbacks zum Maischen und Fermentieren. Um mehr des Geschmackes zu erhalten, verzichtet die Kilbeggan Brennerei auf eine dreifache Destillation und destilliert nur zweifach.
Für die Lagerung verwendet die Kilbeggan Brennerei ein so genanntes Racked Warehouse, in dem ausschließlich kleinere Fässer verwendet werden, welche vorher schon für andere Spirituosen wie Sherry, Bourbon oder Wein genutzt wurden. Die Reifung des Single Grain Whiskeys dauert dabei zum Beispiel mindestens vier Jahre in den Ex-Bourbonfässern, bevor eine Nachreifung in anderen Starkweinfässern erfolgt.
Ein paar abschließende Gedanken
Wenn du Kilbeggan noch nicht kennst, probier ihn. Nicht, weil er „legendär“ ist oder auf jeder Top-10-Liste steht. Sondern weil er etwas mitbringt, was viele Marken verloren haben: Charakter ohne Attitüde.
Und das ist in einer Welt voller Hochglanzverpackungen ziemlich erfrischend.